Rennstrecke

Speed Academy: Die Deutsche Post gibt Gas

  • In MOTORSPORT
  • 11. Oktober 2016, 17:08 Uhr
  • Michael Kirchberger

Auf dem Bilster Berg geht's rund. Die auch als 'Mini-Nürburgring' titulierte Rennstrecke ist das Trainingsterrain für die Nachwuchsfahrer der Post. Sollen Briefe nun endlich schneller ans Ziel kommen?


Auf dem Bilster Berg geht's rund. Die auch als "Mini-Nürburgring" titulierte Rennstrecke ist das Trainingsterrain für die Nachwuchsfahrer der Post. Sollen Briefe nun endlich schneller ans Ziel kommen?

Dem ist wohl nicht so. Selbst der Einsatz eines Porsche Cayman GT4 wird die Zustellung der Post nicht beschleunigen. Denn er dient als Anschauungs- und Trainingsobjekt bei der Speed Academy der Deutschen Post, in der nicht die jungen Menschen in den gelben Autos zügigeres Fahren erlernen sollen, sondern Nachwuchsrennfahrer ihre Ausbildung für den motorsportlichen Wettbewerb absolvieren. 19 Kurven, 204 Meter Höhenunterschied, Steigungen bis 21 und Gefällstrecken bis 26 Prozent, dies kombiniert die Rennstrecke Bilster Berg auf 4,2 Kilometer in Ost-Westfalen.

Bevor sich die angehenden Rivalen der Rennbahn jedoch auf dem anspruchsvollen Kurs austoben können, ist Theorie angesagt. Und hier kommt der Porsche ins Spiel. "Am Beispiel eines Porsche Cayman GT4 geht es um die Grundsätze der Abstimmungsarbeit an einem Rennauto", erklärt Workshop-Leiter Axel Funke vom Fast Track Racing Center. Dabei werden die Funktionsweisen der einzelnen Bauteile des Fahrwerks und deren Einstellmöglichkeiten untersucht. Achsen, Radaufhängungen, Federn und Dämpfer werden dabei variiert und die Auswirkungen auf das Fahrverhalten anschließend im Fahrversuch erprobt. "Jedem Rennfahrer muss klar sein, wie sich bestimmte Einstellungen auf das Fahrverhalten seines Autos auswirken. Nur dann kann er auch präzise Aussagen über die Reaktionen des Autos auf der Rennstrecke machen. Mit Aussagen wie 'das Auto fühlt sich komisch an' kann auch der beste Renningenieur nichts anfangen", stellt Funke die Bedeutung dieser Lektion heraus.

Aber die Praxis lässt nicht lange auf sich warten. Die Förderkandidaten verfeinern bei klassischen Übungen wie Driften, Bremsen und Ausweichen auf der Fahrdynamikfläche des Geländes ihre Fahrzeugkontrolle. Dann geht's raus auf die Rennstrecke. Allerdings stehen nicht Bestzeiten im Fokus sondern die präzisen Beurteilungen unterschiedlicher Set-Ups. Wieder ist der Cayman GT4 das Studienobjekt. Drei davon hat Funke mit unterschiedlichen Set-ups vorbereitet. "Die Förderkandidaten sollten erkennen, was an dem Auto vielleicht nicht perfekt funktioniert und herausfinden welche Änderung am Fahrzeug vorgenommen wurde. Die Kandidaten mussten präzise beschreiben, warum genau das jetzt so ist und nicht einfach nur raten", so der Workshop-Leiter.

Am Ende hilft's. Die Deutsche Post Speed Academy ist nach eigenen Angaben das erfolgreichste deutsche Nachwuchsförderungsprogramm im Motorsport. Profi-Rennfahrer wie Timo Glock, Nico Hülkenberg, Adrian Sutil, Christian Vietoris, Marco Wittmann sowie der amtierende DTM-Champion und F1-Piloten Pascal Wehrlein starteten hier ihre Karrieren.

Aber vielleicht dürfen doch irgendwann auch ganz normale Postautofahrer am Programm teilnehmen. Dann würden vielleicht auch wieder überall montags Briefe zugestellt und eine Postkarte von Fulda nach Frankfurt wäre nicht eine ganze Woche für die 104,4 Kilometer lange Strecke unterwegs, die sich mit dem Auto in 1 Stunde und 22 Minuten zurücklegen lässt.

Michael Kirchberger

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