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Sonst noch was? - Von Zahlen, Daten und Prognosen

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  • 1. Februar 2015, 12:35 Uhr
  • Günter Weigel/SP-X

So ein Internet ist schon eine tolle Sache. Das kann sogar Auto, und zwar besser als erwartet, wie man dieser Tage lernen konnte. Lernen muss auch wieder einmal unser Verkehrsminister.

Ein besonderes Lob haben sich dieser Tage die Kollegen von der Zeit  verdient. Sie hatten sich, wie viele andere auch gefragt, wie denn wohl unser Verkehrsminister auf die Zahlen für die Mauteinnahmen gekommen sein mag. Der wollte dazu weiter nichts sagen. Jetzt muss er. Jedenfalls hat das Verwaltungsgericht Berlin auf Antrag der Wochenzeitung ,,Die Zeit" entschieden, dass er die Berechnungen erläutern muss. Wehrt er sich gegen den presserechtlichen Auskunftsanspruch, nährt das zumindest den Verdacht, dass die Zahlen irgendwie zusammengemauschelt wurden. Schöne Zwickmühle für Herrn Dobrindt. Wir sind gespannt, wie er da rauskommt.
Der Zeitplan, die Maut 2016 einzuführen, dürfte ohnehin nur schwer zu halten sein. Das Gesetzgebungsverfahren ist noch nicht richtig gestartet, die EU darf noch ihren Senf dazugeben und das ganze Prozedere muss auch noch ausgeschrieben und technisch umgesetzt werden. Kommt die Maut aber erst 2017, fällt sie in ein Wahljahr. Da sind zusätzliche Lasten für die Bürger eher ungern gesehen. Insgesamt stimmt uns die Lage zuversichtlich, dass dieser Popanz von einer Gesetzes-Idee dann doch nicht kommt. Und wie schon mehrfach an dieser Stelle geäußert: Wenn es nur um die Einnahmen geht, bringt eine zarte Erhöhung der Mineralölsteuer um einen oder zwei Cent mehr. Vielleicht kommt ja jemand auf die Idee, eine solche Erhöhung nicht Steuer sondern Infrastrukturabgabe zu nennen. Dann könnte man die Mittel zweckgebunden verwenden.
Nötig wär es ja. Wie wir dieser Tage einer Studie der OECD entnommen haben, vervierfacht sich der weltweite Transport von Gütern bis zum Jahr 2050. Bei den CO2-Emissionen von ,,landbasiertem Verkehr" - auf den Begriff muss man erstmal kommen-  ist dann der Güterverkehr der Hauptverursacher. Die Emissionen, die beim Gütertransport entstehen, nehmen der Prognose zufolge um bis zu 290 Prozent zu, die von Verkehr zum Personentransport nur um bis zu 110 Prozent. Gemeint ist jeweils der Verkehr auf Straßen und Schienen - landbasiert eben.
Zum Glück ist bei den Steigerungen die ganze Welt gemeint und nicht Deutschland. Ein großer Teil des Landverkehrs wird eher Afrika und Asien betreffen. Hier bleibt alles eher überschaubar, wenn man davon absieht, dass wohl immer mehr Riesenschiffe tatsächlich größere Häfen benötigen. Mal schauen, ob das was wird. Die Schlange der Lkw, die ein einziges Riesenschiff mit Containern bestücken könnte, soll übrigens deutlich über 100 Kilometer lang sein. Wie gesagt, die Renovierung der Infrastruktur wäre schon nötig.
Nötig scheint auch ein kleines bisschen mehr Sicherheit bei der Vernetzung von Autos. Wie der ADAC - doch, den gibt es noch - festgestellt hat, kann man als mittelbegabter Hacker mit relativ kleinem Aufwand ein Auto knacken, das via Internet mit seinem Hersteller Daten austauscht. Am Beispiel von BWM haben die Techniker festgestellt, wie das geht. BMW hat nun den Datenverkehr zwischen Auto und Hersteller auf das Internetprotokoll HTTPS umgestellt, das auch Online-Banking sicher macht. Da hätte man auch gleich drauf kommen können.
Wir wollen jetzt lieber nicht fragen, wie es bei den anderen Herstellern aussieht. Es hat jedenfalls niemand gemeldet, dass derlei bei ihm nicht vorkommen könne. Ob Vorfälle dieser Art die angedachten künftigen Geschäftsmodelle für und mit Autodaten ändern werden? Eher nicht. Zu verlockend scheint die Möglichkeit, mehr Service für den Fahrer beispielsweise mit zielgenau eingeblendeter Werbung zu bezahlen. Schöne neue Welt. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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