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Ratgeber: Motorradfahren im Herbst - Geschenkte Tage

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  • 27. September 2016, 10:30 Uhr
  • Ulf Böhringer/SP-X

Die oft klare Herbstluft lockt viele Motorradfahrer in die Mittelgebirge und die Alpen. Darauf gilt es das Fahrzeug wie auch sich selbst vorzubereiten, um vor Überraschungen gefeit zu sein.

Der deutschlandweit recht stabile Altweibersommer 2016 mit Tagestemperaturen um die 20 Grad veranlasst viele Motorradfahrer zu herbstlichen Ausflügen. Besonders beliebt sind Touren in die Mittelgebirge und auch die Alpen. Ganz besonders hoch ist dort der Erlebniswert, wenn nach dem ersten Schneefall die Straßen wieder frei sind, die Berggipfel rundum aber weiß überzuckert bleiben. Der Kontrast aus goldgelben Blättern oder bernsteinfarbenen Lärchennadeln, dem oft stahlblauen Himmel und den frischen Schneefeldern der Gipfelregion ist faszinierend. Ein weiterer Vorteil der Herbsttouren ist die im Vergleich zum Sommer weitaus geringere Verkehrsdichte. Um entspannt und sicher wieder nach Hause zu kommen, gilt es ein paar Dinge zu beachten.

Fein raus ist, wer über elektrisch beheizbare Handgriffe verfügt. Die oft niedrigen Temperaturen am Morgen wie am späten Nachmittag führen in Kombination mit dem Fahrtwind oft zu kalten Händen. Das gefühlvolle Betätigen der Frontbremse leidet darunter. Als sehr hilfreich an sonnigen Herbsttagen mit der auch tagsüber niedrigstehenden Sonne haben sich Helme mit integrierter Sonnenblende erwiesen. So lässt sich Blendung bei direkter Fahrt gegen die Sonne wirksam reduzieren, dennoch besteht auf Knopfdruck beim Einfahren in schattige Passagen voller Kontrast und damit der nötige Durchblick. Stark getönte Visiere sind in dieser Jahreszeit äußerst unvorteilhaft.

Grundsätzlich ermöglichen die schon kurzen Tage weitaus weniger Fahrstunden als im Juni oder Juli; die Strecken sollten deshalb kürzer bemessen werden. Kann man im Sommer leicht zwölf Stunden unterwegs sein, schrumpft diese Zeitspanne im Herbst auf maximal neun Stunden. Meist ist aus Temperaturgründen ein Start vor 9 Uhr weder möglich noch angeraten, und dann ist um 18 Uhr ja auch schon wieder Schluss. Zudem steigt im Herbst die Zahl der Stopps, weil man in Abhängigkeit von der Veränderung der Temperatur häufiger Teile der Unterbekleidung ausziehen bzw. wieder anziehen muss. Eine winddichte, wärmende Weste zum Drüberziehen dabeizuhaben, ist im Herbst nie verkehrt.

Eine deutliche Gefahr ergibt sich aus der Kombination von langen niederschlagsarmen Zeiten und permanent geringen Temperaturen in dauerschattigen Lagen: Hier trocknet die Straßenoberfläche oftmals überhaupt nicht mehr ab, es bildet sich ein teils extremer Schmierfilm, dessen Reibungskoeffizient selbst bei deutlichen Plusgraden dem von Glatteis entspricht. Wer auf eine schattige Kurvenpassage zufährt, sollte stets das Gas zugemacht haben und bereit sein, im Falle eines beginnenden Rutschers sofort auszukuppeln, um den Kraftschluss zum Hinterrad zu unterbrechen.

Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass nicht einsehbare Kurven langsamer als im Hochsommer befahren werden sollten. Deutliche Rutschgefahr geht auch von feuchtem Laub auf der Fahrbahn aus; wenn es beispielsweise in der Nacht zuvor stark geregnet oder gar gestürmt hat, liegen meist auch kleine Zweige, viel Laub und Nadeln auf der Fahrbahn, weshalb in waldigen Passagen das Tempo niedriger als sonst üblich angesetzt werden sollte.

Schwieriger wird das Fahren aber auch durch die den gesamten Tag niedriger stehende Sonne. Dies hat zwar den Vorteil, dass man auch über Mittag schöne, farbintensive Fotos machen kann, bedeutet aber eine deutlich höhere Blendung. Eine Sonnenbrille ist im Herbst einer integrierten Sonnenblende um Längen unterlegen.  Ab Beginn der Dämmerung ist es insbesondere in wildreichen Gebieten vernünftig, besondere Vorsicht walten lassen.

Zu gefährlich oder gar unverantwortlichen ist das Motorradfahren im Herbst natürlich nicht. Hilfreich ist es, das Schauen und Staunen über schöne herbstliche Landschaftsbilder vom Fahren zu trennen. Lieber genießt man die Herbstfarben im Stehen.
 

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