Technik & Wissen

Autonomes Fahren und Vernetzung im Mittelpunkt - Auch das Nutzfahrzeug wandelt sich

Motoren moderner Lkw werden besser überwacht als die von Diesel-Pkw. Und sie sind bestens vernetzt, oder könnten es zumindest sein. Und der Markt: sehr freundlich.

Westeuropa und China treiben im laufenden Jahr den Nutzfahrzeugmarkt (über 6 Tonnen) an. In den ersten fünf Monaten legte Westeuropa um 14 Prozent zu, für das Gesamtjahr erwartet VDA-Präsident Matthias Wissmann ein Plus von 8 Prozent. Der deutsche Markt ist mit einem Plus von 4 Prozent ähnlich stabil wie im vergangenen Jahr, als er um 5 Prozent zulegte.

China wird nach einem Minus von 24 Prozent 2015 dieses Jahr um 5 Prozent wachsen. Rückgänge verbucht die Branche dagegen in den USA (-10 %) Russland (-5 %) und Brasilien (-15 %). Die beiden Bric-Staaten verloren schon im Vorjahr fast die Hälfte ihres Marktes für schwere Nutzfahrzeuge. Insgesamt schließt der Weltmarkt aber mit einem Plus einem Prozent, so die Prognose.

Positive Zahlen erwartet der Branchenverband auch für den Markt der leichten Nutzfahrzeuge. Alleine in Deutschland sollen im laufenden Jahr 256.000 Einheiten zugelassen werden, ein neuer Höchststand und ein Plus von 5 Prozent.

Der Dieselmotor im Lkw leidet nicht unter dem Abgasskandal, wie Wissmann betonte. Schon seit 2013 werden die Abgase im Fahrbetrieb gemessen, wie es erst jetzt auch für Pkw geplant ist. Verbrauchssenkungen und damit CO2-Reduzierungen sind für die Branche ein geldwerter Vorteil und schon deshalb immer ein Entwicklungsziel. Allerdings sieht sich die Branche in einem Umbruch. Zwar bleibt der Dieselmotor Antrieb Nummer eins in Nutzfahrzeugen, aber in Zukunft - ab etwa 2020 - sollen elektrische Transporter den Lieferverkehr in Städten regeln. Für den letzten Kilometer könnten Drohnen eine wichtige Rolle spielen, wie VW-Truck-Vorstand Andreas Rentschler betont.

Vernetzung und autonomes Fahren sind für die Nutzfahrzeugbranche die wichtigsten Themen der Zukunft. Rentschler sieht Lkw als rollende Datensammler und im vernetzten Lkw als einen wichtigsten Baustein für nachhaltige Logistik. Dem pflichtet auch Daimler-Lkw-Vorstand Wolfgang Bernhard bei. Beim autonomen Fahren sieht er sein Unternehmen und seine europäischen Mitbewerber als Vorreiter. Durch autonome Lkw können Unfälle mit Lkw um 90 Prozent gesenkt werden, betonte Bernhard. Dass die Technik funktioniert, habe sich erst kürzlich bei  einem Versuch auf der A52 gezeigt, wo sich autonome Lkw zu einem Konvoi zusammenschlossen und so auch den Treibstoffverbrauch um rund zehn Prozent senken konnten.

Um mindesten diesen Faktor würden die CO2-Emissionen auch mit Lang-Lkw sinken, ist sich die Branche sicher. Hier hindern bürokratische Hürden die Umsetzung. So müssen, berichtet Bernhard, Lang-Lkw aus den Niederlanden an der Grenze nach Niedersachsen ihre Fracht auf herkömmliche Laster umladen, um sie dann nach der Grenze wieder aufnehmen zu können.

Beim autonomen Fahren hat der Gesetzgeber reagiert und beginnt, die bestehenden Regularien dem technisch Machbaren anzupassen. Es gibt aber noch andere Probleme. Bei den Kommunikationsnetzen sieht die Branche speziell in Deutschland noch deutlichen Nachholbedarf. Für die meisten Dienste eines vernetzten Lkw genüge, so Wolfgang Bernhard, zwar ein 3G-Netz, für schwierigere LTE, aber der Ausbau von beiden liege in Deutschland gerademal auf dem Niveau von Marokko.

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