Getriebe

Hyundai zählt mit neuem Automatikgetriebe bis Acht

Viel hilft viel - diese alte Weisheit stimmt nicht immer. Auf Getriebe trifft sie aber zu. Denn je mehr Gänge im Spiel sind, desto sparsamer, schneller und leiser wird ein Auto. Hyundai hat nun zwei Achtgang-Automatikgetriebe entwickelt. Eines feierte unlängst im Top-Modell Genesis G90 Premiere, das zweite dürfte bald in kleineren Modellen nach Europa kommen.

Viel hilft viel - diese alte Weisheit stimmt nicht immer. Auf Getriebe trifft sie aber zu. Denn je mehr Gänge im Spiel sind, desto sparsamer, schneller und leiser wird ein Auto. Hyundai hat nun zwei Achtgang-Automatikgetriebe entwickelt. Eines feierte unlängst im Top-Modell Genesis G90 Premiere, das allerdings vorerst nicht in Europa angeboten wird. Das zweite ist für Modelle mit Vorderrad-Antrieb konzipiert und dürfte im nächsten neuen Hyundai für Europa den Anschluss zur Elite herstellen.

Denn die hat schon länger den Schritt zu mehr als nur sechs Vorwärtsgängen gemacht. Die Doppelkupplungsgetriebe des Volkswagen-Konzerns haben in der Regel sieben Gänge wie auch die Mercedes-Modelle der unteren Klassen. BMW oder Mini zählen schon länger bis Acht. Mercedes für die größeren Modelle sogar eine Wandler-Automatik mit neun Vorwärtsgängen entwickelt. Warum eigentlich dieser Aufwand?

Der Verbrauchsvorteil, den Automobile über Jahrzehnte gesehen kontinuierlich realisierten, ist zu einem nicht geringen Maß auch der Verbesserung der Getriebe zu verdanken. Waren vor einigen Jahrzehnten noch drei und dann später vier Gänge Standard, gibt es heute kaum noch ein Auto, das nicht mindestens fünf Gänge hat. Wer einmal mit einem Fahrrad ohne Gangschaltung einen Berg hinauf radelte, hat diese Lektion gelernt und verinnerlicht: Jedes Niedertreten des Pedals wird zur Qual.

Mit drei, fünf oder sieben Gängen ist das schon erheblich komfortabler, denn in einem kleinen Gang strampelt es sich viel leichter. Und bergab kann man ohne Anstrengung richtig Speed produzieren, indem man im höchsten Gang einfach leicht mittritt. Viele Gänge sorgen schlicht und einfach dafür, dass bei jeder Geschwindigkeit und bei jeder topographischer Gegebenheit die Beinmuskeln genau in dem Tempo arbeiten können, bei dem sie maximale Kraft bei geringstmöglicher Anstrengung erzeugen. Genau so verhält es sich auch bei Verbrennungsmotoren: Sie können, wie Muskeln, nicht unbegrenzt schnell arbeiten und haben auch nur in einem definierten Drehzahlbereich die optimale Kraftsausbeute.

Daher die kontinuierliche Vermehrung der Gänge bis hin zu den High-End-Automatikgetrieben mit acht oder gar neun Fahrstufen. Und daher nun auch High-End bei Hyundai: Den Ingenieuren ist es gelungen, gegenüber der bisher eingesetzten Sechsgang-Automatik 3,5 Kilogramm Gewicht zu sparen und trotzdem zwei Übersetzungen mehr anzubieten. Die Drehzahlsprünge von Gang zu Gang werden so kleiner, was gleich zwei Vorteile mit sich bringt: Zum einen ändert sich die Motor-Drehzahl beim Gangwechsel nicht mehr so gewaltig wie zuvor; das sorgt für sanftere Schaltvorgänge und mehr Temperament. Zum anderen steht immer eine nahezu optimale Übersetzung zur Verfügung. Das ermöglicht ein Fahren mit weniger Geräuschen durch niedrigere Drehzahlen. Dadurch sinkt auch der Verbrauch - Hyundai nennt eine Ersparnis von 7.3 Prozent. Hierzu tragen auch weitere Effizienz-Maßnahmen bei, wie reduzierte Kontaktflächen in den Kugellagern, optimierte Rillenmuster in den Kupplungsscheiben und eine Prallplatte, die die "Planschverluste" im Getriebe minimiert.

Einher mit der höheren Anzahl an Gängen geht bei der neuen Automatik-Generation von Hyundai noch mehr technischer Feinschliff: Die Steuerung der hydraulischen Kupplung übernimmt nun ein Ventil statt mehrerer Ventile wie bei der bekannten Sechsgang-Automatik. Zusätzlich wurde die in das Getriebe integrierte Ölpumpe verkleinert und jedes Getriebezahnrad auf schnellere präzisere Gangwechsel hin optimiert. Stolz sind die Hyundai-Ingenieure auf den neuen Drehmoment-Wandler, dessen vier Scheiben separat angesteuert werden - für schnellere Reaktionszeiten und weichere Übergänge. Vieles spricht also dafür, dass Hyundai künftig sehr geschmeidig bis Acht zählen wird.

Konrad Winterstein

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