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BMW i3 im Familien-Alltagstest - Den Ist-Zustand in Frage gestellt

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  • 24. Juli 2016, 13:24 Uhr
  • Alexandra Felts/SP-X

Unter den E-Autos ist der kleine Batterie-BMW zwar ein Topseller. Aber mit 0,6 Prozent Marktanteil aller Stromer überwiegt wohl noch die Skepsis hierzulande. BMW machte jetzt die Probe aufs Exempel und bat drei Münchener Familien zum E-Schnupperkurs auf Zeit mit einem i3.

Melina hat eine kritische Anmerkung für BMW-Designchef Adrian van Hooydonk. "Innen kann man gut sitzen. Schön. Aber außen sieht er irgendwie komisch aus." Anders als die Achtjährige ist die kleine Holly mit ihren zwei Jahren bereits vom Drehmoment des BMW i3 restlos begeistert. Wie ihr Vater berichtet, kräht sie von ihrem Kindersitz aus an der Ampel: ,,Papa schnell!"
 
Trotzdem: Selbst nach der neuen Prämie für Käufer eines Elektro- oder Plug-in-Hybridfahrzeugs will die Begeisterung für die Elektromobilität hierzulande im europäischen Vergleich nicht so recht zünden. Trotz Anschubfinanzierung durch Staat und Hersteller, bleiben Sorgen beispielsweise wegen Reichweite und Kosten. Vielleicht, dachte man sich deshalb bei BMW, lassen sich diese Fragen eher ausräumen, wenn man die Chance bekommt, einen i3 selbst im Alltag zu testen. Für diesen Schnupperkurs erhielten drei Münchener Familien eine Woche lang den kleinen Stromer - in Modellen, die aber noch nicht das neue Akkupaket mit einer realen Reichweite von 200 Kilometern an Bord hatten.
 
Die drei Familien, die zum Auftakt der Praxisreihe eher zufällig ausgesucht wurden, dürften aber dem Käuferprofil der Marketingabteilung durchaus entsprechen. Die vierköpfige Familie Moser wohnt im Westen der Millionenstadt. Bisher hat die freiberuflich arbeitende Mutter Nicole ihre beiden Töchter zu Schule und Kindergarten im Porsche Cayenne gebracht. Der nachhaltigen Philosophie, die Antrieb und Fertigung des i3 kennzeichnet, entsprechen buchstäblich wie das Tüpfelchen auf dem "i" Hannah Sartin und Carlo Krauß. Ihr kürzlich eröffneter Ohne-Laden ist der erste verpackungsfreie Supermarkt Münchens und wurde bereits mit dem städtischen Gründerpreis gekürt. Wie so oft, gab auch bei Gründerin Pamela Lielich, Mutter des elfjährigen Leopold und der siebenjährigen Fiona, der Mangel den Ausschlag für die Geschäftsidee. Die von ihr ins Leben gerufene Organisation "International House for Kids" bietet sowohl einen privaten zweisprachigen Hort wie eine Vorschule und hat in München inzwischen drei Standorte mit langen Wartelisten.
 
Lästermäuler mokieren sich gerne über die morgendliche SUV-Dichte vor den Schulen, wenn die einst als ,,Soccer Moms" titulierten Mütter diverse Kinder abliefern und dann als ,,Logistikunternehmen Mama" Stunden später noch für den Transport zu Musik-, Ballett- und Sportterminen auf Achse sind. Entsprechend groß war die Neugier, berichtet Nicole Moser, als sie das erste Mal leise surrend vor den Schulen ihrer Töchter vorfuhr. Der kleine, wendige i3 war schon durch seine Optik Gesprächsthema unter Kindern und Müttern. ,,Ich komme täglich auf rund hundert Kilometer, aber die Sorge um die Reichweite hatte ich schnell im Griff. Wichtig war vor allem eins: bloß nicht abends das Laden an der Steckdose zuhause vergessen." Wobei sie den i3 ausschließlich innerhalb der Münchener Stadtgrenzen bewegt hat. Überrascht war sie vom geradezu intuitiven Handling. ,,Die Kinder mochten das Auto auch, weil sie hinten viel mehr Raum hatten und ich habe sie übrigens schneller als sonst morgens ins Auto bekommen. Melanie hat auch die für sie ungewöhnliche, gegenläufig öffnende Tür sofort verstanden."
 
Wenn man einen Laden führt, der an sich schon eine Haltung gegenüber dem konventionellen Konsum- und Einkaufsverhalten ausdrückt, dann ist ein lokal emissionsfreies und aus nachhaltiger Produktion stammendes Auto nur konsequent. Als Hannah und Carlo den mobilen Neuzugang auf ihrer Facebook-Seite posteten, hatten sie mit Zustimmung der ökologisch orientierten Gemeinde gerechnet. ,,Am eher negativen Feedback haben wir erst gemerkt, wie viel Skepsis herrscht", erinnert sich Hannah, die in einem früheren Leben Schneiderin war, ehe sie mit ihrem Mann, dem Maschinenbauingenieur Carlo, mittels Crowdfunding den ersten verpackungsfreien Supermarkt Münchens aus der Taufe hob. Der i3, der sonst häufig als Lifestyle-Trendsetter in Großstadtvororten fährt, war für den Ohne-Laden in Schwabing eine Woche als Mini-Packesel unterwegs. Das Retro-Lastenrad bekam frei und statt sich die Ware schicken zu lassen, surrte Carlo als Abholer zu seinen Lieferanten. ,,Flüssige Seife wird in 25-Liter-Kannistern abgefüllt und da passen locker drei in den i3-Kofferraum. Reis oder Cerealien beispielsweise werden in großen Papiersäcken angeboten. Kein Problem". Auch ihn hat die gegenläufige Tür fürs Be- und Entladen überzeugt. ,,Tatsächlich fahren einige unserer Kunden bereits ein E-Auto, einer sogar einen Tesla-Roadster."
 
,,Zero Waste", also möglichst keinen Müll zu produzieren, ist das Ziel der Bewegung. Wer im Ohne-Laden kauft, bringt eigene Behältnisse mit oder bekommt sie im Geschäft. Keine Plastiktaschen, keine in Folien eingeschweißte Lebensmittel. Bio-Erzeuger findet das Ohne-Paar im Münchener Umland und im Voralpenraum. ,,Da kann es schon passieren, dass ich gut hundert Kilometer unterwegs bin. Kürzlich hatte ich auf der Rückfahrt kaum noch Reichweite und war im Eco-Eco-Modus relativ langsam und leicht nervös auf der Autobahn unterwegs."
 
Dennoch fasziniert den Ingenieur die alternative Antriebstechnologie. "Ich habe mittels der i3-App gleich die nächst gelegenen Schnellladestationen gesucht und mir die drei Stunden Ladezeit für Erledigungen eingeteilt. Trotzdem muss diese Infrastruktur dringend verbessert werden und es sollte auch ein einheitliches Steckerkonzept möglich sein. Und: Das Auto könnte doch selbst tagsüber, wenn es kaum genutzt wird, als Energielieferant dienen." Der i3 hatte zwar einen Range Extender, der weitere rund 150 Kilometer ermöglicht, aber ein Ausflug zu Freunden im fernen Allgäu erschien den beiden doch zu unsicher, obwohl Tochter Holly von der Beschleunigung und Fortbewegungsart des Batteriemobils restlos begeistert ist. ,,Ich denke", meint Hannah, ,,das ist ein Lernprozess. Wir verlassen mit so einem Auto unsere Komfortzone. Der Ist-Zustand wird in Frage gestellt, aber erst dann ist alles möglich."
 
,,Ein Hauptaugenmerk, das wir bei International House for Kids verfolgen, ist Kinder nicht nur zweisprachig zu erziehen, sondern so früh wie möglich mit dem Umweltgedanken vertraut zu machen", erzählt Pamela Lielich. Da war der i3 auf Zeit die ideale Ergänzung. Ihr Smart blieb in der Garage und auch der X5 der vierköpfigen Familie hatte kurzfristig das Nachsehen. Was Hannah Sartin gefallen hätte: Die quirlige Schulgründerin lud sich ebenfalls sofort die maßgeschneiderte App von BMW aufs Smartphone und informierte sich so über den Ladestand der Batterie, aktivierte die Klimatisierung - und betätigte per App auch noch die Hupe. Außerdem erkundete sie die Einkaufszentren in der Nähe ihres Stadtteils Nymphenburg, welche bereits Kunden mit Schnellladestationen versorgen. ,,Achtzig Prozent in 20 Minuten." Als ehemalige Designerin ist sie von der Gestaltung sehr angetan, die Familie war sofort zum Experiment Elektromobilität bereit. ,,Ich bin mit der Organisation von Hort und Vorschule, Gesprächen mit Lehrkräften und Eltern und tobenden Kindern täglich so beschäftigt, dass ich den i3 als Oase der Ruhe genossen habe." Wie sehr man sich an die elektrische Stille gewöhnen kann, fiel ihr nach kürzester Zeit auf. ,,Ich war außerhalb von München unterwegs, wenig Reichweite noch und dann hat sich der Range Extender von selbst eingeschaltet. Herrlich stressfrei, aber auf einmal war da wieder dieses Motorgrummeln", schmunzelt sie. Auch das automatische Einparken hat sie sofort ausprobiert. ,,Der i3 hat einen Wendekreis wie mein Smart, einzig die Schaltung, die hier oben angebracht ist, scheint mir gewöhnungsbedürftig."
 
Mit einem Preis, der gegen 40.000 Euro tendiert, ist der BMW i3 bei den Mosers im Gespräch als künftiges Urlaubsmobil auf ihrer Lieblingsinsel Sylt, wo sowieso die E-Mobilität gefördert wird. Auch die Lielichs könnte der einwöchige Schnupperkurs zum Kauf animieren. Das junge Gründerpaar des Ohne-Ladens setzt weiter auf den Fiat Punto, weil noch Investitionen anstehen. Aber, so Carlo, zu einem Konzeptauto wie dem i3 sollte auch das mobile Umfeld passen: ,,Wenn man Carsharing-Modelle weiter ausbaut, würde er gut in eine  zukünftige Sharing Economy, ein Teilen der Ressourcen hineinpassen." Für BMW ist das Projekt i3-Schnuppern noch nicht abgeschlossen, zumal mit dem kommenden Winter die echte Herausforderung erst beginnt.
 
 

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