Motorsport

mid-Interview: "Rennwagen sind Alleskönner"

  • In MOTORSPORT
  • 5. Dezember 2016, 13:20 Uhr
  • Ralf Loweg

Für Porsche war es ein Motorsport-Jahr wie im Märchen. Zum zweiten Mal hintereinander haben die Schwaben das 'Triple' in der Langstrecken-Weltmeisterschaft geschafft. Was ist das Erfolgsgeheimnis des Sportwagenherstellers? Und wie wichtig sind Erfolge auf der Rennstrecke eigentlich für die Serie? Das und noch vieles mehr verrät Fritz Enzinger, Porsche-Motorsportchef für die Königsklasse LMP1, im mid-Interview.


Für Porsche war es ein Motorsport-Jahr wie im Märchen. Zum zweiten Mal hintereinander haben die Schwaben das "Triple" in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) geschafft: Sieg in Le Mans, Gewinn der Hersteller-Weltmeisterschaft und auch noch die erfolgreiche Verteidigung des Fahrer-Titels. Was ist das Erfolgsgeheimnis des Sportwagenherstellers? Und wie wichtig sind Erfolge auf der Rennstrecke eigentlich für die Serie? Das und noch vieles mehr verrät Fritz Enzinger, Porsche-Motorsportchef für die Königsklasse LMP1, im mid-Interview.

mid: Porsche hat sich auf der Rennstrecke wieder gegen starke Konkurrenz durchgesetzt. Wie stolz sind Sie auf diese Leistung?
Fritz Enzinger: Man hat gesehen, was das Porsche-Team auszeichnet - es konnte auch mit einem schwierigen Rennen und großem Druck umgehen. Ich kann mich für diese Leistung nur bedanken: bei allen sechs Fahrern, jedem einzelnen Teammitglied und den Vorständen von Porsche, die uns in diesem Programm von Anfang an unterstützt haben.

mid: Der große Rivale Audi steigt zum Saisonende aus der Langstrecken-Weltmeisterschaft aus? Was sagen Sie den Kollegen aus Ingolstadt?
Fritz Enzinger: Wir werden euch vermissen!

mid: Wie wichtig ist Motorsport für die Marke Porsche?
Fritz Enzinger: Motorsport hat für Porsche nicht nur einen historisch emotionalen Stellenwert, die Renneinsätze dienen immer auch als Prüffelder für neue Technologien.

mid: Wo schlägt das technische Herz der Rennabteilung?
Fritz Enzinger: Der Porsche Motorsport ist bewusst ins Entwicklungszentrum Weissach integriert. Dort arbeiten Motorsport- und Serieningenieure Hand in Hand. Der Austausch geschieht beinahe täglich.

mid: Was lernen die Ingenieure dort im Hinblick auf die Serie?
Fritz Enzinger: Know-how bezüglich der Kühlung von Batterie und E-Maschine, Kenntnisse für die Verbindungstechnik im extremen Hochvoltbereich sowie zu Batterie-Management und Systemauslegung. Das alles ermöglicht beispielsweise Lösungen für die viertürige Konzeptstudie Mission E.

mid: Apropos Mission E: Wie geht es mit dieser Studie jetzt weiter?
Fritz Enzinger: Aus dieser Studie entsteht bis zum Ende des Jahrzehnts ein Serienprodukt - der erste rein elektrisch angetriebene Porsche.

mid: Und auch die richtige Betriebsstrategie für jeden Fahrzustand ist nicht nur für einen Hybrid-Rennwagen in Le Mans entscheidend, oder?
Fritz Enzinger: Das ist richtig. Ein kurzes Beispiel: Für die neue Hybrid-Generation des Porsche Panamera bedeuteten diese Erkenntnisse mehr Effizienz, somit eine höhere elektrische Reichweite und obendrein mehr Fahrspaß.

mid: Sind Rennwagen also wahre Alleskönner?
Fritz Enzinger: Das kann man so sagen. Denn parallel hat der Porsche 919 Hybrid die Entwicklung von Verbrennungsmotoren zusätzlich inspiriert. Sein extrem kompakter Zweiliter-Vierzylinder-Turbo-Benziner ist das effizienteste Triebwerk, das Porsche bisher entwickelt hat. Dabei unterstützen die Serien-Ingenieure maßgeblich bei der Verbrennungsentwicklung und Gemischaufbereitung.

mid: Wie funktioniert das Teamwork zwischen Motorsport und Serie in der Praxis?
Fritz Enzinger: Rennsport- und Serien-Experten nutzen dieselben Prüfstände. Die neuen Turbo-Vierzylindermotoren für den Boxster und Cayman übertragen Technologie-Bausteine direkt aus dem Le-Mans-Siegermotor in die Serie. Zum Beispiel den Zylinderabstand, die kurzhubige Auslegung und die zentrale Benzin-Direkteinspritzung.

Ralf Loweg

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