Reisemobil

Bett-Geschichten aus dem Reisemobil - Kuscheln ist nicht

  • In RREISEMOBIL
  • 2. Februar 2016, 16:44 Uhr
  • SP-X/Michael Lennartz

Wie man sich bettet, so liegt man. Nach diesem Motto suchen sich Reisemobilisten ihr bevorzugtes Fahrzeug aus. Und da gibt es bei den Deutschen eindeutige Vorlieben.

Ein unterschiedliches Grafik-Design an den Seiten, vielleicht ein leicht veränderter Schwung in der Dachlinie und, wenn es hoch kommt, der mutige Versuch, mit etwas peppigerer Farbe sich vom dominierenden Weiß als Grundfarbton abzuheben - die Differenzierungs-Möglichkeiten für Reisemobile sind eher gering. Im Prinzip sehen die kastenförmigen Eigenheime auf vier Rädern von außen doch mehr oder weniger gleich aus. Zumindest, wenn es sich um die teilintegrierten Modelle vorwiegend in der 3,5-Tonnen-Klasse handelt, die mit zuletzt rund 38 Prozent den größten Anteil am stetigen Wachstum der Motorcaravans und dem erneuten Rekordjahr 2015 mit rund 28.000 Zulassungen in Deutschland ausmachten.

Doch was ist dann das wichtigste Kaufkriterium, wenn die Entscheidung für das teilintegrierte Konzept, bei dem der Wohnaufbau an der weitgehend erhaltenen Fahrgastzelle des Basis-Fahrzeugs ansetzt, erst einmal gefallen ist? Neben Preis und Ausbauqualität ist das zweifellos die Raumaufteilung. Sprich: der Grundriss und die Innenarchitektur. Und dabei zu allererst: die Betten.

Die Schlafkojen wollen heute nicht mehr Abend für Abend in einer Art Polster-Origami mühsam aus den Sitzgruppen-Elementen zusammengesetzt werden. Als wichtigste Zielgruppe in diesem Segment gelten für die Hersteller schließlich die so genannten ,,Best-Ager". Rüstige Rentnerehepaare, die sich nach dem Berufsleben vom Angesparten ein Wohnmobil leisten und damit unternehmungslustig in holder Zweisamkeit auf Tour gehen. Und da müssen die Betten eben fix und fertig bezogen mit auf die Reise gehen. Im eigenen Schlafzimmer sozusagen.

Da die Variationsmöglichkeiten, auf knapp 14 Quadratmetern Grundfläche eine Drei-Zimmer-Wohnung mit Küche und Bad einzurichten, im Reisemobil eng begrenzt sind, hat sich hinter dem Arbeitsraum vorn (Fahrerhaus), dem Wohnbereich mit der mehr oder weniger üppigen Sitzlandschaft, dem sich anschließenden Küchenblock sowie Bad und Toilette das Fahrzeugheck als praktischste Lösung für fest installierte Betten herauskristallisiert. Fragt sich nur in welcher Anordnung.

Natürlich gibt es unterschiedliche Vorlieben. Allerdings auch einen eindeutigen Trend: Der deutsche Reisemobilist steht auf Einzelbetten. ,,Über die Hälfte unserer Kunden bevorzugen längs eingebaute Einzelbetten", erklärt Marketing-Chef Helge Vester von Dethleffs. Die Zahlen für die gesamte Branche bestätigen das: kuscheln ist ,,out".

Sicher, die erhöht eingebauten, meist über zwei Stufen erreichbaren Betten schaffen im Untergeschoss den Raum für eine große Garage, in denen Fahrräder und E-Bikes trocken verstaut werden können. Die tiefenpsychologische Deutung der Bettenwahl lässt aber sicher noch andere Begründungen zu, denn eine Garage lässt sich natürlich auch unter einem hinten quer eingebauten Doppelbett darstellen. Das hat zwar den Nachteil, dass der hinten Liegende immer über seinen Partner hinwegklettern muss, falls nächtens dringende Geschäfte zu erledigen sind. Dafür kann der Wohnaufbau und damit das gesamte Fahrzeug aber um einen halben Meter kürzer ausfallen. Was der Handlichkeit und der Zuladung in der 3,5-Tonne-Klasse durchaus zuträglich ist.

Der Wunsch nach einer Garage hat wohl auch dem Grundriss mit der früher beliebten Hecksitzgruppe den Garaus gemacht. Zumal die Konsequenz ein Puzzle-Bett aus den Sitzpolstern zu bauen oder der Umstieg auf ein Alkoven-Modell mit der allabendlichen Kletterei in den engen Dachbereich gewesen wäre. Keine attraktive Alternative für ältere Semester.

Die immer mehr in Mode kommenden, manuell oder per Knopfdruck absenkbaren Hubbetten im vorderen Wagenteil könnten in Zukunft allerdings die Szene weiter beleben und die Innenraumarchitekten zu neuen Ideen animieren. Bürstner, Dethleffs und die französische Marke Challenger aus der Trigano-Gruppe haben mit erstmals längs eingebauten Hubbetten bereits bewiesen, dass diese Schlafstätte nicht allein mitreisenden Kindern und Enkelkindern vorbehalten sein muss. Die beidseitige Einstiegsmöglichkeit ermöglicht auch Erwachsenen einen bequemeren Zugang. Sofern man sich mit dem Doppelbett anfreunden kann.

Bisher rangiert das Doppelbett, ob quer oder längs eingebaut, auf der Wunschliste der deutschen Kunden jedenfalls weit abgeschlagen hinter den Einzelbetten.  Dass die Hersteller dennoch an den Zweierkojen festhalten, liegt am hohen Exportanteil von Hymer und Co. So erklärt  Wolfgang Speck, der Chef der Knaus-Tabbert-Gruppe: ,,Auf dem französischen Reisemobil-Markt  brauchen sie ohne Queensbett gar nicht erst antreten. Alle anderen Bettkonfigurationen spielen da nur eine Nebenrolle." Das mittig verbaute Queensbett ist von beiden Seiten zugänglich und dominiert den Schlafbereich. Ein echtes Statement. Womit unsere Nachbarn ihrem amourösen Ruf wieder einmal gerecht werden. Wie man sich bettet, so liebt man.

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