Historie

Vor 80 Jahren schon auf Stromlinie: der Volvo PV36 Carioca

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  • 27. August 2015, 14:44 Uhr
  • Lars Wallerang (vm)

Der Volvo PV36 Carioca war Futurismus auf Schwedisch. Im Jahr 1935 ließ er alle etablierten Limousinen plötzlich etwas alt aussehen.


Der Volvo PV36 Carioca war Futurismus auf Schwedisch. Im Jahr 1935 ließ er alle etablierten Limousinen plötzlich etwas alt aussehen. Das stromlinienförmige Fahrzeug war damals ein Auto von Morgen und demonstrierte das bereits durch seine Modellbezeichnung. So stand Volvo PV36 für "PersonVagnar" (Personenwagen) 1936, dabei wurde die skandinavische Karosse bereits zum Modelljahr 1935 eingeführt.

Die Sechszylinder-Limousine mit vier an den B-Säulen aufgehängten Türen und vorderer Einzelradaufhängung setzte auch neue Maßstäbe bei Fahrkomfort und Agilität. Dank eines 59 kW/80 PS starken 3,7-Liter-Reihensechszylinders lag die Höchstgeschwindigkeit bei sehr beachtlichen 120 km/h, die Beschleunigungswerte entsprachen allerdings nicht ganz den Erwartungen. Eine Folge des schwergewichtigen, massiven Rahmens mit Kreuzverstärkungen, der den Volvo jedoch zu einem der sichersten Fahrzeuge seiner Klasse machte.

Mutige Entscheidungen werden manchmal erst später belohnt - eine Erfahrung, die Volvo vor 80 Jahren machen musste. Vom avantgardistischen PV36 Carioca wurden nämlich in den Jahren 1935 bis 1938 gerade mal 500 Limousinen und nur ein einziges Cabriolet verkauft. Andere Modellreihen der schwedischen Premiummarke seien wesentlich erfolgreicher gewesen, teilt ein Unternehmenssprecher mit.

Dabei sollte das erste Modell mit aerodynamischen Linien nicht nur frischen Schwung in die Marke bringen, sondern auch für höhere Stückzahlen sorgen. Die Abkehr von der traditionellen Formgebung hatte der seinerzeit berühmte Konstrukteur Ivan Örnberg zu verantworten. Er leitete ab 1931 die Entwicklung neuer Volvo-Modelle wie eben die des PV36. Stromliniendesign für geringen Kraftstoffverbrauch und hohes Tempo auf den neuen Schnellstraßen waren damals der meistdiskutierte Trend in der Autobranche.

Ivan Örnberg entwickelte den "PV36" als vollkommen eigenständigen europäischen Trendsetter, den seine Fans sofort liebevoll "Carioca" nannten - nach dem gleichnamigen schwungvollen südamerikanischen Modetanz. Schließlich sollte der "vom Wind" gezeichnete die Autowelt ähnlich durchwirbeln wie die beiden Hollywood-Stars Fred Astaire und Ginger Rogers 1933 die Kinowelt, als sie im Film "Flying down to Rio" erstmals den Carioca tanzten.

Ganz so schwungvoll war der Marktstart des PV36 Carioca dann doch nicht, teilte er doch das Schicksal fast aller extremen Stromlinienfahrzeuge jener Zeit, deren Formen noch zu gewöhnungsbedürftig für den Massengeschmack waren. Exklusiv machten das Fahrzeug auch die recht hohen Anschaffungskosten von 8.500 schwedischen Kronen, gab es für diesen Betrag damals bereits V8-Modelle der Oberklasse.

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