Historie

Heißer Ritt auf dem „Grünen Elefanten“

  • In OLDTIMER
  • 11. Januar 2017, 17:34 Uhr
  • Jutta Bernhard

Vor 67 Jahren brachte Ingenieur Ernst Schmidt die ersten Bleistiftstriche für ein neues Zündapp-Modell zu Papier. 1950 drehte der Prototyp der KS 601 mit einem Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor auf dem Nürburgring seine ersten Runden, ein Jahr später wurden die ersten Maschinen, vornehmlich mit Seitenwagen, ausgeliefert. Die Zündapp-Werke Nürnberg verkauften bis 1957 von diesem Modell mehr als fünftausend Stück in zwei Versionen (28 PS und 34 PS).

Die Zündapp KS 601 gab einem winterlichen Motorradtreffen seinen Namen. Vor 67 Jahren brachte Ingenieur Ernst Schmidt die ersten Bleistiftstriche für ein neues Zündapp-Modell zu Papier. 1950 drehte der Prototyp der KS 601 mit einem Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor auf dem Nürburgring seine ersten Runden, ein Jahr später wurden die ersten Maschinen, vornehmlich mit Seitenwagen, ausgeliefert. Die Zündapp-Werke Nürnberg verkauften bis 1957 von diesem Modell mehr als fünftausend Stück in zwei Versionen (28 PS und 34 PS).

Dann wurde die Produktion der hochwertigen Maschine wegen sinkender Absatzzahlen auf dem westdeutschen Markt eingestellt. Die KS 601 wurde als zu groß, zu schwer und zu teuer eingestuft. Mitbewerber BMW hatte bei Behördenaufträgen die Nase vorn. Auch das trug zum Ende der Marke Zündapp bei, deren Produkte nicht nur im Design ihrer Zeit weit voraus waren. Es gibt nicht viele Motorräder aus den 1950er Jahren, die im heutigen Straßenverkehr noch flott mithalten können. Im Heft 25/1951 der Zeitschrift "Das Motorrad" veröffentlichte Carl Hertweck einen Testbericht über die Maschine unter der Überschrift "Der Grüne Elefant". Der Titel bezog sich auf den enormen Durchzug des 600-ccm-Motors mit zwei Vergasern schon im unteren Drehzahlbereich, also auf eine bullige Kraft, die eine für die damalige Zeit enorme Beschleunigung ermöglichte - und auf die später berühmt werdende lindgrüne Lackierung des Motorrads. Dieser Bericht verhalf der Marke zu einem neuen Image. Der "Grüne Elefant" genießt bis heute Kultstatus. Als mit dem Wirtschaftswunder allmählich auch Automobile für immer mehr Deutsche erschwinglich wurden, ließ das Interesse am Gespannfahren nach.

Der Motorradjournalist Ernst Leverkus, genannt "Klacks", gab auf der Suche nach wetterfesten Biker-Enthusiasten in Das Motorrad eine Kleinanzeige auf. Er brachte tatsächlich im Januar 1956 zwanzig Zündapp-KS-601-Fahrer an der Solitude-Rennstrecke in Stuttgart zum ersten "Elefantentreffen" zusammen. 1957 kamen schon 50 Gespanne. Die Ausfahrt findet seitdem jedes Jahr unter diesem Namen an verschiedenen Orten statt. Bad Dürkheim, Stadtoldendorf, Kleiner Feldberg im Taunus und dann jahrzehntelang der Nürburgring waren schon Stationen des Winter-Gespann-Treffens. Heute werden die KS-Maschinen dort als Raritäten bewundert. BMW, Norton, Moto Guzzi und andere Marken bestimmen mittlerweile das Bild. Das 61. BVDM (Bundesverband der Motorradfahrer e.V.) Elefantentreffen findet vom 27. bis 29. Januar 2017 in Thurmansbang-Solla/Loh im Bayerischen Wald, ca. 40 km nördlich von Passau, statt.

Über Rennsporterfolge der Zündapp Werksgespanne wurde einst in den Kinos in den Wochenschauen berichtet. Herausragend war der dreimalige Gewinn der Deutschen Geländemeisterschaft in der Gespannklasse durch Werner Kritter/Rolf Kreuzer. Bei der Ausfahrt mit dem "Grünen Elefanten" ist einem große Aufmerksamkeit gewiss. Und "bequem" kann auch ein Seitenwagen von Steib (TR 500) sein. Federkernsitze wurden bereits vor 67 Jahren produziert. Vater, Mutter, Kind - für drei Personen mit Gepäck gibt es durchaus Platz. Und der Sound des Boxermotors ist unverwechselbar.

Technische Details:

Die KS 601 hat einen Zwei-Zylinder-Boxermotor mit hängenden Ventilen und untenliegender Nockenwelle. Hubraum 597 cm3, 28 PS, bei der KS 601 sind es 34 PS. Im Gegensatz zum Vorgängermodell KS 600 mit Pressblech-Kastenrahmen hat die KS 601 einen Doppelrohrrahmen mit vier Befestigungspunkten für den Seitenwagen. Eine Besonderheit der Teleskopgabel ist der zentrale hydraulische Stoßdämpfer, der zwischen den beiden Gabelbeinen vor dem Lenkkopf platziert ist. Das Hinterrad hat eine Geradwegfederung. Eine Ausführung mit hinterer Schwinge gab es gegen Produktionsende, jedoch nur für den Export in die USA.

Jutta Bernhard / mid

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