News

Brexit - Was der EU-Austritt für Autokäufer und Fahrzeughersteller bedeutet

  • In NEWS
  • 24. Juni 2016, 15:58 Uhr
  • Holger Holzer/SP-X

Was bedeutet der Brexit für Autokäufer und Autohersteller? Da liegt überwiegend noch Londoner Nebel drüber. Klar sein dürfte zumindest, dass die britische Fahrzeugindustrie zu den Verlierern zählt.

Großbritannien wird die EU verlassen. Welche Folgen das beiderseits des Ärmelkanals haben wird, ist noch weitgehend offen. Als Verlierer gelten vor allem die Briten selbst. Aber auch die deutsche Autoindustrie sorgt sich.

,,Der Brexit wird insgesamt zu einem schleichenden Exit der Autoindustrie von der Insel führen", prognostiziert Professor Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. Durch den Austritt werde Großbritannien als Produktionsstandort im Vergleich zum EU-Gebiet unattraktiver. Insgesamt sei mit einem Anstieg der direkten und indirekten Kosten zu rechnen, so Bratzel. Im vergangenen Jahr wurden im Vereinigten Königreich 1,66 Millionen Neuwagen gebaut, größter Produzent war mit rund 470.000 Einheiten der japanische Hersteller Nissan. Dahinter folgen Land Rover, Mini, Toyota, Opel/Vauxhall, Honda und Jaguar. Dazu kommen noch Hersteller mit einem Fahrzeugausstoß im niedrigen fünf- oder vierstelligen Bereich wie Bentley, Rolls-Royce, Aston Martin, Lotus, MG oder Morgan.

In nackte Panik bricht man bei den britischen Herstellern jedoch noch nicht aus. ,,Für Jaguar Land Rover heißt es auch heute ,Business as usual'. Wir sind ein britisches Unternehmen, haben in diesem Land eine starke Produktionsbasis und stehen unverändert zu allen unseren Fertigungsstandorten und Investitionsentscheidungen", heißt es beim größten Autounternehmen der Insel. Auch BMW, dessen Töchter Mini und Rolls-Royce Werke in England betreiben, ist zurückhaltend: ,,Klar ist, dass nun eine Phase der Unsicherheit beginnt. Wir erwarten jedoch zunächst keine unmittelbaren Auswirkungen auf unsere Aktivitäten in Großbritannien." Theoretisch könnte der Brexit den Herstellern sogar nützen, wenn eine Pfund-Abwertung die Autos im Ausland billiger macht und so für Mehrabsatz sorgt.

Dass der Käufer britischer Autos von möglichen Wechselkursschwankungen profitiert ist möglich, aber wohl eher nicht wahrscheinlich. So hat beispielsweise auch der Wert des US-Dollar keinen kurzfristigen Einfluss auf die Preise der dort produzierten Fahrzeuge. Ein BMW X5 beispielsweise hat zumindest kurzfristig hierzulande immer den gleichen Listenpreis, egal wie der Wechselkurs gerade steht. Und der reale Preis, also jener, den ein Käufer letztlich tatsächlich zahlt, ist sowieso von anderen Dinge wie der aktuellen Nachfrage abhängig.

Die deutsche Autoindustrie sieht den Brexit trotzdem mit Sorge. ,,Es muss alles getan werden, um den bislang ungehinderten Waren- und Dienstleistungsverkehr zwischen Großbritannien und den anderen EU-Ländern auch künftig zu ermöglichen", mahnt Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). Er weist darauf hin, dass Großbritannien für die Automobilindustrie in Deutschland das weltweit größte Exportland ist. Im vergangenen Jahr wurden 810.000 in Deutschland gebaute Pkw nach Großbritannien ausgeführt. Insgesamt wird jeder siebte Wagen aus einer deutschen Autofabrik nach Großbritannien exportiert. Diese Fahrzeuge dürften künftig auf der Insel teurer werden, so dass die Branche Absatz-Rückgänge befürchtet.

STARTSEITE