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Sonst noch was? - Post für Piëch

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  • 26. April 2015, 12:26 Uhr
  • Günter Weigel/SP-X

Beim größten deutschen Autokonzern überschlugen sich die Ereignisse. Wir kamen kaum hinterher, konnten aber doch noch aufschließen.

In der vergangenen Woche konnten wir einmal mehr berichten, wie gut Autos - in dem Fall ein Audi A7 - inzwischen schon ohne Fahrer zurechtkommen, solange sie auf der Autobahn unterwegs sind und keine unvorhergesehenen Ereignisse wie menschliche Fehler anderer Fahrer auftreten. Selbst die werden in der Regel wie von Geisterhand weggebremst. Anscheinend muss man die Technik nur machen lassen, dann klappt das schon.
Anders sieht es mit den Technikern aus. Weil Ferdinand Piëch seinen VW-Chef Martin Winterkorn als obersten Ingenieur des Konzerns nicht mehr einfach so machen lassen wollte, begab sich der Patriarch und allerhöchste Techniker von Macht und Autos in Sachen VW AG seinerseits auf eine Geisterfahrt im Dienst des Fortschritts. Seit gestern wissen wir nun, dass es tatsächlich eine Irrfahrt war und sich Piëch offensichtlich richtig verzockt hat. Als vor einer Woche das Präsidium des Aufsichtsrats Martin Winterkorn im Amt bestätigten und sogar eine Vertrags-Verlängerung in Aussicht stellte, wurde anschließend noch in vielen Artikeln diskutiert, ob das nun eine weitere Finte von Piëch war. Seit Samstagabend ist klar: Selbst wenn es  eine gewesen wäre, Piëch konnte sich erstmals in seiner langen Karriere im Volkswagen-Konzern nicht durchsetzen.
Sowohl Ferdinand Piëch wie auch seine Frau Ursula legten ihre Mandate im Aufsichtsrat nieder. Ein Comeback des 78-jährigen scheint sehr unwahrscheinlich. Kommissarisch agiert nun Ex-IG-Metall-Chef Berthold Huber als Aufsichtsratsvorsitzender. Angesichts der familiären Konkurrenz zwischen den Clans der Piëchs und Porsches, die gemeinsam eine Knappe Mehrheit an der Volkswagen AG besitzen, kein schlechter Kompromiss und vielleicht auch über die nächste Hauptversammlung tragbar, auch wenn er kein Techniker ist.
Einen solchen braucht es nicht, um eine kleine pfiffige Idee umzusetzen, an der die DHL, also die gute alte Post zusammen mit Amazon und Audi arbeitet. Dank elektronischer Schlüssel wollen Post und Amazon Sendungen ins Auto legen, statt in oder an den häuslichen Briefkasten. Anscheinend werden viele arbeitsame Menschen nicht zu Hause angetroffen, wenn die Postler arbeiten und Päckchen passen nicht in den Briefkasten. Weiß man jedoch, wo das Auto des Päckchenempfängers parkt, kann der Postbote dorthin fahren, schließt mit dem ihm bekannten Code den Kofferraum auf und legt das Paket hinein. Das spart wohl nicht nur in der Theorie jede Menge Umsonst-Fahrten beiderseits.
Ob man an den entsprechenden Audis am Kofferraum ein Fähnchen hochklappen kann wie an alten amerikanischen Briefkästen steht noch nicht fest. Auch nicht, wann und ob weitere Marken mitmachen. Wir schätzen aber, dass Herr Piëch auf die ,,Ich habe Post"-Standarte an seinem Audi verzichten wird und der Postbote die Unterlagen zur nächsten Hauptversammlung noch auf traditionelle Weise zustellen wird. Lesen kann er sie auf der Fahrt, anders als unser Mitarbeiter im autonomen A7, aber allemal. Zumindest wenn er hinten rechts sitzt und den Chauffeur fahren lässt. Wobei ihm ein autonomes Auto vielleicht lieber wäre. Nicht auszudenken, wenn der Chauffeur besser wüsste, wo es lang geht. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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