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Automobilproduktion: Trocken schmiert besser als nass

Der Sprung ins Wasser sorgt an heißen Sommertagen für Abkühlung. Seit jeher gilt dieses Verfahren auch in industriellen Produktionsprozessen. Beim Bohren, Drehen und Fräsen von Metallen werden viel Wasser und Öl zum Kühlen und Schmieren eingesetzt. Mit dieser sogenannten "Nassbearbeitung" ist jetzt bei Volkswagen Schluss. Die Wolfsburger revolutionieren mit einer neuen, umweltfreundlichen "Trockenbearbeitung" diese mechanischen Fertigungsverfahren. Mit der als "Minimal-Mengen-Schmierung" (MMS) bezeichneten Methode sinkt der Einsatz von mineralölhaltigen Kühlschmierstoffen um maximal 98 Prozent bei der mechanischen Bearbeitung von Grauguss, Stahl und Aluminium. Der Verbrauch von Wasser sinkt bis zu 80 Prozent gegenüber der Nassbearbeitung und der von Energie um mehr als 50 Prozent. Zum Beispiel werden je hergestelltem Zylinderkopf im alten Nassverfahren vier Liter eines Gemisches aus Wasser und Öl zum Kühlen und zum Schmieren verbraucht. Durch MMS vermindert sich die benötigte Menge auf 0,01 Liter Öl pro Bauteil. Und das wird in einem dünnen Nebel auf die zu bearbeitende Stelle gesprüht. Die anfallenden Späne aus der mechanischen Bearbeitung sind nicht verunreinigt und können direkt recycelt werden und reduzieren so auch das Abfallaufkommen.

Das Werk Salzgitter ist Vorreiter bei der Entwicklung des MMS-Verfahrens, das bereits in vielen Motorenwerken von Volkswagen eingesetzt ist. Es spart allein in Salzgitter in der Produktion von Zylinderköpfen 450 000 Euro je Jahr. Für Stefan Hoheisel, Leiter des Kompetenzzentrums Trockenbearbeitung im dortigen Werk, ist "der Einsatz der Minimal-Mengen-Schmierung ein Meilenstein auf unserem Weg zur noch umweltfreundlicheren Produktion". Doch was in der Industrie beim Kühlen mit Minimal-Mengen gelingt, klappt nicht beim Sprung ins kühle Nass. Denn beim Baden an heißen Sommertagen bereiten Maximal-Mengen Wasser großen Spaß.

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