Oldtimer

Tradition: 40 Jahre Porsche 924 - Vom belächelten Einstiegsmodell zum Gewinner (Kurzfassung)

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  • 28. September 2015, 11:39 Uhr
  • Wolfram Nickel/SP-X

Ist der 924 ein echter Porsche? Diese Frage spaltete die Fans der Zuffenhausener Sportwagenschmiede wie keine andere. Das Klappscheinwerfer-Coupé entwickelte sich jedoch zum Bestseller, das 40 Jahre nach seiner Vorstellung nun auch endlich Kultstatus erreicht.

Der 911 Turbo galt als Maßstab unter den Supersportwagen, der keineswegs billige 924 als für viele unwiderstehlicher Einsteiger-Porsche. Die Produktionszahl 100.000 erreichte der 924 in knapp unter fünf Jahren, in diesem Segment rekordverdächtig. Zusammen mit den Weiterentwicklungen 944 und 968 wurden es insgesamt sogar über 325.000 Exemplare, mehr als bis dahin von jedem anderen Porsche. Darunter waren auch Turbo-Versionen des Vierzylinders. Diese ließen sich im Jahr 1978 nicht einmal von den 911 SC auf Distanz halten, sprinteten der Vierzylinder doch auf der 225 km/h.

Einschließlich seiner Weiterentwicklungen kam der Porsche 924 auf eine für Sportwagen biblische Gesamtbauzeit von gut 20 Jahren. Und damit noch längst nicht das Ende seines Lebens, denn auf dem Gebrauchtwagenmarkt gilt der 924 bis heute als eines der ersten echten Langzeitautos. Eine Qualitätsvorgabe, die Porsche seit dem 1973 präsentierten Forschungsprojekt Langzeit-Auto verfolgte. Passend dazu spendierten die Stuttgarter dem 924 deshalb von Beginn an verzinkte Karosseriebleche und ebenso wie dem 911 die weltweit erste ,,6 Jahres-Langzeitgarantie" gegen Durchrostungen. In einer Ära als die durchschnittliche Pkw-Lebenserwartung nur gut sechs Jahre betrug, glich diese Maßnahme einer Sensation.

Der Zwei-plus-Zwei-Sitzer überraschte aber auch mit anderen Ideen, die kaum ein Porsche-Fan für möglich gehalten hatte. War er doch erster Porsche mit Wasserkühlung und 92 kW/125 PS-Frontmotor. Hinzu kam das hinten liegende Getriebe in Transaxle-Bauweise, mit dem sich Porsche auf eine Lösung bezog, die laut Presseinformation ,,Professor Porsche schon in dem von ihm konstruierten Mercedes-Grand-Prix-Wagen der dreißiger Jahre angewandt hatte".
Bedingungslose Liebe wie der klassische Elfer erntete die erste Vierzylinder-Frontmotor-Baureihe mit Porsche-Logo nicht, aber doch begeisterten Applaus von Publikum und Presse. Nur in einem Punkt irrten alle Fachleute: Preise ab 24.000 Mark einschließlich herausnehmbaren Dachteils - immerhin 30 Prozent mehr als für den VW-Porsche verlangt wurde - könnten einer zügigen Verbreitung im Wege stehen. Weit gefehlt: Schon im Jahr 1977 eroberte der 924 den Titel ,,meistverkaufter Sportwagen der Welt". Kostspielig wurden erst spätere Spielarten des 924, allen voran der 924 Turbo. Fast 40.000 Mark verlangte Porsche für den auf 125 kW/170 PS erstarkten Leistungsträger, der sich äußerlich fast nur durch Luftschlitze in der Motorhaube, Heckspoiler und größere Räder differenzierte. Immerhin konnte Porsche so einen Leistungsvorsprung gewinnen gegenüber neuen Rivalen wie dem Wankelsportler Mazda RX-7. In 7,8 Sekunden spurtete der 924 Turbo auf Tempo 100 - und zeigte dabei sogar allen Zwölfzylinder-Ferrari 400 GT seine Auspuffmündung.
Noch etwas Neues hatte Porsche 1981 zu vermelden: Der 924 bekam einen großen Bruder in Form des 944. Unter der bekannten Karosserie, nun mit gewaltigen Kotflügelverbreiterungen, arbeitete ein neuer 2,5-Liter-Vierzylinder, der durch eine Halbierung des V8 aus dem Porsche 928 entstanden war. Mit Leistungswerten zwischen 120 kW/163 PS und 184 kW/250 PS genügten die Porsche 944 - erstmals gab es Cabriolets - allen Ansprüchen der tempohungrigen 1980er Jahre.
Mit der Weltwirtschaftskrise von 1987/88  erlebten Sportwagen weltweit einen vorübergehenden Niedergang, der auch Porsche heftig traf. Dennoch waren es die Gewinne aus dem Geschäft mit den Vierzylindern, mit denen sich Porsche in den 1990er Jahren aus dem Tief befreite.

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