Motorsport

Porsches neuer GT-Rennwagen auf großer Fahrt

  • In MOTORSPORT
  • 13. Mai 2016, 10:46 Uhr
  • Ralf Loweg

Nach der ersten Ausfahrt auf der heimischen Teststrecke in Weissach schickt Porsche seinen völlig neu entwickelten GT-Rennwagen hinaus in die weite Welt. Auf ausgewählten Rennstrecken beginnt nun die Erprobung, sagt der Sportwagenbauer.

Nach der ersten Ausfahrt auf der heimischen Teststrecke in Weissach schickt Porsche seinen völlig neu entwickelten GT-Rennwagen hinaus in die weite Welt. Auf ausgewählten Rennstrecken beginnt nun die heiße Phase der Erprobung, sagt der Sportwagenbauer. Wenn alles nach Plan läuft, wird der Nachfolger des 911 RSR ab der Saison 2017 um Titel und Trophäen kämpfen.

Beim ersten Praxis-Test in Weissach kamen mehrere Porsche-Werksfahrer zum Einsatz. "Es ist sicher ungewöhnlich, gleich beim Rollout mehrere Fahrer ans Steuer zu lassen", sagt Marco Ujhasi, Gesamtprojektleiter GT Werksmotorsport. "Doch da alle unsere Werksfahrer an der Entwicklung des neuen Autos beteiligt sind, durfte jeder, der es zeitlich einrichten konnte, nach Weissach kommen und ein paar Runden drehen."

Der erste Einsatz des RSR-Nachfolgers ist im Januar 2017 beim berühmten 24-Stunden-Rennen in Daytona in den USA geplant. "Die Rennpremiere eines komplett neuen Fahrzeugs bei einem 24-Stunden-Rennen ist eine große Herausforderung. Aber wir liegen gut im Zeitplan", sagt Porsche-Sportchef Dr. Frank-Steffen Walliser.

Bis der neue Renner startklar ist, kommt der seit der Saison 2013 eingesetzte 911 RSR zum Einsatz. Das Fahrzeug wurde für die Motorsportsaison 2016 vor allem aerodynamisch modifiziert und damit den neuen Regeln angepasst. Die Position des Heckflügels wurde weiter nach hinten verlagert. Der Heckdiffusor fällt nun deutlich größer aus.

Darüber hinaus erhielt der vom Porsche-Werksteam North America eingesetzte 911 RSR eine modifizierte Frontlippe sowie weit ausladende Seitenschweller. Ein neuer Rennsitz sowie eine vergrößerte Luke im Dach sorgen für eine weitere Verbesserung der hohen Sicherheitsstandards des fast 500 PS starken Rennwagens aus der Erfolgsschmiede in Weissach.

Doch Porsche hat die Messlatte mit sechs Meistertiteln für den 911 RSR in der Saison 2015 hoch gelegt. "Damit haben wir Geschichte geschrieben", sagt Dr. Frank-Steffen Walliser. Der Sieg der Franzosen Frédéric Makowiecki und Patrick Pilet auf dem Bahrain International Circuit war der vierte Saisonerfolg für den 911 RSR in den acht WEC-Rennen des Jahres 2015. Porsche gewann auch die Herstellerwertung vor Ferrari und Aston Martin. Richard Lietz sicherte sich zudem als bester GT-Pilot den FIA World Endurance Cup, und das Porsche-Team Manthey komplettierte die Titelsammlung durch den Gewinn der Teamwertung.

Parallel zur WEC hat Porsche auch in der nordamerikanischen IMSA SportsCar Championship (ISCC) mit dem 911 RSR als erfolgreichster Hersteller in dieser Saison drei GT-Meistertitel abgeräumt. In einem nicht weniger spannenden Saisonfinale beim "Petit Le Mans" auf dem Traditionskurs Road Atlanta in Braselton ging der Sieg in der Fahrerwertung an Patrick Pilet, Porsche North America entschied die Teamwertung für sich.

Die Saison 2015 ist der vorläufige Höhepunkt der Erfolgsgeschichte des 911 RSR, der am 14. April 2013 in Silverstone seine Rennpremiere feierte. Der Nachfolger des 911 GT3 RSR, mit dem Porsche-Kundenteams seit 2004 zahlreiche Siege und Titelgewinne holten, zeichnet sich durch konsequenten Leichtbau und eine ausgefeilte Aerodynamik aus. Der fast 500 PS starke Vierliter-Sechszylinder-Boxermotor wurde vom Vorgänger übernommen und in Details optimiert. Sein besonders leichtes Renngetriebe ist eine Neuentwicklung von Porsche Motorsport. Einer der Entwicklungsschwerpunkte beim neuen 911 RSR war eine ausgeglichenere Gewichtsverteilung. Viel Energie haben die Ingenieure auch darauf verwendet, die Konstanz des Elfers zu erhöhen und das lästige Untersteuern loszuwerden. Mit diesem Problem hatten die Fahrer beim alten 911 GT3 RSR immer wieder zu kämpfen.

Für Porsche ist der 911 RSR die Quintessenz aus über 60 Jahren Motorsport und mehr als 30.000 Rennsiegen. Und dieser Tradition ist jeder Rennwagen der Sportwagenschmiede verpflichtet. Der 911 trat bereits drei Monate nach dem Beginn der Serienproduktion 1965 bei der legendären Rallye Monte Carlo an - und holte sich den ersten Klassensieg. Seitdem prägen die Schwaben mit dem 911 den Motorsport - in den unterschiedlichsten Rennserien: von nationalen Meisterschaften bis zu internationalen Meisterschaften wie der American Le Mans Series.

Mit dem 911 RSR soll diese Tradition am Leben gehalten werden. "Weil er Pioniergeist und Können unserer Ingenieure mit dem Traum von Ferry Porsche in Einklang bringt", begründet der Sportwagenbauer auf seiner Webseite. Und die auf der Rennstrecke gewonnenen Erkenntnisse fließen dann wiederum in die Serie ein. Dafür hat Porsche keinen Geringeren als Rallye-Legende Walter Röhrl als Testfahrer unter Vertrag genommen. Seine Erfahrungen machen aus einem sehr guten Sportwagen einen nahezu perfekten.

Egal wie: Der Nachfolger des 911 RSR tritt ein schweres Erbe an. Doch im Hause Porsche zweifelt niemand daran, dass auch der neue GT-Rennwagen das Sieger-Gen der Marke hat.

Ralf Loweg

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