One of Seven

Designprojekt mit glorreichen Sieben

  • In AUTO
  • 16. August 2015, 11:15 Uhr
  • Hans-Robert Richarz

Es kommt nicht alle Tage vor, dass jemand bei Aston Martin gleich sieben individuell gestaltete Exemplare des Modells Vanquish auf einen Schlag kauft. Genauer gesagt: Das ist am Firmensitz in Gaydon, knapp zwei Autostunden nordwestlich von London in der englischen Grafschaft Warwickshire, bisher noch nie passiert - bis zum Juni 2015. Da holte sich der deutsche Designer und Industrielle Markus Storck aus Idstein im Taunus den ersten seiner sieben dort georderten Autos, die das Unternehmen selbst als "großartigster Aston Martin aller Zeiten" bezeichnet, höchstpersönlich in Großbritannien ab. Die anderen sechs hatte er ,,für Freunde reservieren lassen". Der Deal ist Teil seines einzigartigen Designprojekts ,,One of Seven".

Markus Storck macht überhaupt keinen Hehl daraus, "absolut autoverrückt" zu sein. Der Unternehmer schätzt, im Laufe seines Lebens bisher ,,um die 40 Autos" besessen zu haben: einheimische Modelle von Audi oder BMW waren ebenso dabei wie seltene Ausgaben ausländischer Produzenten wie Aston Martin, Lancia oder Lotus. Das Geld dafür verdient der 50jährige mit der Herstellung von exklusiven Zweirädern. Aus dem elterlichen Fahrradgeschäft in Frankfurt am Main baute er den international erfolgreichen Fahrradhersteller Storck Bicycle auf, der sich auf das exklusive Design und den extremen Leichtbau von Rennrädern aus Kohlenstoff (Carbon) konzentriert.

Den bisherigen Höhepunkt im Rahmenleichtbau markierte für Storck Bicycle - seit 2009 mit Sitz in Idstein im Taunus - der 2007 entwickelte und mit einem Gewicht von 1095 Gramm bis dahin weltweit leichteste Carbonrahmen. Von ,,grün", einem Blog zur nachhaltigen Mobilität, ließ sich Storck zitieren: ,,Wir wollen Produkte schaffen, die deutlich leichter und fahrsicherer sind als die der Mitbewerber. In den Bereichen Rennrad, Mountainbike aber auch Pedelec sind dies vor allem Fahrzeuge aus Carbon - ein Werkstoff, mit dem wir bereits seit 1993 arbeiten."

Jetzt erhielt Markus Storck den renommierten "German Design Award" vom Rat für Formgebung in Frankfurt, in diesem Jahr allerdings nicht für ein Fahrrad sondern für ein Auto, einen McLaren 650 Special Operations One of Seven. Der Sportwagen mit seinem 3,8-Liter-V8-Mittelmotor (478 kW / 650 PS, 329 km/h Spitze) und seinen markanten Flügeltüren war erstmals auf dem Genfer Automobil Salon 2014 zu sehen.

Der Designer aus Idstein nahm sich das Auto zur Brust, speckte mit Hilfe von Carbonteilen 40 Kilo seines serienmäßigen Gewichts ab und verpasste ihm eine Lackierung, die ohne Sonneneinstrahlung in mattem Braun erscheint, sich bei Sonne oder Kunstlicht in strahlendes Bronze verwandelt. Stolz stellte Storck fest: ,,Das war das erste Mal, dass sich jemand aus der Welt des Radsports an einem solch exklusiven Produkt beteiligt hat. Meist ist es umgekehrt, indem ein Automobilhersteller in begrenzter Edition Fahrräder anbietet." Mittlerweile sind alle sieben Sonder-McLaren zum Stückpreis von 399 000 Euro verkauft.

"ONE OF SEVEN" nannte Storck fortan sein jüngstes Design-Label, unter dem er zukünftig streng auf sieben Stück limitierte Exklusiv-Produkte gestalten will: ,,Sieben ist meine Glückszahl." Zunächst hatte der James-Bond-Fan die Bezeichnung ,,007" im Sinn. Doch Sony Pictures Entertainment, Besitzerin der Rechte an dieser Marke, verstand keinen Spaß und wollte sich den Gebrauch des Begriffs teuer bezahlen lassen. Also disponierte Storck um und wählte One of Seven: ,,Die Anfangsbuchstaben der ersten beiden Worte zusammen mit der 'Seven' ergeben ja auch Null Null Sieben."

Für den nächsten Streich befasste sich Markus Storck mit einem maßgeschneiderten Aston Martin Vanquish Coupé, von dem ,,Q by Aston Martin", der Personalisierungsservice der britischen Sportwagenmanufaktur, nach seinen Vorgaben sieben Exemplare auf Reifen der beeindruckenden Größe 255/35 ZR20 vorne und 305/30 ZR20 hinten stellte. Wieder spielen Carbonelemente die Hauptrolle im Fahrzeug. Seine Außenhaut wurde mit mehreren Schichten Carbonlagen überzogen, die für einen geheimnisvollen Eindruck in Samtschwarz sorgen. Im Inneren bestimmen diamantförmig gesteppte Sitze und One of Seven-Logos das Bild. Selbst das geflügelte Aston Martin-Wappen besteht aus Kohlefaser.

Technisch blieb der Aston Martin Vanquish unverändert: Sechs-Liter-Zwölfzylinder mit 424 kW / 576 PS, 323 km/h Spitze, 3,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h, Drehmoment 620 Newtonmeter bei 5500 Umdrehungen pro Minute. ,,Ich bin absolut begeistert, meine Vision für einen maßgeschneiderten Aston Martin Vanquish in der Realität zu sehen", sagte Storck bei der Übergabe des Autos. ,,Die Liebe zum Detail, der Service und das Engagement der Q-Mannschaft war außergewöhnlich, das Ergebnis ist hervorragend." Die anderen sechs personalisierten Vanquish-Ausgaben gehen an Freunde in Deutschland. Storck: ,,Alles keine Prominente, sondern Autofreaks wie ich."

Zu den One of Seven-Ausgaben von McLaren und Aston Martin gesellen sich mittlerweile ein paar weitere Luxus-Produkte, deren Anzahl ebenfalls streng auf sieben Exemplare limitiert ist. Dazu gehören zum Beispiel eine teure Sonnenbrille der dänischen Luxus-Brillenmanufaktur Blac, eine vom deutschen Uhrenveredler Blaken produzierte Rolex-Armbanduhr und - wie es sich für einen Produzenten edler Fahrräder gehört - das Rennrad Aernario Platinium Disc One of Seven. Sogar ein Riesling des renommierten Weinguts Balthasar Ress aus Eltville am Rhein in größerem Gebinde und exklusiver Verpackung war dabei. Kostenpunkt für das Fläschchen: 2700 Euro.

In seiner Laudatio zur Fahrzeugübergabe bezeichnete Aston Martin den Designer aus Deutschland als Autosammler, doch diesen Titel weist Markus Storck weit von sich. ,,Ich will meine Autos fahren und nicht in einer Garage verstauben lassen." Zur Zeit bewegen er und seine Frau Helena einen Geländewagen Mercedes G Professional, ein BMW 650 i Grand Coupé und selbstverständlich einen McLaren 650 Special Operations One of Seven sowie als jüngsten den Aston Martin Vanquish One of Seven.

Die Serie One of Seven soll auch weiterhin Zuwachs bekommen. Zur Zeit ist Markus Storck mit einem Produzenten exklusiver Espressomaschinen sowie mit einer Yacht-Werft im Gespräch. (ampnet/hrr)

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