Technik & Wissen

Mercedes-Benz Lkw-Neuheiten - So schlau werden die Trucks

Künftig weiß ein Mercedes-Lkw, wenn eine Panne ansteht und fährt vorher zur Werkstatt. Und das ist tatsächlich nur ganz leicht überspitzt formuliert.

Vernetzt und mit vielen Dutzend Sensoren ausgestattet wird der Lkw künftig noch schlauer: Mercedes-Benz Trucks präsentiert auf der IAA Nutzfahrzeuge im September neue Funktionen für die Lastwagen-Flotte. Dazu gehören Sicherheitsmerkmale wie Abbiege-Assistent und Fußgängernotbremssystem ebenso wie die ständige Verbindung mit dem Internet, die dem Spediteur bares Geld sparen soll.

Erschließt sich beim Pkw der derzeitige Nutzen der Konnektivität - zum Beispiel Vorklimatisieren oder Tankfüllstand aus der Ferne überprüfen - längst nicht für jeden Autofahrer, so liegt er beim Lkw ganz deutlich auf der Hand: Durch die Vernetzung sollen die Ausfallzeiten der Brummis deutlich sinken.

Mit dem neuen Dienst ,,Mercedes Uptime", der nach der IAA erhältlich ist, ist der Laster immer online und überwacht ständig alle Sensoren und Steuersysteme. Tritt eine Unregelmäßigkeit auf, meldet er es an den Mercedes-Server, wo eine vollautomatische Fehlererkennung stattfindet. Dahinter steht ein von Mercedes-Technikern ständig aktualisierte Software, die anhand des Fehlertypus Handlungsempfehlungen ableitet.

Je nach Dringlichkeit fallen diese in drei Kategorien. Ein zu niedriger Reifendruck beispielsweise wird dem Fuhrparkleiter lediglich in Echtzeit in seinem Kundenportal angezeigt. Eigentlich ein banaler Fehler, kann dauerhaft zu wenig Luft in den Reifen zu erhöhtem Verbrauch, höherem Reifen-Verschleiß und im schlimmsten Fall zur Reifenpanne führen. Das hat der Flottenmanager nun im Blick - auch auf dem Smartphone -  und kann den Fahrer anweisen, den Luftdruck zu korrigieren.

Zudem kann der Spediteur Werkstattaufenthalte bündeln, so dass der Lkw nicht so häufig ausfällt: Bestimmte Fehlermeldungen werden direkt an die Hauswerkstatt des Kunden weitergeleitet, so dass sie anstehende Reparaturen, die sonst erst bei der turnusmäßigen Wartung auffallen würden, vorbereiten kann, beispielsweise indem sie Ersatzteile bestellt.

Außerdem soll ,,Uptime" Liegenbleiber vermeiden. Registrieren Sensoren eine ernste Fehlfunktion, wird das ,,Customer Assistance Center" informiert, das direkt beim Kunden anruft und eine Handlungsempfehlung ausspricht. Hätte der Disponent ansonsten den Fahrer vielleicht direkt in eine Werkstatt geschickt, kann das CAC anhand der Fehlermeldungen einschätzen, ob er die Tour noch beenden kann. Bei einer sofort nötigen Reparatur organisieren die Service-Mitarbeiter einen Termin in einer nahen Werkstatt, die benötigte Teile vorrätig hat.

Das proaktive Handeln soll teure Ausfallzeiten minimieren. Seit 2013 ist das System mit 1.400 Lkw im Testbetrieb und nach der IAA für Actros, Antos und Arocs erhältlich. Entweder einzeln oder im Rahmen eines klassischen Service-Vertrages.  Voraussetzung ist die beim Actros serienmäßige Fleetboard Connectivity Hardware. Nachrüsten lassen kann man den Dienst daher nur für Actros, die nach Januar 2017 gebaut werden. Preise gibt Mercedes auf der IAA bekannt. In der Zukunft soll in den Dienst auch das Trailer-Management integriert werden.

Ab Dezember erhältlich sind zudem zwei neue Assistenzsysteme: Mercedes-Lkw warnen künftig ihren Fahrer beim Rechtsabbiegen vor Fußgängern und Radfahrern im Toten Winkel. Der Abbiege-Assistent soll die typischen schweren, innerstädtischen Kreuzungsunfälle verhindern. Mit zwei sich im Blickwinkel überlappenden Radarsensoren hat das System die komplette rechte Seite im Blick und informiert den Fahrer bei Gefahr: Wenn sich ein Radfahrer oder Fußgänger in der Warnzone aufhält, leuchten in der A-Säule auf der Beifahrerseite LEDs gelb auf. Erkennt das System eine Kollisionsgefahr - anhand des aktivierten Blinkers oder des Lenkeinschlags - blinkt die LED-Leuchte rot und es ertönt von rechts ein Warnton.?

Der Assistent überwacht auf der rechten Seite auch die Schleppkurve des Lkw, also den Weg, den Auflieger oder Anhänger um die Kurve nehmen. So sollen beispielsweise Kollisionen mit parkenden Autos vermieden werden. Darüber hinaus fungiert der Assistent wie ein Totwinkel-Warner im Pkw und warnt den Lkw-Fahrer, wenn sich beim beabsichtigten Spurwechsel ein anderes Fahrzeug rechts neben ihm befindet.

Als zweite Sicherheits-Neuerung führt Mercedes den Notbrems-Assistent mit Fußgänger-Erkennung ein. Vorn am Laster kommt das gleiche Radarsystem wie bei der E-Klasse zum Einsatz. Erfasst das Radar einen Fußgänger, warnt das System den Fahrer und leitet gleichzeitig automatische eine Teilbremsung ein. Der Fahrer kann durch Vollbremsung oder Lenkmanöver die Kollision vermeiden.

STARTSEITE