Automobilindustrie

Dudenhöffer sieht ungebrochenen Boom für SUVs

Sportliche und kompaktere Geländewagen werden immer beliebter und die neuen SUV-Modelle könnten ihre Marktanteile vor allem bei Privatkunden, aber in der Folge auch bei Gewerbekäufern, auf ein Rekordniveau steigern. Daraus könnte sich ein bis zum Jahr 2020 anhaltender Boom mit einem jährlichen Verkauf von einer Million Neuwagen in Deutschland entwickeln.


Sportliche und kompaktere Geländewagen werden immer beliebter und die neuen SUV-Modelle könnten ihre Marktanteile vor allem bei Privatkunden, aber in der Folge auch bei Gewerbekäufern, auf ein Rekordniveau steigern. Daraus könnte sich ein bis zum Jahr 2020 anhaltender Boom mit einem jährlichen Verkauf von einer Million Neuwagen in Deutschland entwickeln.

Das führt Ferdinand Dudenhöffer, Chef des CAR-Center an der Universität Duisburg-Essen, vor allem auf den aktuellen Rückgang der Diesel-Preise an den Tankstellen zurück. "So preisgünstig im Verbrauch waren SUV seit gut zehn Jahren nicht." Die Spritkosten für ein SUV im Jahr 2015 liegen laut Dudenhöffer auf dem Niveau einer Limousine aus dem Jahr 2013. Trotz eines SUV-Mehrverbrauchs von 25 Prozent.

Dadurch entsteht aus mehreren Gründen im Automarkt ein anhaltender Aufwind für SUV-Fahrzeuge. Niedrigere Kraftstoffkosten bilden für Privatkunden hohe Anreize, sich beim Kauf eines Neuwagens für den ohnehin im Markt-Trend fahrenden SUV zu entscheiden. Gleichzeitig wird der Boom am Gebrauchtwagenmarkt ebenfalls von den niedrigeren Dieselpreisen unterfüttert. Das stärkt die Preise für Gebrauchtwagen und führt zu höheren Restwerten, was wiederum das Interesse von Unternehmen an SUVs zum Einsatz als Firmenfahrzeuge steigert. Die gewerblichen Käufer machen etwa 45 Prozent des Neuwagengeschäfts aus und sind am Gesamtmarkt besonders einflussreich.

Nach Dudenhöffers-Analyse ist der SUV-Anteil am Neuwagenmarkt von zwei Prozent im Jahr 1995 auf 18,1 Prozent im Jahr 2014 gestiegen. Nach 307 500 neu zugelassenen Fahrzeugen im ersten Halbjahr 2015 ergibt sich ein Marktanteil von 19 Prozent und ein Verkauf von insgesamt erstmals mehr als 600.000 sportlichen Geländewagen erscheint durchaus realistisch. Die Millionenmarke ist in Sicht.

Dieser Boom basiert allerdings nach Ansicht von Experten nicht ausschließlich auf günstigeren Dieselpreisen. Dudenhöffer rechnet vor, dass noch vor 2018 das SUV-Angebot der Autohersteller auf hundert Modelle klettert. Im ersten Halbjahr 2015 wurden insgesamt 86 unterschiedliche SUV-Modelle von den Autobauern und Importeuren in Deutschland angeboten. Technischer Fortschritt bei Abmessungen, Gewicht und Fahreigenschaften, sozialverträglicheres Design und niedrigere Verbräuche führten zu einer höheren Attraktivität. Gleichzeitig haben sich die alltäglichen Fahrbedingungen wegen immer höherer Verkehrsdichte als vorteilhaft für die SUVs erwiesen: Sie gelten wegen der höheren Sitzposition als sicher und souverän. Das zeigt das Beispiel Porsche: Laut Dudenhöffer halten dort die SUV einen Anteil von 51 Prozent aller Verkäufe.

Besonders die Porsche-Modelle Cayenne und Macan sowie die fahraktiven BMW-X-Versionen haben das Bild der SUV in der Öffentlichkeit verändert. SUV zu fahren gilt als schick. Ob das so bleibt, wenn diese größeren Fahrzeuge in Rudeln und in millionenfacher Auflage unterwegs sind, können selbst Experten nicht beantworten. Und wie sich die Verkäufe bei steigenden Dieseltarifen entwickeln, dass weiß auch keiner. Vielleicht fahren künftige SUV-Generationen dann elektrisch.

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