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Motorrad-Halbjahres-Zulassungen - Wachstum mit Wechseln

  • In MOTORRAD
  • 15. Juli 2016, 12:57 Uhr
  • Ulf Böhringer/SP-X

Neue Modelle und Spätstarter bestimmen die Motorradhitliste des ersten halben Jahres. Dabei gab es deutliche Sieger und teils unerwartete Verlierer.

Motorräder über 125 Kubikzentimeter Hubraum sind im ersten Halbjahr 2016 der Wachstumsmotor des deutschen Zweiradmarktes: Die Zahl der Neuzulassungen stieg von Januar bis Juni 2016 um rund 3.500 Einheiten (5,3 Prozent) auf über 73.000 Stück. Dagegen blieben die Leichtkrafträder (bis 125 Kubikzentimeter Hubraum) mit einem Plus von 4,3 Prozent auf 10.800 Einheiten leicht zurück.

Auf der Stelle treten die Leichtkraftroller mit rund 9.500 Einheiten, während die Kraftroller (über 125 Kubikzentimeter Hubraum) ein Minus von zwei Prozent (rund 6.700 Einheiten) einfuhren. Der Rückgang geht vor allem auf das Konto der Marken Kymco und Suzuki, deren Absatz um 26 bzw. 54 Prozent rückläufig war. Marktführer Piaggio konnte dagegen weiter zulegen, weil sich vor allem die Vespa GTS-300 Super glänzend verkauft; mittlerweile ist jeder dritte neu zugelassene Kraftroller eine 300er Vespa. Mit 2.235 Stück liegt dieses Modell in der deutschen Zweiradhitliste auf dem zweiten Rang hinter dem Dauer-Primus BMW R 1200 GS.

Im wichtigsten Segment der Krafträder führt weiterhin BMW, konnte gegenüber dem Vorjahreszeitraum stückzahlmäßig aber nicht zulegen (16.400 Einheiten). Es fehlte wohl der Anreiz neuer Modelle. Sehr gut entwickeln sich die 2015 erst spät in den Markt gekommenen Modelle S 1000 XR und R 1200 RS. Nach wie vor ist der Marktanteil von BMW etwa doppelt so groß wie der von Yamaha, der zweitstärksten Marke; sie schrieb von Januar bis Juni 2016 ein Plus in Höhe der Segment-Entwicklung und liegt nun bei rund 8.600 Neuzulassungen. Auffällig ist bei den Japanern der starke Rückgang des bisherigen Erfolgsmodells MT-09; es fand rund 800 Käufer weniger auf nur noch 976 Einheiten und fiel deshalb vom vierten Verkaufsrang auf Platz 16. Knapp hinter Yamaha folgt Honda mit gut 8.400 Fahrzeugen; fast ein Viertel davon (1.942 Stück) geht alleine auf das Konto der neuen CLF 1000 ,,Africa Twin", die damit Rang drei der Modell-Hitliste belegt, was seit Jahren keinem Honda-Modell mehr gelang. Auch die für 2016 überarbeitete NC750X konnte gegenüber dem Vorjahr deutlich zulegen (1.144 nach 914 Stück).

Um den gleichen Wert wie Honda (plus 22 Prozent) konnte auch KTM den Absatz in Deutschland steigern. Die Österreicher liegen mit rund 7.500 Einheiten erstmals auf Rang vier der Hersteller-Hitliste; nach dem ersten Halbjahr 2015 belegten sie noch den sechsten Rang. Stückzahlbringer sind die Einzylindermodelle 690 SMC (1.134) und 390 Duke (981), doch auch die 1290 Super Duke R (881) und 1050 Adventure (772) verkaufen sich glänzend. Auch Harley-Davidson auf Rang fünf legte um 15 Prozent auf rund 7.500 Einheiten zu; hier sind es vor allem die Modelle Softail Slim und XR 1200X, die Stückzahlen bringen.

Nicht ganz Schritt halten mit den anderen vier mittelgroßen Marken (Marktanteil 11,7 bis 10,3 Prozent) konnte im ersten Halbjahr 2016 Kawasaki: Angesichts des starken Wachstums von Honda, KTM und Harley-Davidson fielen die Japaner von Rang drei der Hersteller-Hitliste auf Rang sechs zurück, obwohl der Zulassungsrückgang lediglich 28 Einheiten beträgt; der Marktanteil sackte aber um 0,5 auf 9,9 Prozent. An den drei Erfolgsmodellen im Kawa-Programm liegt die Stagnation nicht, denn sowohl die ER-6n (1.853) wie die Z 800 (1.337) und auch die Vulcan S (717) konnten im Vergleich zum Vorjahr zulegen.

Weitere drei Marken liegen deutlich zurück: Ducati (sechs Prozent Marktanteil) konnte vor allem dank der Modelle Scrambler, Multistrada 1200 und XDiavel um acht Prozent zulegen, während Triumph (fünf Prozent Markanteil) rund fünf Prozent weniger Zulassungen verbuchte. Die zahlreichen Modellneuheiten der Engländer schlagen sich auf dem deutschen Markt bisher offenbar erst teilweise positiv nieder. Nur drei Modelle haben es in die Top-50-Liste geschafft: Bonneville (584, plus 39 Prozent), Tiger 800 (451, minus 40 Prozent) und Speed Triple 1050 (425, plus 69 Prozent). Die Triumph Tiger Explorer ist trotz eben erfolgter gründlicher Modellüberarbeitung aktuell nicht mehr unter den Top 50 gelistet; im Vorjahr gab es von der großen Reiseenduro noch 436 Neuzulassungen, heuer bisher lediglich 407.

Wesentlich schlechter sieht es für Suzuki aus: Stückzahl-Einbuße fast 30 Prozent auf nur noch 3.752 Neuzulassungen, Marktanteil nur noch fünf statt zuvor 7,5 Prozent.  Die neue SV 650 legte mit 582 Einheiten einen schwachen Start hin (Vorgängermodell SFV 650 Gladius 770 Einheiten), auch die Modelle V-Strom 650 und V-Strom 1000 schwächeln, ebenso die über viele Jahre top-gefragte Bandit 1250. Gleich um 39 Prozent rückläufig waren die Zahlen der Suzuki GSR-750. Alleine die noch recht junge GSX-S 1000 vermochte zuzulegen: von 560 auf 667 Einheiten. Zu wenig für Suzuki.

Von dem ,,Minis" am Markt schlagen sich insbesondere Husqvarna (1.002, plus 51 Prozent), Indian (452, plus 61 Prozent) und der E-Bike-Hersteller Zero (113 Stück, plus 71 Prozent) überdurchschnittlich gut, während insbesondere MV Agusta, derzeit in argen finanziellen Schwierigkeiten, stark verliert: Das Zulassungsminus der Italiener betrug im ersten Halbjahr 31 Prozent, die Zahl der Neuzulassungen sank von 706 auf nur noch 488 Stück. Aprilia, Moto Guzzi, Betamotor und Victory, die restlichen kleinen Marken, melden geringfügige Zuwächse, liegen aber alle weiterhin unter 1.000 Einheiten.

Nr.    Hersteller     Modell                                          Jan-Juni 2016    Jan-Juni 2015    
1    BMW                R 1200 GS (incl. Adventure)    4.907         5.130 (1)
2    Yamaha          MT-07                                           2.135        2.306 (2)
3    Honda             CRF 1000 Africa Twin              1.942        -
4    Kawasaki       ER-6n                                          1.853        1.695 (5)
5    BMW                R nineT                                       1.721        1.915 (3)
6    BMW                S 1000 XR                                  1.389        453 (43)
7    Kawasaki       Z 800                                           1.337        1.259 (8)
8     BMW               R 1200 RS                                 1.163        552 (35)
9    Ducati             Scrambler                                   1.154        1.019 (10)
10    Honda          NC 750X                                     1.144        914 (14)

Quelle: IVM

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