Automobilproduktion

Automobilbau: Der "Doktor" hört die Presse ab

Der Arzt hört bei der Vorsorgeuntersuchung den Patienten ab. Arbeitsausfälle sollen vermieden werden. Ebenso wie der Mediziner arbeitet der Ingenieure bei der Instandhaltung von Produktionsanlagen bei VW. Dort wird aber statt Stethoskop ein spezielles "Mikrofon" eingesetzt, das den "Korpus" der Fabrikationseinrichtung abhört. Somit können Stillstände durch frühzeitige Instandhaltungsmaßnahmen vermieden werden.

Das Herz der Automobilproduktion ist die Pressenstraße. Kommt sie wegen eines defekten Bauteils zum Stillstand, stoppt die ganze Pkw-Herstellung. Deshalb gibt es bei VW im Technologie Center Presswerk in Wolfsburg das sogenannte "Condition Monitoring Team". Diese "technischen Doktoren" arbeiten nach dem Motto "Vorbeugen ist besser als Heilen". Und sie gehen bei den Maschinen ähnlich vor, wie Mediziner beim Menschen.

Die akustischen Schwingungen der Pressenanlage beziehungsweise ihrer Bauteile werden mit einem "Stethoskop" aufgenommen, abgespeichert und gleichzeitig auf einem Bildschirm angezeigt. Anhand dieser "akustischen Kamera" werden die Bauteile auf ihre gesunden Schwingungen analysiert und der Ist-Zustand mit dem Soll-Zustand verglichen. Ist hier ein "anormales Röcheln" zu hören, wird die Instandhaltung informiert und falls nötig zum Beispiel Bauteile der Pressenstraße ganz gezielt in der produktionsfreien Zeit ausgetauscht.

Ebenso überprüfen die technischen Doktoren gleich den Medizinern bei der Produktionsanlage den "Puls" und die "Körpertemperatur". So ist die Überwachung des Stromverbrauchs ein Indikator in der "Gesundheitsfürsorge". Wird etwa mehr verbraucht als im Urzustand, wird der Sache auf den Grund gegangen. Ebenso wird die Temperatur der Ölkreisläufe zur Zustandsbestimmung herangezogen. So sind die Verfügbarkeit und die Prozesssicherheit weiter zu steigern.

"Ohne das Condition Monotoring Team wäre es zu ungeplanten Stillständen an den Anlagen gekommen. Wir hätten viel Geld für eine ausgelagerte Produktion ausgeben müssen", erklärt Markus Lange, Leiter des Presswerks in Wolfsburg. Für ihn haben sich die Investition in die "Doktoren" und die Technik schon nach den ersten geplanten Reparaturarbeiten bezahlt gemacht.

Wolfgang Pester

STARTSEITE