News

Große SUV jenseits der Premium-Marken - Hoch gewachsen

  • In NEWS
  • 1. Februar 2015, 11:40 Uhr
  • Holger Holzer/SP-X

Obere Mittelklasse und Oberklasse sind hierzulande fest in der Hand der deutschen Premiumhersteller. Aber auch ausgesprochene Volumenmarken sind mittlerweile wieder dort vertreten - über den Umweg SUV.

Wer ein richtig großes Auto will, greift in Deutschland fast immer zu Modellen von Audi, BMW oder Mercedes. Mit Ausnahme von VW haben sich die großen Volumenmarken aus dem automobilen Oberhaus in den vergangenen Jahren fast komplett zurückgezogen. Nun kehren sie zurück. Aber nicht mit Limousinen, sondern mit trendigen SUV.

Besonders groß sind die Ambitionen bei Koreas Autobauern. Nachdem sich Hyundai zunächst in den kleineren Klassen erfolgreich positioniert hat, strebt man jetzt nach oben. Seit gut einem Jahr bietet die Marke neben ihrem Mittelklasse-SUV Santa Fe auch die Langversion Grand Santa Fe an - nicht als simple Verlängerung, sondern als eigenständiges SUV der Fünf-Meter-Klasse. Bewusst wird der Sechs- oder Siebensitzer ausschließlich mit Allradantrieb und dem 145 kW/197 PS starken Top-Diesel angeboten, während es die kurze, fünfsitzige Variante auch mit kleinem Benziner und Frontantrieb gibt. Weil das ,,Grand"-Modell zudem mit umfangreicher Serienausstattung vorfährt, startet die Preisliste erst bei 46.200 Euro. Trotzdem ist der Koreaner immer noch bis zu 20.000 Euro günstiger als es seine deutschen Konkurrenten vom Schlage Mercedes GLE (ehemals M-Klasse), BMW X5 oder Audi Q7 sind. Das spürt man zwar an Ambiente, Optionsliste und Fahrleistungen - wer aber ein großes SUV vor allem aus Platzgründen sucht, dürfte mit den kleineren Zugeständnissen und dem fehlenden Prestige durchaus zurechtkommen.

Noch konsequenter setzt Schwestermarke Kia auf Größe. Die Koreaner lassen ihren Sorento im März mit einem deutlichen Längensprung auf 4,78 Meter komplett der SUV-Mittelklasse entwachsen und bieten ihn nun eine Klasse höher an. Inklusive hochwertigem Innenraum und technischen Leckerbissen wie Querverkehrs-Warner, Verkehrszeichen-Erkennung und aktivem Tempomat. Für den Antrieb kommt der gleiche Dieselmotor wie im Hyundai Santa Fe zum Einsatz, allerdings in überarbeiteter Form mit nun 147 kW/200 PS. Allradantrieb ist jedoch nicht serienmäßig an Bord, ebenso wenig die Sechsgangautomatik, so dass der Einstiegspreis mit 34.990 Euro entsprechend niedriger ausfällt.

Ab Ende 2015 treffen die beiden Koreaner auf einen nicht minder ambitionierten Rivalen. Dann nämlich holt Fords Europa-Tochter das SUV Edge über den großen Teich. In den USA ist das Modell seit Jahren ein Bestseller in der Klasse der mittelgroßen Crossover. Für deutsche Verhältnisse ist er mit 4,81 Metern Länge aber einer der Riesen im Segment und positioniert sich im Angebot der Marke oberhalb des aktuellen Flaggschiffs Mondeo. Von der neuesten Generation der Mittelklasse-Baureihe stammt auch die Plattform des Edge, der entgegen seinem bulligen Äußeren somit eher Familienkutsche als Geländeauto ist. Allradantrieb ist trotzdem immer an Bord. Für den Antrieb kommt in den USA ein standesgemäßer V6-Benziner zum Einsatz, in Europa wird es lediglich einen Vierzylinder-Diesel mit 132 kW/180 PS oder 154 kW/210 PS geben. An technischen Highlights hat der Edge unter anderem die erstmals bei Ford angebotene Adaptivlenkung im Programm, die die Übersetzung an die Geschwindigkeit anpasst. Zudem gibt es eine Umfeld-Überwachung, die etwa beim Rückwärtsausparken oder der Passage enger Toreinfahrten vor nahendem Querverkehr warnt. Auf den hinteren Sitzen gibt es Gurtairbags wie in der Mercedes S-Klasse.

Wie schwer es für Ford und Co. werden könnte, den bulligen Modellen der Premium-Konkurrenten Kunden abzugraben, belegen zwei altgediente große SUV. Seit 2008 etwa versucht die aktuelle Generation des Nissan Murano hierzulande Fuß zu fassen. Der extrovertiert gestaltete Crossover ist in den USA ein Erfolgsmodell, fährt in Deutschland trotz guten Platzangebotes, umfangreicher Ausstattung und generell hohen Komfortniveaus aber immer nur in der Nische. Auch der 2010 als Alternative zum durstigen V6-Benziner nachgereichte Vierzylinder-Diesel konnte daran nichts ändern. Gerade einmal 197 Käufer fanden sich im abgelaufenen Jahr bereit, 47.600 Euro in den 4,86-Meter-Riesen zu investieren.

Kaum besser erging es dem Ssangyong Rexton W mit seinen 318 Kunden. Der Koreaner kann immerhin mit echter ,,Premium"-Technik punkten, basiert er doch in Teilen auf der ersten Mercedes M-Klasse. Bis zur letzten Überarbeitung im Jahr 2012 war das auch von außen noch klar zu sehen. Mittlerweile ist der Rexton eigenständiger gestaltet, ohne an die vergangenen Designsünden der Marke zu erinnern. Zudem ist er zumindest in der Allradversion geländegängiger als die meisten genannten Konkurrenten. Allerdings stoßen das weiche Fahrwerk und das generell altmodische Fahrverhalten nicht überall auf Begeisterung. Dafür ist er mit 25.490 Euro nachgerade ein Schnäppchen.

Die neuen großen SUV könnten es aber einfacher haben. Vor allem aus zwei Gründen: Ihr Segment hat sich mittlerweile voll etabliert und sie fahren vom Start weg mit modernen, relativ sparsamen Dieselmotoren vor. Und ein großer Verkaufserfolg ist für sie nicht ausschlaggebend - sie sollen als Flaggschiffe auch auf das Image der Marke abstrahlen. Vor allem Hyundai will sich so vom Graue-Maus-Image endgültig emanzipieren. Unterstützung erhält der Grand Santa Fe daher auch von der Fünf-Meter-Limousine Genesis. Der voll ausgestattete Business-Gleiter mit V6-Benziner ist sogar noch viel mehr Statement als Geschäftsmodell.

STARTSEITE