Motorsport

Elektroautos im Angriffsmodus

  • In MOTORSPORT
  • 19. Mai 2016, 10:28 Uhr
  • Ralf Loweg

Die Formel E kommt in die deutsche Hauptstadt. Dann haben die Rennfahrer das Wort, nicht die Politiker. Die Veranstaltung ist mehr als eine gewöhnliche Rennserie: Es geht um Klimawandel und um Umweltschutz. Die Formel E ist deshalb auch ein Bekenntnis für alternative Antriebsarten. Rund um den Globus wirbt sie für die 'saubere' Sache.


Die elektrische Botschaft kommt aus Berlin. Bis 2020 sollen rund eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen fahren, so jedenfalls lautet das ehrgeizige Ziel der Bundesregierung. Für Autofahrer, die nicht vom E-Virus befallen sind, klingt das so utopisch wie einst George Orwells Bestseller "1984". Wer aber weiter an die "grüne Zukunft" des Automobils glaubt, der hat auch diese magische Marke noch immer im Visier.

Doch ohne Anschubhilfe kommt der Verkauf der Elektro-Fahrzeuge in Deutschland nicht in Gang. Die Autos sind vielen Bundesbürgern im Vergleich mit herkömmlichen Fahrzeugen zu teuer. Deshalb hat die Politik reagiert und eine sogenannte "E-Prämie" beschlossen, wie sie in Ländern wie Norwegen längst das Geschäft mit Elektroautos angekurbelt hat. Es winken bis zu 4.000 Euro Ersparnis. "Umwelt-Bonus" nennen die Politiker dieses Geschenk und binden noch ein grünes Schleifchen um ihr Prämien-Päckchen.

Und wieder ist es jetzt Berlin, wo eine elektrische Botschaft der sportlichen Art weitere Werbung machen soll: Die Formel E kommt an diesem Wochenende (21. April 2016) in die deutsche Hauptstadt. Da haben die Rennfahrer das Wort, nicht die Politiker. Es ist mehr als eine gewöhnliche Rennserie: Es geht um Klimawandel und um Umweltschutz. Die Formel E ist deshalb auch ein Bekenntnis für alternative Antriebsarten. Beinahe lautlos und ohne Schadstoffe kommen diese Rennwagen daher. Rund um den Globus werben sie für die "saubere" Sache.

Die Formel E begeistert die Motorsport-Fans in Metropolen wie Peking, Buenos Aires, Paris und jetzt Berlin. In den Millionen-Städten und Ballungsgebieten könne der flächendeckende Einsatz einer E-Flotte einen entscheidenden Beitrag leisten, sagen die Befürworter dieser Technologie. Vor allem das deutsche Abt-Team und Technikpartner Schaeffler fahren in der Formel E auf der Überholspur. Bei der Premiere dieser Serie verpasste der einzige deutsche Rennstall in der Saison 2015 den Titel nur ganz knapp. In diesem Jahr soll es nun klappen. Und es sieht nicht schlecht aus. Der Brasilianer Lucas Di Grassi kommt als Tabellenführer zum Heimspiel seines Teams Abt Schaeffler Audi Sport. Mit drei Siegen und drei weiteren Podiumsplätzen hat er der bisherigen Formel-E-Saison seinen Stempel aufgedrückt.

"Unser Ziel ist die Meisterschaft", sagt Lucas di Grassi. Doch an den Titel denkt er noch nicht. Wichtiger sei es, in Berlin einen fehlerfreien Job abzuliefern, so der Brasilianer: "Unser Auto ist ein Siegertyp, unsere Mannschaft bleibt unter Druck cool und fokussiert - so können wir auch das Heimspiel gewinnen." Zusammen mit seinem deutschen Teamkollegen Daniel Abt will er "im Herzen der deutschen Hauptstadt einen weiteren Schritt in Richtung Titelgewinn machen", teilt sein Arbeitgeber mit.

Auch Daniel Abt freut sich bereits auf die Berliner Luft. "Mit meinem Rennauto durch unsere Hauptstadt zu fahren, wird ein ganz besonderes Gefühl", sagt der mit 23 Jahren jüngste Pilot im internationalen Starterfeld. Und es ist spannend im Titelrennen: Lucas di Grassi hat nur elf Zähler Vorsprung vor Renault-Pilot Sébastien Buemi aus der Schweiz. In der Teamwertung sieht es genau anders aus: Dort hat Abt Schaeffler einen Rückstand von neun Punkten auf die Mannschaft von Renault e.dams. Die Franzosen haben den "Äbten" schon 2015 den Team-Titel vor der Nase weggeschnappt. Da ist Revanche angesagt.

Und der neue Kurs mitten in Berlin hat es wirklich in sich: Insgesamt 48 Mal geht es um die rund zwei Kilometer lange Strecke, die im Schatten des Fernsehturms über die Karl-Marx-Allee und den Strausberger Platz führt. Bei der Deutschland-Premiere 2015 gastierte die Formel E noch auf dem früheren Flughafen in Tempelhof. Der Standortwechsel kommt gut an. "Mit der Location im Herzen unserer Hauptstadt ist der Formel E ein weiteres Highlight gelungen", sagt Teamchef Hans-Jürgen Abt. "Ein Glückwunsch an die Organisatoren und danke an die Stadt." Mal schauen, ob es auch hinterher noch heißt: "Berlin ist eine Reise wert."

Ralf Loweg

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