Fahrbericht

BMW X5: eDriveMaxi-SUV mit Mini-Verbrauch

  • In AUTO
  • 20. Februar 2014, 00:08 Uhr
  • Michael Specht (vm)

In Sachen Effizienz hat BMW früh die Weichen gestellt. Der Lohn: Seit Jahren haben die Bayern nicht nur die sparsamsten Modelle im Segment, sondern fahren auch bei der Elektromobilität auf der Pole Position. Nach dem i8 kommt nächstes Jahr mit dem X5 eDrive BMWs zweiter Plug-in-Hybrid auf den Markt. Der Maxi-SUV glänzt durch Mini-Verbrauch und erlaubt bis zu 30 Kilometer elektrisches Fahren.

Wären da nicht die typischen Tarnfolien am Blech und an den Scheinwerfern sowie der Tankdeckel am vorderen linken Kotflügel - kein Mensch würde erkennen, dass es sich hier um einen ganz besonderen X5 handelt. Unter der Haube werkelt erstmals ein Vierzylinder. Richtig gelesen: vier. In dieser Fahrzeugklasse eigentlich ein absolutes No-Go, Öko hin, Sparsamkeit her. Doch muss der Zweiliter-Turbobenziner (245 PS) den dicken Bayern nicht alleine antreiben. Ihm hilft ein 95 PS starker Elektromotor.

Und damit kriegt das Ganze gleich eine andere Dimension. Zusammen bilden sie das perfekte Team. Bärenstarker Antritt und trotzdem knauserig wie ein Kleinwagen. Für den X5 Plug-in-Hybrid gibt BMW einen Wert von 3,8 Litern pro 100 Kilometern an. "Das sind 4,7 Liter oder 55 Prozent weniger als bei einem vergleichbaren X5 mit Dreiliter-Benzinmotor", sagt Projektleiter Gerhard Thiel.

Dass der bayerische Premium-Hersteller die aufwendige Technik gerade in den X5 packt, hat seinen Grund. SUV werden sehr viel öfter für kurze Strecken eingesetzt als Limousinen wie beispielsweise der Fünfer oder Siebener. "80 Prozent der Autofahrer legen täglich weniger als 30 Kilometer zurück", erklärt Thiel. Zudem ist das urbane Umfeld für einen Plug-in-Hybrid das ideale Terrain, schon im Hinblick auf eventuelle Umweltzonen, die auch Dr. Marcus Bollig früher oder später in den meisten Großstädten dieser Welt kommen sieht. "Wir werden hier in Zukunft elektrisch fahren", sagt der Leiter EfficientDynamics.

Beim X5 eDrive, so der vermutlich spätere Name des Plug-in-Modells, reicht dazu ein kleiner Schalter auf der Mittelkonsole. Sanft und leise, doch nachdrücklich setzt sich der über zwei Tonnen schwere SUV in Bewegung, angetrieben nur durch die E-Maschine. Sie wurde vorn ins Achtgang-Automatikgetriebe integriert, dort, wo zuvor der Drehmomentwandler saß. Durch diese Platzierung brauchten die Ingenieure am permanenten Allradantrieb (xDrive) keine Änderung vorzunehmen.

Bis zu 120 km/h lässt das System elektrisches Fahren zu. Allerdings nur mit seichtem Gasfuß. Wird mehr Leistung abgefordert oder wenn dem 9-kWh-Akku (Lithium-Ionen) der Saft ausgeht, schaltet sich nahezu unmerklich der Vierzylinder-Turbo ein. Vom Klangerlebnis erreicht das Zweiliter-Aggregat natürlich nicht die Souveränität eines Sechs- oder gar Achtzylinders, spricht aber, zumindest im Sport-Modus, sehr spontan an, weil Verbrennungs- und Elektromotor ihre Kraft gemeinsam beisteuern. Zudem: Wer sich den X5 als Plug-in-Hybrid zulegt, wird diesen Soundanspruch sicher nicht stellen. Er möchte möglichst effizient und umweltschonend unterwegs sein.

Trotz der etwa koffergroßen Batterie im Heck büßt der X5-Fahrer so gut wie kein Ladevolumen ein. Ebenso bleibt das SUV ein vollwertiger Fünfsitzer, mit dem die Familie bequem in den Urlaub fahren kann. "Das Fahrzeug behält seine volle Alltagstauglichkeit", sagt Projektleiter Thiel. Auch die rund 250 Kilogramm Mehrgewicht, die Batterie, Leistungselektronik und E-Motor auf die Waage bringen, sind weder im Handling noch beim Bremsen oder Beschleunigen zu spüren.

Mit dem Sportwagen i8 leitet BMW diesen Sommer sein Plug-in-Zeitalter ein. Der X5 eDrive folgt im nächsten Jahr. Und es gehört nicht viel Fantasie dazu, dass der Münchener Autobauer mit dieser modular aufgebauten Hybrid-Architektur vom Dreier aufwärts nach und nach seine gesamte Palette ausrüsten wird. Gilt es doch, bis 2020 den von der EU vorgegebenen CO2-Flottenausstoß von 95 g/km zu erreichen. Und dies ist ohne Elektrifizierung definitiv nicht zu schaffen.

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