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Land Rover Defender - Ende im Gelände

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  • 1. Februar 2016, 15:52 Uhr
  • Wolfram Nickel/SP-X

Ein ,,Rover für den Farmer, mit dem er überall hinkommt und alles machen kann, einen universellen Land Rover' sollte der Geländewagen einst werden. Heute kennt man ihn unter dem Namen Defender.

Er ist so englisch wie der Linksverkehr, die London-Taxis oder die roten Telefonhäuschen. Dennoch macht der Land Rover Defender Platz für neue Technik. Bevor das Geländewagen-Urgestein nach fast 70 Jahren das Feld räumt, ein Blick zurück, der klar macht: So ganz gehen wird der knorrige Allrad-Kraxler zum Glück nicht 

Seit 1949 ist der Defender fester Bestandteil des königlichen Fuhrparks. Da war der Land Rover gerade erst ein Jahr alt, aber bereits mit der Mission betraut, trotz allgemeiner Materialknappheit den rasanten wirtschaftlichen Wiederaufstieg der renommierten Pkw-Marke Rover einzuleiten.
Zum über 68 Jahre lang gebauten Millionen-Bestseller und Gründer der heute eigenständigen Marke Land Rover wurde der Vierradler durch sein unverwüstliches Konzept und einzigartiges Charisma. Wovon auch die Zahl 75 kündet. So viel Prozent aller jemals gebauten Land Rover sind noch immer unterwegs.

Maurice Wilks, leitender Ingenieur bei Rover und Bruder des geschäftsführenden Direktors Spencer Wilks, wollte einen ,,Rover für den Farmer, mit dem er überall hinkommt und alles machen kann." Merkmale des Kraxlers waren ein Kastenrahmenchassis, Starrachsen vorn und hinten (ab 1983 mit Schraubenfedern) sowie die Alukarosse. Leichtmetall war - im Gegensatz zum knappen Stahl - nicht nur verfügbar, sondern auch rostresistent und im Unterschied zu Stahl ohne kostspielige Presswerkzeuge zu bearbeiten.

Um die Produktion noch simpler zu gestalten, entschieden sich die Entwickler für ein geradliniges und kantiges, mit Aluteilen leicht umsetzbares Design. Zeitlos-klassische Linien, die bewirkten, dass die liebevoll ,,Landys" genannten 4x4-Modelle ähnlich rasch zum Gattungsbegriff wurden wie sonst nur der amerikanische Jeep. Zugleich erleichterte diese Bauform die Entwicklung von Sonderausführungen für Königshäuser, den Papst, das Rotes Kreuz und Katastrophendienste, Camping und Caravaning, Expeditionscorps, Unterwasserfahrten, Landwirtschaft, Schienenverkehr und Militär - kurz, für jeden denkbaren oder phantastisch scheinenden Einsatzzweck. Wer aus dem Standardrepertoire wählte, hatte immer noch die Wahl zwischen Zahlencodes von 80 bis 130. Die jeweils den Radstand in englischen Zoll andeuten, womit ein Land Rover 80 also über umgerechnet 203 Zentimeter Radstand verfügt.

Die notwendige Durchsetzungsfähigkeit verdankte der Land Rover seinem zuschaltbaren Allradantrieb und der Geländeuntersetzung, die ursprünglich vor allem bei der Arbeit auf Acker und Feld von Vorteil sein sollte. Tatsächlich ließ es der knorrige Kletterkünstler bei seinem Debüt auf dem Amsterdamer Salon 1948 sogar an festem Dach, abschließbaren Türen und gefederten Sitzen fehlen, denn der Steuervorteil als landwirtschaftliches Fahrzeug sollte nicht gefährdet werden. Richtig komfortabel ist der Land Rover auch als Defender - so nennt er sich seit 1990 - nie geworden, dennoch finden sich ab 1998 Klimaanlage und die Sicherheitsselbstverständlichkeit ABS im Optionenkatalog.

Ebenso wie Karosserie und Ausstattung des Land Rover nur in kleinen Schritten modernisiert wurden -  1958 gab es eine Serie II, 1971 folgte die Serie III und 2007 die letzte Pflege des Defender - passten sich auch die Motoren dem Zug der Zeit nur sanft an. Was mit einem 37 kW/50 PS starken Vierzylinder-Benziner aus dem Rover-Pkw-Regal begann, wurde 1957 durch einen eigens entwickelten Diesel ergänzt und erreichte 1979 einen Höhepunkt durch die Übernahme des V8 aus dem luxuriösen Range Rover. Aber im Land Rover 109 V8 gab der 3,5-Liter-Benziner nur 67 kW/91 PS ab, gerade genug für gemächliche 125 km/h. Langsames, dafür unaufhaltsames Vorwärtskommen führte den Land Rover zu allen Erfolgen, im Gelände wie im Geschäft.

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