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Autonomes Fahren: Hyundai Ioniq startklar auf "Level 4"

Frontradar für dreidimensionale Bilddarstellung, Laser-Abstandsmessung, 360 Grad elektronische Rundumsicht und eine ganze Batterie von Kameras für die Sicht nach vorne: Solche Ausrüstung vermutet man eher in einem Flugzeug als an Bord einer Mittelklasse-Limousine. Hier startet aber kein Jet, vielmehr rollt ein Hyundai Ioniq selbständig vom Parkplatz und steuert ohne Hilfe eines Fahrers in den fließenden Verkehr.


Frontradar für dreidimensionale Bilddarstellung, Laser-Abstandsmessung, 360 Grad elektronische Rundumsicht und eine ganze Batterie von Kameras für die Sicht nach vorne: Solche Ausrüstung vermutet man eher in einem Flugzeug als an Bord einer Mittelklasse-Limousine. Hier startet aber kein Jet, vielmehr rollt ein Hyundai Ioniq selbständig vom Parkplatz und steuert ohne Hilfe eines Fahrers in den fließenden Verkehr.

"Level 4" nennt sich die aktuelle Ausbaustufe für autonomes (selbständiges) Autofahren und der koreanische Autobauer Hyundai ist zur Zeit der erste Hersteller, der auf dieser Stufe mit einer kleinen Flotte seines Modells Ioniq im Stadtverkehr unterwegs ist. Ein Heer von aktiven und passiven Systemen beobachtet dabei das Umfeld des Fahrzeugs, meldet jedes Objekt und jede Bewegung vor, neben und hinter dem Auto an die zentrale Recheneinheit.

Ohne eine Hand am Lenkrad beobachtet der Fahrer, wie sich der autonome Ioniq bei Testfahrten auf einer mehrspurigen Straße in den dicht fließenden Verkehr einsortiert, zügig beschleunigt und automatisch Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug hält. Die rote Ampel an der nächsten Kreuzung wird von den Kameras hinter der Frontscheibe schon erkannt, bevor die Kolonne abbremst und zum Stehen kommt. Als die Ampel auf Grün schaltet und der Verkehr wieder zügig fließt, folgt der Ioniq zunächst weiter seinem Vordermann, wechselt dann auf dem Weg zum programmierten Ziel auf die Abbiegespur und stoppt im Kreuzungsbereich für querende Fußgänger. Später steuert das Auto ohne Lenkeingriff des Fahrers den nächsten Parkplatz an und lässt an dessen Einfahrt noch einen Radfahrer passieren.

Als Schlüssel-Technologie kommt dabei ein Front-Radarsystem (LiDAR) zum Einsatz, das vor dem Auto die tatsächliche Position aller sich bewegenden und ruhenden Objekten erkennt und deren Bild in dreidimensionaler Darstellung für die zentrale Recheneinheit aufbereitet. Durch das neue LiDAR-System kann man die Lasereinheit für elektronische 360 Grad-Rundumsicht jetzt im Auto integrieren. Damit entfällt die Montage des Rundum-Systems auf dem Fahrzeugdach. Zwei weitere Radarsysteme in der Fahrzeugfront beobachten mit langer und mittlerer Reichweite den Abstand zu vorausfahrenden Autos und erfassen deren Geschwindigkeit.

Drei Kameras im oberen Teil der Windschutzscheibe erkennen Fußgänger, Fahrbahn-Markierungen und Ampelsignale. Sie liefern auch die Daten für den Spurhalte-Assistenten, die Erkennung von Straßenschildern und die Überwachung der Abstände zu vorausfahrenden Autos. Gleichzeitig lokalisiert eine GPS-Antenne die exakte Position aller Fahrzeuge in der Umgebung und sichert so die Spurwechsel ab. Gegen Gefahren aus dem toten Winkel wurden seitlich zwei weitere LiDAR Laser-Radarsysteme installiert und auch der Heckbereich wird mit zwei getrennten Radarsystemen überwacht.

Hyundai entwickelt sein System zum autonomen Fahren ohne strategische Partnerschaft weitgehend in eigener Regie an Standorten in Korea und in den USA. Hier arbeitet man bereits mit Hochdruck an der nächsten Ausbaustufe "Level 5", auf der Fahrzeuge dann künftig vollkommen autonom agieren sollen.

Hans-Peter Hauer / mid

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