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Seitenwind-Assistent fürs Wohnmobil - Auf in den Sturm!

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  • 27. November 2014, 10:33 Uhr
  • Patrick Broich/SP-X

Wer sein Wohnmobil bei Hymer kauft, kann künftig noch sicherer über stürmisch-herbstliche Autobahnen fahren. Dank Seitenwind-Assistent bleibt die Fuhre bei jedem Wetter sicher auf der Bahn. Wir haben es ausprobiert.

Der erfahrene Autofahrer weiß, dass Seitenwind unangenehm werden kann. Nichts ahnend gleitet man über die Bahn, und plötzlich wird der Wagen von einer Bö erfasst, was einen deutlichen Schlenker zur Folge hat. Kein Problem, wenn man das Lenkrad fest in den Händen hält und rasch eine Korrektur vornimmt. Doch wie fühlt sich das in einem Wohnmobil an? Der große, flächige Aufbau bietet dem Wind deutlich mehr Angriffsfläche als ein durchschnittlicher PKW. Will also heißen: Wenn der Windstoß das rollende Heim packt, kann es schon einen heftigen Satz zur Seite machen. Wir wollen es am eigenen Leib spüren, nehmen auf dem Beifahrersitz der über dreißig Jahre alten Wohnmobil-Version eines Mercedes T1-Transporters Platz und lassen uns vom Instruktor an der Windmaschine vorbei kutschieren. Die macht mit 80 km/h Geschwindigkeit einen gesunden Sturm, und als das Oldtimer-Mobil mit Tempo Einhundert durch die Verwirbelung fährt, hebt es sogar kurz das Rad. Wer das Lenkrad jetzt nicht fest umklammert und besonnen reagiert, kann im schlimmsten Falle sogar umkippen.

Dass die ESP-Einheit der neuesten Sprinter-Generation einen Seitenwind-Assistent umfasst, ist eigentlich bekannt. Aber die Ingenieure haben diese Funktion nicht schon seit Beginn in die Steuergeräte sämtlicher Sonderaufbauten integriert. Die Softwaremuss auf Gewicht und Schwerpunkt des Aufbaus zu programmieren einige beansprucht einige Zeit. Schließlich sind für jede neue Applikation auch aufwendige Praxistests nötig, erklärt Versuchsfahrer Thomas Konzelmann. Inzwischen aber können auch individuelle Sprinter-Varianten in den Genuss des elektronischen Seitenwind-Schutzes kommen und nicht nur die Grundmodelle von der Stange. Dazu zählen beispielsweise die so genannten teilintegrierten Hymer-Wohnmobile der Modellreihe ML-T. Kenner sehen an der einschlägigen Front, dass der Mercedes-Evergreen unter dem wuchtigen Aufbau steckt. Die Motorenpalette reicht hoch bis zum drei Liter großen Sechszylinder, damit der ausladende Wohnprofi auch hurtig vom Fleck kommt.

Jetzt geht es noch einmal auf die Versuchsstrecke und damit noch einmal an der mächtigen Windmaschine vorbei. Und da es sich bei den Probanden um neue Hymer-Testwagen handelt statt um das wertvolle T1-Museumsstück, dürfen wir auch selbst ans Steuer. Als wir in den Einzugsbereich der großen Turbinen kommen, macht es einen kleinen Ruck - weiter passiert nichts, auch das Lenkrad hat kaum Eigendynamik entwickelt.

Blitzschnell hat die Elektronik die Situation erkannt und durch gezielte Bremseingriffe ein Giermoment erzeugt, das den Aufbau korrigierend um die Hochachse führt und ihn auf diese Weise sicher auf Kurs hält. Ingenieur Mirko Bänisch erläutert, dass man die gleiche Wirkung theoretisch auch per aktiver Lenkung erzielen könnte, doch der Sprinter verfügt noch über ein hydraulisches System.

Übrigens ist der ab knapp 65.000 Euro lieferbare ML-T das erste Wohnmobil mit einem derartigen Korrektur-Feature. Selbst Hymers neuester Spross, der ML-I, muss in puncto Seitenwind-Assistent passen. Die Verantwortlichen haben den Rahmen der Assistenzsystem-Präsentation genutzt, um den Prototypen des ebenfalls auf dem Sprinter basierenden - in diesem Fall eigenständig gestalteten, voll integrierten Wohnmobils - vorzustellen. Kaum denkbar, dass die Hightech-Fuhre nächstes Jahr ohne diese Funktion in Kundenhand kommt. Man arbeite bereits an einer Applikation, versichert Konstrukteur Bänisch. Gute Nachrichten auch für Kunden, die den Assistenten jetzt noch nicht an Bord haben: Er lässt sich per Software-Update für wenige hundert Euro nachrüsten. In diesem Sinne: Auf in den Sturm.

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