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Panorama: Offroad-Tour - Ein bisschen Schwerstarbeit

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  • 28. November 2014, 09:05 Uhr
  • Patrick Broich/SP-X

Mit Allradfahrzeugen kann man auch abseits befestigter Wege fahren. Man muss aber nicht. Wie es funktioniert, haben wir mit einem Subaru XV ausprobiert und dazu eingefahrene Wege verlassen.

Die meisten SUV-Käufer haben in der Regel keine besonderen Reiseziele vor Augen außer vielleicht die nächstgelegenen Innenstädte für eine ausgedehnte Shopping-Tour. Subaru-Käufer sollen für gewöhnlich anders gestrickt sein. Daher haben sogar die Kombis und Limousinen bis auf wenige Ausnahmen Allradantrieb, und die Kundschaft weiß das. Doch nicht, dass der Hersteller Autofahrer mit urbanem Lebensstil nach Hause schicken müsste. Der XV 2,0 D ist ein eher szeniger Lifestyle-Kraxler, wie man bereits an den auffälligen Signaltönen der Farbpalette erkennen kann. Für ihn gilt antriebsseitig allerdings die gleiche Grundregel: nicht ohne zwei angetriebene Achsen. Und die kann man auf mancher Reise sogar ganz gut gebrauchen.

Auf dem weiten Weg vom Nordkap ans südliche Ende des italienischen Stiefels setzen wir den XV im Abruzzen ein; es ist zwar keineswegs so, dass das abwechslungsreiche Fleckchen Italien zwischen Bergmassiv und Küste über schlechte Landstraßen oder mangelhafte Autobahnen verfügen würde, doch die Möglichkeiten für einen ausgedehnten Ausflug auf schwierig passierbare Abwege sind zahlreich.

Unweit von L'Aquila, der vom schweren Erdbeben 2009 noch immer gezeichneten Regionalgröße, führen Überlandstrecken an saftigen Wiesen, Schafherden und Wäldern vorbei - wir nutzen die Gelegenheit und wagen einen Abstecher Richtung Natur pur. Es geht links ab in einen kleinen, von Obstbäumen gesäumten Weg. Jetzt wird es ein bisschen steinig, aber ein konventioneller Pkw hätte noch gute Karten, die kleine Passage zu überwinden. Der 108 kW/147 PS starke Boxer-Diesel treibt den Japaner beflissen über den widerspenstigen Untergrund; er arbeitet angemessen kultiviert und erfreut durch ordentliche Zugkraft. So zerren schon ab 1.600 Touren 350 Nm an den Antriebswellen - damit kann man leben.

Nach wenigen hundert Metern, der Subaru muss noch gegen ein Stück nasse, zähe Wiese mit hohen Gräsern kämpfen - und man kann eine faszinierende Aussicht auf ein fernes Tal und eine wahrlich beeindruckende Berglandschaft genießen. Nach einer Verschnaufpause und ein paar Fotos geht es mühelos zurück zum Ausgangspunkt; das hier war jedoch nur das Warmlaufen, gleich muss der XV wirklich ackern, um voran zu kommen.

Da stehen wir nun auf einer schmalen Straße, um die herum nichts als Wald ist. Bäume, hoch und dicht gewachsen, verdecken den Himmel und geben ein heimeliges Gefühl. Doch der Blick auf den Boden lässt nichts Gutes ahnen. Hier reihen sich Stein an Stein - schnelles Vorwärtskommen ist Wunschdenken. Ein paar Kilometer liegen vor uns, der Selbstzünder kommt kaum über Standgasdrehzahl hinaus - im ersten Gang, versteht sich. Höhere Tempi würden die Federung an ihre Grenzen bringen, spätestens jetzt hätte eine herkömmliche Kompaktklasse mit weniger robustem Fahrwerk und ohne 4x4 massive Probleme.

Auch wenn der XV in der Realität wohl vorwiegend auf dem Asphalt eingesetzt wird, gaben ihm die Techniker doch das nötige Rüstzeug auf den Weg, um Gelände-Abschnitte unbeschadet zu überstehen. Verstärkte Stabis und Metallbuchsen an den hinteren Querlenkern sollten nach einem Trip wie diesem vor einem außerplanmäßigen Besuch bei der Achsvermessung bewahren. Ordentliche Verschränkungen zeigen, dass der steinige Weg dem Kraxler ganz schön zusetzt, obwohl der Pfad mit bloßen Augen betrachtet gar nicht so schlimm wirkt.

Als der Weg dann auch noch steil wird, nimmt der Anspruch drastisch zu. Am besten stets in Fahrt bleiben, damit die Kupplung nicht leidet. Doch es geht nicht immer. Manche Bodenwellen sind so tief, dass man sich nicht traut, rollend darüber zu fahren - man muss die Achsen ja nicht überstrapazieren. Dafür leidet die Kupplung. Diese Erfahrung zeigt: Wer tatsächlich im Sinn hat, öfter mal einen Ausflug ins Geröll zu wagen, sollte zu Subarus stufenlosem Automaten greifen, mit dem das Anfahren unter extremen Bedingungen einfach besser und vor allem ohne Verschleiß gelingt. Leider ist dieser derzeit nicht mit dem Selbstzünder kombinierbar.

Am Ende schafft der XV die Strecke mit ein wenig Kupplungsgeruch sowie einer vermutlich am Limit arbeitenden Viscosperre aber doch - bravo! Dass er sich auf dem Asphalt wohler fühlt, ist ein offenes Geheimnis. Schön zu wissen, dass er auch anders kann. Der Rückweg gelingt erwartungsgemäß problemlos, jetzt ist die Bremse wichtiger als das Gas. Der 1,4-Tonner schiebt ganz schön unter dem Eindruck des Gefälles. Endlich ist die befestigte Fahrbahn erreicht, und wir ziehen wieder vorbei an den Wäldern und Wiesen. Zurück am Start offenbart ein Blick auf die mit Matsch bedeckte Außenhaut, dass der XV Schwerstarbeit geleistet hat. Nach einer kleinen Pause kann es weitergehen, Neapel, und damit das Ende unserer Tour, wartet schonschonschonschon. Pause kann es weitergehen. Neapel wartet schon.

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