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Studien-Highlights auf dem Pariser Autosalon - Mit Stromern und SUV in die Zukunft

  • In AUTO
  • 30. September 2016, 11:29 Uhr
  • Michael Gebhardt/SP-X

Schaut man sich bei den Pariser Messestudien um, entdeckt man schnell eine Regel: Sie müssen elektrisch fahren oder ein SUV sein. Oder am besten gleich beides.

Es scheint eine ungeschriebene Regel für den Pariser Autosalon zu geben, an die sich fast alle Hersteller halten: Wer mit einer Studie beim Publikum punkten will, muss entweder ein SUV bauen oder auf Elektro-Antrieb setzen - oder am besten gleich beides vereinen. So hat es zum Beispiel Mercedes gemacht, und mit dem Generation EQ gleich den ganz großen Auftritt hingelegt. Nicht nur, weil das Kompakt-SUV einen konkreten Ausblick auf einen Stromer gibt, der mit 300 kW/408 PS Leistung und 500 Kilometern Reichweite ab 2018 nicht nur Tesla in die Parada fahren will. Nein, Mercedes legt damit den Grundstein für eine ganz neue Marke, denn unter dem Namen EQ sollen zukünftig alle Elektromodelle und die zugehörigen Dienstleistungen der Stuttgarter gebündelt werden.
 
Ebenfalls mit einem Paukenschlag enthüllte Volkswagen den I.D. Böse Geister sehen darin zwar die Gesichtszüge des BMW i3, doch das ist egal. Wichtiger ist, dass der I.D. nach der Dieselkrise den Weg für die E-Mobilität freimacht! Die Studie gibt einen konkreten Ausblick auf einen kommenden E-Golf mit 400 bis 800 Kilometer Reichweite. Der soll, anders als das aktuelle Modell, keine reine Umbaulösung mehr sein, bei der man den Verbrenner einfach durch einen Elektromotor ersetzt. Ganz eigenständig, wie die EQ-Modelle von Mercedes, wird er aber auch nicht, sonst würden die Kosten explodieren. Schließlich plant VW den Serien-I.D. zum Preis einen Diesel-Golfs anzubieten, also für rund 30.000 Euro.  
 
SUV und Strom: Bei Mercedes gibt es beides, bei VW nur Elektro und BMW hält sich eher an den SUV-Teil der goldenen Studien-Regel: Die Bayern präsentieren mit dem X2 Concept den kleinen Bruder von X4 und X6. Das SUV-Coupé soll ab 2017 die Kunden einfangen, denen der X1 etwas zu brav ist. So dynamisch und schnittig der X2 aussieht, so brav ist er in Sachen Antrieb: Ausschließlich Drei- und Vierzylinder sind vorgesehen, aber immerhin stellen die Münchner mit der Plug-in-Hybrid-Variante ein bisschen Strom in Aussicht. Ebenfalls mit Hybrid-Antrieb, aber ohne Steckdosen-Lademöglichkeit, fährt die Citroën-Studie CXperience auf den Pariser Messestand. Das Konzept einer Fließhecklimousine soll aber weniger die Elektro-Kompetenz der PSA-Tochter deutlich machen, als ein klares Statement zur Positionierung abgeben: Ja, wir wollen wieder in die obere Mittelklasse! Die gegenläufigen Türen und der mit Leder bezogene Fußboden werden es aber wohl nie in die Serie schaffen.
 
Ein Schicksal, dass wohl auch der Renault Trezor teilt. Er wird für immer eine Studie bleiben, denn den Sportwagen-Part überlässt die Marke zukünftig der wiederbelebten Tochter Alpine. Die flache und breite Messe-Studie mit langer Motorhaube und nach oben öffnendem Dach dient also eher als Anschauungsobjekt, wohn die Design-Reise geht - und welche Techniken wir zu erwarten haben: OLED-Displays im Cockpit oder die neuartigen Laser-Rücklichter zum Beispiel könnten schon bald Einzug in der Serienproduktion halten. Nicht minder futuristisch als der Trezor kommt Lexus' neuestes Anschauungsstück daher. Mit dem UX Concept stellen die Japaner einen Crossover vor, der wie ein SUV aussieht, aber wie ein Coupé fahren soll. Fakt ist: Mit den spitz zulaufenden Scheinwerfern, der gepfeilten Front und dem riesigen Kühlergrill sieht der 4,40 Meter lange UX alles andere als harmlos aus, und dürfte an der Ampel so manchem kleinen Kind einen gehörigen Schrecken einjagen. Entspannen können sich dagegen die Fondpassagiere: Sie steigen durch hinten angeschlagene Türen ein und sollen in einer Lounge-Atmosphäre Platz nehmen.
 
Deutlich bodenständiger als die Japaner zeigen sich die Koreaner: SsangYong deutet mit der Studie LIV-2 die neue Rexton-Generation an, die wie gehabt als wuchtiges SUV vorfährt, das eher als robust denn elegant bezeichnet werden will. Das einzig futuristische an der Studie sind die auffällig gestalteten Scheinwerfer, die es aber wohl kaum in die voraussichtlich rund 30.000 Euro teure Serienversion schaffen werden. Der fertige Rexton soll 2017 zu den Händlern rollen, mit starkem Diesel und einer Siebengang-Automatik, die wie gehabt Mercedes beisteuert.
 
Zurück nach Japan: Auch Mitsubishi zeigt in Paris, wie die Neuauflage eines alten Bekannten aussehen kann. Das GT-PHEV Concept nimmt das Design des nächsten Outlanders vorweg. Auch hier gilt aber: Die auf der Messe so beliebten, gegenläufigen Türen werden es definitiv nicht in die finale Version schaffen. Dafür aber der Hybrid-Antrieb: Zwei E-Motoren an der Hinterachse sorgen zusammen mit einem Verbrenner an der Vorderachse für Vortrieb und ermöglichen so ganz nebenbei auch den Allrad-Antrieb. Rein elektrisch soll der Mitsubishi 120 Kilometer weit kommen.
 
Nicht ganz neu, aber zweifelsfrei die schönste Studie der Messe, kommt wiederum von Mercedes. Den Vision Mercedes-Maybach 6 haben die Stuttgarter schon beim Concours D'Elegance in Pebble Beach präsentiert, trotzdem zieht er aber auch an der Seine alle Blicke auf sich. Kein Wunder, scheint das ganze Auto doch nur aus Motorhaube zu bestehen. Unter der feuerrot lackierten 5,70-Meter-Karosse stecken ein futuristisches Cockpit und ein 750 PS starker Elektroantrieb. Serienchance: Eher gering. Doch nun genug von Stromern und SUV - ein Hersteller widersteht nämlich dem ungeschriebenen Studien-Gesetz und bringt einen ganz klassischen Kompakt-Sportler mit. 2017 will Honda das Top-Modell der Civic-Baureihe auf den Markt bringen und die Pariser Type-R-Studie gibt schon einen sehr genauen Ausblick: Aggressive Anbauteile schärfen die Karosserie und ein rund 300-PS starker Motor unter der Haube muss das Dynamikversprechen schließlich einlösen.
 
 
 

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