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Ratgeber: Vor Betrug beim Oldtimerkauf schützen - Altes Blech, neue Tricks

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  • 3. Februar 2016, 15:46 Uhr
  • Hanne Lübbehüsen/SP-X

Eine Mercedes-Pagode 70 Prozent unter dem Marktpreis. Sie glauben an ein Schnäppchen? Dann ist Ihr Geld schon so gut wie weg.

Auch der Gauner folgt dem Trend: Weil die Preise für historische Autos steigen und Young- und Oldtimer noch dazu bei Laien immer beliebter werden, hoffen Betrüger auf das schnelle Geld. Laut Auto Club Europa (ACE) haben es die Kriminellen insbesondere auf die Schnäppchenjäger unter den Young- und Oldtimer-Interessenten abgesehen.

,,Sie sind mittlerweile so professionell und fälschen Papiere so gut, dass selbst Profis den Betrug kaum wittern", weiß der Rechtsexperte des Clubs, Hannes Krämer. Ist ein Auto in Online-Autobörsen oder der Tageszeitung besonders günstig inseriert, sollte man vorsichtig werden. Hat man sich nicht über den Marktpreis informiert oder hofft auf ein Schnäppchen, hat die Falle ihren Zweck erfüllt.

Zunächst mag noch alles seriös wirken - im Gespräch mit dem vermeintlichen Eigner (die Telefonnummer führt oft ins Ausland) stellt sich dann heraus, dass sich das Fahrzeug nicht in Deutschland befindet. So sollen potenzielle Käufer davon abgehalten werden, das Auto zu besichtigen.

Dabei machen die Papiere, Bilder und Unterlagen selbst für Experten auf den ersten Blick einen ordentlichen Eindruck. Das Auto gibt es oftmals sogar, nur gehört es nicht dem Verkäufer, auch wenn die Papiere dies vorgeben. ,,Unterlagen sind am Computer heute schnell gefälscht", so Krämer.

Die Betrüger setzen den Interessenten unter Zeitdruck: Ein anderer potenzieller Käufer würde sich das Fahrzeug bereits am nächsten Tag anschauen. Durch eine Anzahlung über einen Bargeldtransfer wie ,,Western Union" könnte sich der Interessent aber ein Vorkaufsrecht sichern.

Bargeldtransfers eignen sich laut ACE für den Autokauf nicht, da das Geld nicht abgesichert ist und der Empfänger seine Identität durch gefälschte Papiere verschleiern kann. Oft schlagen die Betrüger auch eine Fahrzeugüberführung durch eine ausländische Spedition vor, dafür wird eine Anzahlung verlangt. Ist das Geld erstmal überwiesen, verschwinden der vermeintliche Verkäufer und die Spedition. In der Regel stellt sich dann auch heraus, dass die Fahrzeug-Papiere und der Pass gefälscht waren. Die Polizei kann den Betrüger nicht fassen, da E-Mail-Adressen und Telefonnummern keinen Rückschluss auf die Identität zulassen.

Kaufinteressenten rät der Club deshalb grundsätzlich zu einer Besichtigung vor Ort in Deutschland wie im Ausland. Kritische Verbraucher beauftragen (auch im Ausland) einen Gutachter, der den Zustand beurteilt. Versucht der Verkäufer Zeitdruck aufzubauen, ist das ein Warnhinweis: Der Zwang, sich schnell entscheiden zu müssen, lässt in der Regel keine Zeit, das Fahrzeug und die Unterlagen sorgfältig zu prüfen.

Je weniger Unterlagen der Verkäufer hat, umso misstrauischer sollte man sein. Denn Serviceheft, TÜV-Berichte und Rechnungen geben die Gelegenheit, sich bei diesen Stellen zu erkundigen. Trotzdem immer bedenken: Papiere sind schnell gefälscht.

Zum Verkäufer sollte man persönlichen Kontakt suchen. Auch kann man Telefonnummern oder E-Mail-Adressen in einer Suchmaschine eingeben und so Indizien finden, ob die Identität des Verkäufers stimmt oder es Hinweise gibt, dass sich dahinter ein Betrüger versteckt. Der Club warnt zudem davor, auf Handy-Nummern im Ausland zurückzurufen. Dahinter könne sich eine teure Rufnummer oder ein gestohlenes Handy verbergen. Festnetznummern sind hier besser.

Vorab-Überweisungen sind gefährlich, auch und gerade über einen Bargeld-Transfer-Service. Ebenso ist von der Zahlung an eine Speditions- oder Verschiffungsfirma, die treuhänderisch tätig sein soll, abzuraten. Oft sind die seriös erscheinenden Webseiten gefälscht. Aber auch wenn man Barzahlung vereinbart hat, sollte man vorsichtig sein und mit größeren Summen nie allein zur Geldübergabe gehen. Sicherheitshalber kann man als Treffpunkt eine Bank oder eine Zulassungsstelle wählen.

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