Jubiläum

Konzept Dacia auf Erfolgskurs

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  • 29. Juli 2014, 10:39 Uhr
  • Martina Göres (vm)

Als Dacia 2004 die kantig-schlichte Stufenheck-Limousine Logan präsentierte, wurde die Marke von der etablierten Automobilindustrie bestenfalls belächelt. Heute ist die rumänische Renault-Tochter erfolgreicher denn je. Mit der Konzentration auf das Wesentliche und dem jeweils günstigsten Angebot bleibt die Strategie auch zehn Jahre nach dem Debüt auf dem deutschen Markt unverändert.

Der ursprünglich für Osteuropa entwickelte Logan war keine Schönheit, der 2005 mit einem Basispreis von 7 200 Euro als günstigstes Neufahrzeug in den deutschen Handel kam. Und trotzdem fanden sich hierzulande für dieses robuste, aber konkurrenzlos günstige Fahrzeug auf Anhieb 2 000 preissensible Kunden, die ohne Schnickschnack von A nach B kommen wollten. Mit dem Marktstart des wesentlich ansehnlicheren Kombi-Modells Logan MCV 2006 verdreifachten sich die Verkäufe bereits. Bis Ende 2013 hat Dacia in Deutschland mehr als 335 000 Fahrzeuge verkauft, weltweit sind es knapp sechs Millionen Autos.

Die aktuelle Palette für Deutschland umfasst sieben Produkte, die nicht nur mit günstigen Einstiegspreisen, sondern jeweils auch mit guter Raumausnutzung glänzen. Erfolgreichstes Modell ist der Kleinwagen Sandero mit einem "Kampfpreis" von 6 890 Euro, rund 55 Prozent aller Verkäufe des Fünftürers entfallen auf die Stepway-Variante im pfiffigen Offroad-Look. Auf Rang Zwei folgt der kompakte Duster, der einzige Dacia mit einem Basispreis von mehr als 10 000 Euro - und trotzdem das mit Abstand preisgünstigste SUV in Deutschland. Seine Einführung vor vier Jahren hat den Erfolg der Marke endgültig gefestigt. Außerdem im Angebot: die zweite Generation des Logan MCV, der kompakte Familien-Van Lodgy und die beiden Hochdach-Kombis Dokker und Dokker Express. Neben Benzin- und Dieselmotoren gibt es für jedes Modell auch eine LPG-Version, für die sich im Durchschnitt zehn Prozent aller Käufer entscheiden.

Lautete die Maxime der ersten Jahre noch Verzicht und pure Einfachheit, hat inzwischen mehr Komfort in die Dacia-Modelle Einzug gehalten. ESP ist jetzt immer an Bord, und auf Wunsch sind auch Klimaanlage, Tempomat oder Parksensoren am Heck erhältlich - gegen Aufpreis natürlich. Da kostet der Duster statt 10 490 Euro schnell mal knapp 19 000 Euro, kommt dann aber mit Allrad, Leder, Navigation und Alurädern daher - und ist immer noch günstiger als die Konkurrenz. Nur fünf bis zehn Prozent aller Dacia-Kunden entscheiden sich für die karg ausgestatteten Basis-Versionen. Für den Duster liegt der durchschnittliche Verkaufspreis bei rund 15 000 Euro. Start-Stopp-Automatik oder Spurhalte-Assistent sind in der Aufpreisliste nie zu finden, aber das wissen und akzeptieren die Kunden oder wollen es gar nicht anders.

Wo liegt also das Geheimnis des Erfolgs? Zum einen bauen die Dacia-Karosserien auf einer relativ einfachen und einzigen Plattform auf - der des vorigen Renault Clio. Zum anderen muss kein Geld mehr in die Komponenten-Entwicklung investiert werden. Alles ist bewährte Renault-Technik, von den Motoren über Fahrwerk und Getriebe bis hin zur Armaturentafel.

Apropos Motoren: Inzwischen sind auch die neuen, sparsamen TCe-Turbobenziner von Renault im Dacia erhältlich. Den Allrad für den Duster steuert Renault-Kooperationspartner Nissan bei. Die flexible Produktion sowie die relativ niedrigen Lohnkosten im rumänischen Pitesti und in Tanger/Marokko verringern ebenfalls Kosten. Bereits beim Design neuer Modelle liegt der Fokus auf dem späteren Endpreis. Schlanke Vertriebsstrukturen - genutzt wird das weltweite Renault-Händlernetz - und der Verzicht auf aufwendige Werbekampagnen sind weitere Erfolgsgründe.

Rabattschlachten gibt es bei Dacia übrigens keine, jeder Kunde zahlt den knapp kalkulierten Listenpreis, und der Händler erhält eine feste Marge, die aber unterhalb des branchenüblichen Wertes liegt. Hinzu kommt, dass sich heute kein Käufer eines Dacia-Modells mehr dem Verdacht ausgesetzt sieht, er könne sich kein teureres Fahrzeug leisten. Der Dacia ist das Statussymbol für alle, die kein Statussymbol brauchen, heißt es selbstbewusst im Unternehmen.

In der Branche wird die Marke längst nicht mehr belächelt. Im Gegenteil! Sie wird jetzt sehr ernst genommen. Ihr Erfolg im Billig-Segment rief auch andere Hersteller auf den Plan. So wollen Opel und Volkswagen ebenfalls vermehrt auf günstige Einstiegsautos setzen, um für Kunden mit kleinem Budget attraktiv zu sein.

Martina Göres

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