Motorsport

Formel E: Kraftkur für Elektroautos

  • In MOTORSPORT
  • 17. Dezember 2014, 11:43 Uhr
  • Ralf Loweg (vm)

Das Geschäft mit den Elektroautos kommt nur im Schneckentempo voran. Reichweite, Preis, "Tanken" die Handicaps: Noch gibt es viele Baustellen auf dem Weg in die emissionsfreie Zukunft. Ganz klar: Im alltäglichen Straßenverkehr können die E-Fahrzeuge mit der Benzin-Flotte noch lange nicht mithalten. Umso rasanter geht es dafür auf der Rennstrecke zu. Denn die neue Formel-E-Weltmeisterschaft hat in kürzester Zeit eine treue Fan-Gemeinde gewonnen. Großen Anteil an der enormen Popularität der Serie in Deutschland haben das Abt-Team und Technik-Partner Schaeffler.

Unter dem Motto "lautlos auf Erfolgskurs" stehen die "Äbte" im Rampenlicht. Denn der Brasilianer Lucas di Grassi drückt der Rennserie seinen Stempel auf: Der Abt-Pilot feierte in Peking sogar den historischen ersten Sieg der Formel E und schaffte bei den anderen beiden WM-Läufen jeweils den Sprung aufs Podest. Damit führt er die Gesamtwertung an und gilt nun als heißer Kandidat auf den Gewinn des WM-Titels. In der Team-Wertung liegt allerdings die französische Werksmannschaft von Renault an der Spitze, doch Abt folgt nur zwei Punkte dahinter auf Platz zwei.

Die Saison geht noch bis zum 27. Juni 2015, dann steigt das große Finale in London. Alle Rennfahrer sitzen übrigens in den gleichen Boldien: Denn der Spark-Renault SRT 01E ist das Einheitsauto dieser Serie. Ab der zweiten Saison will Promoter Alejandro Agag die Formel E für weitere Hersteller öffnen. Dabei gibt es aber klare Richtlinien. "Wir wollen die Entwicklung des elektrischen Antriebsstrangs voranbringen. Und deshalb werden wir die Entwicklungsmöglichkeiten in anderen Bereichen wie Aerodynamik und Chassis eingrenzen", erklärt Alejandro Agag.

Fest steht: Die Formel E boomt. Bezüglich des Antriebs sollen bereits zwölf Anfragen beim Promoter eingegangen sein. Laut des Internetportals "Motorsport-Total.com" handelt es sich dabei aber nicht nur um klassische Autobauer, sondern unter anderem auch um den Reifenhersteller Michelin. Die Franzosen forschen seit vielen Monaten an einem Standort in der Schweiz an entsprechenden Antriebskonzepten.

Dass in der nächsten Saison tatsächlich alle zwölf Interessenten mit am Start sind, ist eher unwahrscheinlich. Einzelheiten sollen laut Experten in den nächsten Wochen bei einem Treffen mit den Vertretern des Automobil-Weltverbandes (FIA) und einer Auswahl der interessierten Hersteller besprochen werden. "Dann wollen wir den technologischen Fahrplan für die Meisterschaft abstecken", sagt Alejandro Agag.

Noch steckt die Formel E in den Kinderschuhen. Doch das Konzept ist langfristig angelegt. "Wir sehen die Formel E auch als Entwicklungsplattform für die E-Technologie", sagt Lars Stegelmann, der sich in der Serie um die kommerziellen Bereiche kümmert. Die Formel E habe schließlich erst vor rund zwei Jahren begonnen, sich zu entwickeln. Und jetzt sei sie die erste Sportplattform für Nachhaltigkeit.

Das Ziel der Formel E ist klar: Die Rennserie möchte vor allem junge Menschen für Elektroautos begeistern. Dafür wird bei den Rennen auf der ganzen Welt mit vielen Aktionen geworben. Zum Beispiel mit Elektro-Karts, die an den verschiedenen Austragungsorten in Schulen verteilt werden. Dort wird dann ein Wettbewerb für den Motorsport-Nachwuchs ausgerichtet. Lars Stegelmann erklärt die Strategie: "Wenn die Schüler dann 18 sind und sich ein erstes Auto kaufen wollen, greifen sie vielleicht schon auf ein Elektrofahrzeug zurück."

Die Rennserie solle sich in den kommenden Jahren Schritt für Schritt etablieren. "Wir möchten innovative Ideen unterstützen und gemeinsam mit unseren Partnern das neue Produkt entwickeln", betont Lars Stegelmann. Und da spielt ein Weltkonzern wie Schaeffler eine große Rolle. Mit seiner langjährigen Erfahrung im Motorsport kann der Autozulieferer natürlich viel zum Erfolg des E-Abenteuers beitragen. Firmen wie Bosch oder Siemens in der Formel 1 haben ebenfalls demonstriert, welche Bedeutung die richtige Technologie im Motorsport hat. Auch berühmte Rennfahrer wie Sebastian Vettel wissen, dass ohne die vielen Partner im Hintergrund die Räder stillstehen.

Ralf Loweg

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