Präsentation

Ghost Series II - Rolls-Royce verfeinert den Bestseller

  • In AUTO
  • 23. September 2014, 16:12 Uhr
  • Rudolf Huber (vm)

Mit einer Frischzellenkur macht Rolls-Royce sein Erfolgsmodell Ghost für die zweite Lebenshälfte fit. Äußerlich behutsam und technisch durchaus spürbar ist das Luxus-Auto in Form gebracht worden. Eine erste Ausfahrt mit der mindestens 272 837 Euro teuren Limousine hat uns Überzeugt.

Die neuen Scheinwerfer fallen beim "Ghost Series II" - so der korrekte Name der Nobel-Karosse - sofort auf. Hier scheint der Wagen besser auszuleuchten, weil er so konzentriert die Augen zukneift, meint man. Doch dahinter stecken Voll-LED-Scheinwerfer mit automatischem Kurven- und Fernlicht. Dass auch die Frontstoßstange modifiziert und der Seitenlinie ein bisschen mehr Stämmigkeit verliehen wurde, ist aber erst auf dem zweiten Blick zu erkennen.

Auch im Innenraum fallen die neuen Farben und ein wenig mehr Chrom um die Rundinstrumente nicht sofort ins Auge. Schon die Series I zeigte Charakter und machte markant auf sich aufmerksam. Bei so einer gediegenen Eleganz sind große Design-Sprünge auch nicht opportun. Und bei der Einschätzung der optimalen Sitzposition im Ghost Series II fällt die Wahl schwer. Doch die "Theaterbestuhlung" in der hinteren Reihe verbreitet Wohnzimmer-Flair, weshalb üblicherweise auch dort die Herrschaften sitzen. Aber auch vorne: Der Platz hinter dem großen Lenkrad mit den vergleichsweise wenigen Tasten für die Bedienung von Tempomat, Radio und Telefon verspricht einen ganz besonderen Fahreindruck.

Es hat schon einen ganz besonderen Charme, wenn der Chauffeur den Schlag aufreißt und man in feinstem Leder versinkt. In diesem Auto entrückt der Passagier quasi lautlos der Realität. Oder der Mitfahrer kann sich bei einem Film entspannen, chatten, skypen oder die Börsenkurse abrufen, studieren und drauf reagieren. Schließlich hat der Ghost auch seinen eigenen WLAN-Hotspot mit 230 GB-Festplatte. Das reicht für Musik und Filme en masse.

Aber auch das Kommando über die jetzt 570 PS (zehn mehr als bisher) unter der mächtigen Motorhaube gewährt ein ganz spezielles Erlebnis. Die Art und Weise, wie der Zwölferzylindermotor mit Doppel-Turbo die knapp 2,5 Tonnen Lebendgewicht nach vorne katapultiert - wenn man ihn denn lässt - gehört zu den ganz speziellen Erlebnissen eines Autofahrerlebens. 4,9 Sekunden für den 100er-Sprint sind eine klare Ansage. Kein Wunder, denn das massive Drehmoment-Maximum von 780 Nm steht quasi ab der erhöhten Leerlauf-Drehzahl von 1 500/min dienstbereit. Dass aus dem Ghost auch als Series II kein Sportwagen geworden ist, versteht sich. Aber wem bei soviel Power der Sinn nach Rasanz steht, der kann mit dem Dynamic-Driving-Paket das physikalisch Machbare aus diesem noblen Untersatz herausholen. Dabei sorgen die neuen hydraulischen Hinterachslager für noch mehr Stabilität, und gerade bei forcierter Gangart.

Natürlich steckt viel Technik von Rolls-Royce-Mutter BMW im Ghost Series II. Aber die Briten haben es geschafft, die typische Anmut, die üppige Leistung und die massive Kraft so zu verpacken, dass beim Fahren nicht der Eindruck nach einem verkleideten 7er-Zwölfzylinder-BMW aufkommt. Dazu ist einfach zu viel typisch Rolls-Royce: vom Wurzelholz über die handverarbeitete Lederausstattung bis hin zur feinen Analog-Uhr oder dem per Knopfdruck seitlich aus der Beifahrertür automatisch angereichten Regenschirm mit RR-Signet.

Der zentrale Dreh-Drück-Schieberegler - jetzt lässt BMW doch ein wenig grüßen - auf dem Mitteltunnel ist durch die Auffrischung schlauer geworden: das Touchpad kann jetzt sogar arabische und chinesische Schriftzeichen entziffern. Alternativ kann der Pilot seine Kommandos auch laut aussprechen. Die Sprachsteuerung wurde ebenfalls erweitert.

Rudolf Huber/mid

Stärken: Sehr gute Verarbeitungsqualität, gute Fahrleistungen, sehr noble Ausstattung.
Schwächen: Sehr hoher Preis, hoher Benzinverbrauch.

Technische Daten Rolls-Royce Ghost Series II:
Viertürige, viersitzige Luxus-Limousine, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Metern: 5,40/1,95, 1,55/3,30, Kofferraumvolumen: 490 l, Wendekreis: 13,4 m, Leergewicht: 2 360 kg, Tankinhalt: 83 l.
Motor: 6,6-Liter-Zwölfzylinder-Benziner mit 420 kW/570 PS bei 5 250/min, Achtgangang-Automatikgetriebe, max. Drehmoment: 780 Nm bei 1 500/min, 0-100 km/h: 4,9 s, Höchstgeschwindigkeit (elektronisch begrenzt): 250 km/h, Verbrauch: 14,0 l Super auf 100 km, CO2-Emission: 327 g/km, Preis: 272 837 Euro.

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