Oldtimer

Tradition: 80 Jahre Toyota-Autobau - Toyodas große Idee (Kurzfassung)

  • In OLDTIMER
  • 18. Januar 2016, 15:53 Uhr
  • Wolfram Nickel/SP-X

Erst belächelt, später bewundert: Toyota wandelte sich in den vergangenen 80 Jahren vom Meister der Kopie zum Erfinder von Originalen.

Als der erste Pkw von Toyota vorgestellt wurde ahnte niemand, dass der japanische Autobauer 80 Jahre später der größte der Welt ist. Den Grundstein für die Erfolgsgeschichte legte 1936 der Typ AA, eine japanische Interpretation des Chrysler Airstream mit einem Chevrolet-ähnlichen Motor unter der Haube - eine doppelte Kopie.

Allerdings zählt das im Westen verpönte Kopieren der Werke anderer im fernöstlichen Kulturkreis traditionell zu den respektierten Praktiken, der sich deshalb anfangs auch Nissan oder Mitsubishi bedienten. Beflügelt wurde der Aufstieg von Toyota aber erst durch das neuartige Just-in-time-Produktionssystem, das einen bis dahin nicht bekannten Qualitätsanspruch bedingte. Als dann auch noch neue Modellreihen wie Land Cruiser, Corona und Corolla sowie schließlich der Hybrid-Pionier Prius Zeichen setzten, schien das unaufhörliche Wachstum des automobilen Giganten nichts mehr stoppen zu können.

Es war Kiichiro Toyoda, der seinen Vater Sakichi Toyoda Ende der 1920er Jahre überzeugte, innerhalb des Textilunternehmens Toyoda Automatic Loom Works eine Autosparte zu gründen. Kiichiro reiste in die USA, um sich ein Bild davon zu machen, wie sich die dortige Automobilindustrie entwickelt hatte. Besonders die soliden Chevrolets überzeugten Kiichiro Toyoda, wenig später begeisterte er sich zudem für das Stromliniendesign von Chrysler. Weshalb er ab 1930 ein Team von Ingenieuren um sich scharte und anhand der amerikanischen Vorbilder eine Limousine entwickelte. Fünf Jahre später, im Mai 1935, erlebte der erste Pkw-Prototyp A-1 sein Rollout. 1936 war das Auto serienreif. Bevor die Bänder anliefen, wurde in einem Wettbewerb noch ein neuer Name für die Firma gefunden, da diese nicht den Familiennamen Toyoda tragen sollte. Die Wahl fiel auf Toyota, denn dieses Wort benötigt in japanischer Schrift nur acht Zeichen und damit eine Zahl, die Glück verspricht.

Tatsächlich blieben die Glücksgötter Toyota lange Zeit gewogen. So entgingen die Toyota-Werke im Zweiten Weltkrieg der eigentlich geplanten Bombardierung. Schon Ende 1945 erlaubten die amerikanischen Militärbehörden Toyota zudem den Wiederbeginn der Fahrzeugproduktion, was das Unternehmen zur Entwicklung des Pickps Toyopet und des Kleinwagens Toyota SA nutzte. Beide gingen 1947 als erste japanische Nachkriegsneuheiten in Serie. Kurz darauf kam der Land Cruiser dazu, der ab 1957 in Amerika und ab 1960 in Europa und Afrika Kultstatus gewann. Einen besseren Imageträger hätte sich Toyota nicht wünschen können, denn die ersten Mittelklasselimousinen Crown und Corona entsprachen in Technik und Design noch nicht westlichen Standards.

Mit Modellen wie dem 2000 GT als erstem japanischen Supersportler (ab 1965), dem bis heute in über 40 Millionen Einheiten verkauften Corolla (ab 1966), dem Sportcoupé Celica als Antwort auf Ford Capri und Mustang (ab 1970) und Familienautos wie Carina (ab 1970) und Camry (1982) wurde Toyota eine der erfolgreichsten Massenmarken, die ihr Image durch Triumphe auf Rennstrecken zusätzlich stärkte. Ein Leben auf der Überholspur, das durch die Entdeckung neuer Segmente wie der Vans (Model F, ab 1983) und der Kompakt-SUV (RAV4, ab 1994), aber auch die Millionenerfolge der Hybride (Prius, ab 1997) weiter beschleunigt wurde.

War der erste Toyota AA eine Kopie der besten US-Vorbilder, lädt Toyota heute alle Konkurrenten zum Kopieren von Techniken seines neuen Brennstoffzellenfahrzeugs Mirai ein. Ein Geburtstagsgeschenk in Form kostenfrei lizenzierter Patente, damit der Wasserstoffantrieb rascher verbreitet wird. Selbstbewusst, aber das waren die Japaner ja schon immer.

STARTSEITE