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Sonst noch was? - Ich hab´s doch gewusst

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  • 3. Mai 2015, 10:09 Uhr
  • Peter Eck/SP-X

Was, warum, wann geschehen ist. Wir Medienprofis haben es genauso kommen sehen. Nur vorher darüber geschrieben haben wir meistens irgendwie nicht. Wir erklären die Dinge lieber souverän aus Retrospektive.

Der Beruf des Journalisten, des Motorjournalisten insbesondere, bringt einige Vorteile mit sich: tolle Autos, schöne Reisen, fremde Länder - äh, wo war ich stehengeblieben? Nein, jetzt mal ehrlich, Journalisten haben ja vor allem den großen Vorteil, die Dinge aus einer Art Rückschau betrachten zu können bzw. Ereignisse und Ergebnisse bewerten zu dürfen, deren größte Besonderheit darin besteht, dass sie nun halt schon passiert sind. Was eine Bewertung derselben nicht nur ziemlich erleichtert, sondern unseren Berufsstand häufig auch mit einem kalten Hauch von Besserwissertum umweht. Wir wissen eben, warum ein Auto zum Misserfolg werden konnte, warum ein Konzern die falsche Strategie eingeschlagen hat, warum diese spezielle Personalie von Anfang an eine Fehlentscheidung war und wie überhaupt alles besser hätte laufen können. Im Nachhinein natürlich, denn ansonsten wäre die Zahl der Kollegen, die sozusagen von der Feder zum Vorstandsvorsitzenden aufgestiegen ist, ja nicht kleiner als eins.

Und wenn wir dann mal in die Zukunft schauen, dann liegen wir auch nicht besser als jeder andere Hellseher, also Börsengurus, Volkswirte oder Fußball-Experten. Nehmen wir mal das Beispiel Volkswagen, auch wenn man es eigentlich ja schon nicht mehr hören kann.   

Was zum Beispiel haben unsere Kollegen in den vergangenen zwei Wochen im Zuge der Berichterstattung nicht alles mal wieder gewusst? Warum der Vorstandsvorsitzende ein Problem hat, nein warum der Aufsichtsratvorsitzende eines hat, nein der gesamte Aufsichtsrat, nein der ganze Konzern. Der eine wird gehen, der andere muss gehen. Es war alles ein durchdachter Plan des einen, eine Intrige des anderen. Nicht zu lesen, aber in Gesprächen zu hören war sogar die waghalsige Theorie, dass der Amoklauf in Wahrheit zwischen den Protagonisten abgestimmt war. Um frischen Wind in den Konzern zu bringen. Na klar. Wenn man für seine kruden Theorien nicht einstehen muss, lässt sich leicht phantasieren. An dieser Stelle noch ein paar Hinweise unsererseits: Elvis lebt, die Amerikaner waren nie wirklich auf dem Mond und die Menschheit wird seit der Landung Außerirdischer in der kalifornischen Wüste vor einem halben Jahrhundert von eben diesen beherrscht. Was uns fast noch eingängiger und logischer vorkommt, als so mancher Beitrag zum Thema VW. Und im Übrigen auch so manche anderen Dinge in unserem Leben erklären würde.

Aber zurück zum Thema: Am Ende kam natürlich alles ganz anders wie geschrieben, oder haben Sie irgendwo im Vorfeld vom Rücktritt des Aufsichtsratsvorsitzende gelesen? Eben. Was unsere Zunft natürlich nicht davon abhält, es trotzdem so oder so ähnlich vorausgesehen zu haben und sofort neue Theorien aufzustellen. Getreu dem Motto des ersten deutschen Bundeskanzlers: ,,Was geht mich mein dummes Geschwätz von gestern an".

Wie heißt es so schön: ,,Das schwierige an der Zukunft ist, dass sie ungewiss ist."

Vielleicht sollten wir das bei der nächsten durchs mediale Dorf gejagten Sau mal ganz kurz berücksichtigen. Wir Besser-Wisser.

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