Schifffahrt

Wenn "Römer" auf der Mosel die Segel setzen

Was haben Maschinenbau-Studenten im 21. Jahrhundert mit den Wasserfahrzeugen der alten Römer zu tun? Eine Antwort auf diese im ersten Moment recht seltsam erscheinende Frage liefert ein aktuelles Projekt der Uni und der Hochschule Trier.


Was haben Maschinenbau-Studenten im 21. Jahrhundert mit den Wasserfahrzeugen der alten Römer zu tun? Eine Antwort auf diese im ersten Moment recht seltsam erscheinende Frage liefert ein aktuelles Projekt der Uni und der Hochschule Trier. Dabei verblüffen die Wissenschaftler mit "bahnbrechenden Erkenntnissen" über die Dauer-Widersacher von Asterix und Obelix.

In vielen Historienfilmen wird gezeigt, dass die Römer exzellente Schiffsbauer waren. Nicht so spektakulär wie geruderte Kriegsschiffe, aber für die Logistik von entscheidender Bedeutung waren die Binnentransportschiffe. Und genau die nahmen die Professoren Christoph Schäfer und Karl Hofmann von Kapherr mit ihren Studierenden unter die Lupe. Und zwar nicht im Labor, sondern auf dem Wasser: Mit Hilfe eines zehn Meter langen und 1,70 Meter breiten, originalgetreuen Nachbaus eines sogenannten "Prahms" sammelten sie bei Messfahrten auf der Mosel reichlich Daten.

Bisher waren noch viele Fragen zu den Prahmen offen: Wie wurden sie angetrieben? Wie schnell waren sie? Wie groß war die Besatzung? Wie viel Ladung konnten sie transportieren? Und: Auf welchen Gewässern konnten sie eingesetzt werden? Zumindest in der letzten Frage sind der Althistoriker Christoph Schäfer und der Maschinenbauer Karl Hofmann von Kapherr nach den Testfahrten einen bedeutenden Schritt weiter. Ihr innovativer Ansatz: Als erste Wissenschaftler setzten sie einen Prahm unter Segel.

"Mit Blick auf die Konstruktion des Schiffes war eher davon auszugehen, dass man es nicht segeln kann. Umso mehr hat uns überrascht, dass der Prahm sogar erstaunlich gute Segeleigenschaften zeigte. Daraus lässt sich zuverlässig ableiten, dass die Römer diesen Schiffstyp nicht nur durch Treideln oder Staken angetrieben haben, sondern auch durch Segeln. So konnte Fracht über Hunderte von Kilometer transportiert werden", so Christoph Schäfers Expertise.

Verblüffend waren zudem die Geschwindigkeiten, die der zehn Meter lange Prahm-Nachbau auf der Mosel erreichte. "5,7 Knoten bei halbem Wind sind ein sehr beachtlicher Wert", sagt Karl Hofmann von Kapherr. Studierende des Maschinenbaus klärten, wie effektiv Staken, Treideln und Segeln bei einem römischen Prahm eingesetzt werden konnten. Dafür entwickelten, bauten und installierten sie spezielle Messeinrichtungen. Die Messfahrten belegten, dass Prahme segeltüchtig waren und nicht nur von Land gezogen oder mit langen Bootsstangen angestoßen (gestakt) werden konnten.

Die neuen Einblicke in Transportgeschwindigkeiten, Transportrhythmen und Frachtkapazitäten eröffnen den Historikern ein besseres Verständnis des Binnentransports. Und die neuesten Erkenntnisse könnten auch neue Erklärungen liefern, wie es den Römern gelang, immerhin rund 18.000 Tonnen Material für den Bau der Römerbrücke in Trier - heute UNESCO-Welterbe - zu bewegen.

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