Katalysator

Kfz-Gewerbe: Schwere Vorwürfe beim Austausch-Kat

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  • 27. Mai 2015, 17:57 Uhr
  • Ralf Loweg (vm)

Acht von elf Betrieben des Kraftfahrzeuggewerbes zeigen eine erschreckend schlechte und zum Teil sogar rechtswidrige Beratung im Falle eines notwendigen Katalysatortausches. Das geht aus verdeckten Testbesuchen der Deutschen Umwelthilfe hervor.


Dicke Luft beim Auto-Katalysator: Acht von elf Betrieben des Kraftfahrzeuggewerbes zeigen eine erschreckend schlechte und zum Teil sogar rechtswidrige Beratung im Falle eines notwendigen Katalysatortausches. Das geht aus verdeckten Testbesuchen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) hervor. Nur eine VW-Vertragswerkstatt und zwei markenunabhängige Werkstätten kamen ohne Beanstandung davon. Die acht "Roten Karten" gehen ausnahmslos an freie Werkstätten.

In einem Fall wurde bei der DUH-Stichprobe sogar empfohlen, einen Universalkat einzubauen. Das kann laut der Experten allerdings dazu führen, dass die Betriebserlaubnis und der Versicherungsschutz für das Fahrzeug erlöschen. Wie groß der Qualitätsunterschied zwischen den verschiedenen Austauschkatalysatoren sein kann, macht eine Edelmetallanalyse eines verbauten Austauschkatalysators deutlich: Während der Billig-Kat Edelmetall im Wert von 4,87 Euro beinhaltete, waren es beim Kat mit dem Umweltzeichen "Blauer Engel" 33,87 Euro.

Doch was steckt dahinter? Ganz einfach: In erster Linie ist es die strenge finanzielle Kalkulation in den freien Werkstätten. Doch das sei ein weit verbreiteter Irrglaube, sagt Dr. Urs Maier, Projektmanager Verkehr und Luftreinhaltung der DHU, auf mid-Anfrage: "Ein Austauschkatalysator mit dem Blauen Engel muss nicht zwangsläufig teurer sein." Doch das habe sich noch nicht rumgesprochen. Urs Maier kann das nicht verstehen. Sein Vorwurf: "Seit Jahren ist bekannt, dass man die Austausch-Kats im freien Handel bestenfalls als Attrappen bezeichnen kann." Und wie ist die Situation zu ändern? "Wir müssen die freien Werkstätten bei diesem Thema noch stärker sensibilisieren."

Dass viele Austauschkatalysatoren die Emissionen schlecht mindern, zeigt eine behördliche Untersuchung von vier Austauschkatalysatoren aus dem freien Teilehandel sowie eines Original-Austauschkatalysators des Fahrzeugherstellers im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt). Diese Behörde ist dem Bundesverkehrsministerium untergeordnet. Die Ergebnisse: Zwei der vier untersuchten Austauschkatalysatoren erfüllten die Anforderungen der gesetzlichen Zulassungsbestimmungen der ECE-Regelung noch nicht einmal im Neuzustand.

Die Reaktion des Zentralverbandes des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) ließ nicht lange auf sich warten. Die elf Testkäufe durch die Deutsche Umwelthilfe seien keine Basis für ein ernst zu nehmendes Ergebnis. Insbesondere sei es mehr als fragwürdig, wenn lediglich das Empfehlen eines Katalysators mit "Blauem Engel" oder eines Original-Ersatzteils zu der Top-Bewertung "Grüne Karte" führe.

Wenn ein Kfz-Betrieb einen Markenkatalysator aus dem qualifizierten Teilefachhandel anbietet, der den Vorschriften der gültigen ECE-Regelung 103 entspricht, handelt er rechtlich einwandfrei, sagt ein ZDK-Sprecher zu dem brisanten Thema. Zudem gehe aus den Tests nicht in jedem Fall deutlich hervor, ob ein Betrieb andere als die vorschriftsmäßigen Kats angeboten habe.

Jedem Kfz-Betrieb als eigenständigen Unternehmen stehe es frei, auch Austauschkatalysatoren mit dem Umweltzeichen "Blauer Engel" zu verbauen. Der ZDK empfehle dies sogar seit 2012 nachhaltig, eine Verpflichtung dazu bestehe jedoch nicht. Der ZDK moniert zudem das Vorgehen der DUH, das Kfz-Gewerbe als Ganzes auf Basis einer derart kleinen Stichprobe an den Pranger zu stellen.

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