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Tradition 30 Jahre Allrad-Hype - Als Allrad auf der Überholspur war

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  • 23. Januar 2017, 12:04 Uhr
  • Wolfram Nickel/SP-X

Vor gut 30 Jahren galt der Allradantrieb als die große Innovationstechnik, die Autos schneller und sicherer machen sollte. Der Hype war allerdings nur von kurzer Dauer.

Während heute kaum ein neues Automodell um moderne Konnektivitätstechniken und Assistenzsysteme herumkommt, galt vor 30 Jahren vor allem der Allradantrieb als großes Innovationsthema, der Pkw sicherer und schneller machen sollte. Rund 100 Pkw-Typen, von Alfa Romeo über Porsche bis Volkswagen, ritten vor 30 Jahren auf einer Welle der Begeisterung, die Daihatsu in einem Werbeslogan in Worte fasste: ,,Nur fliegen bringt Sie höher".
 
Neu war die Idee, Pkw-Komfort und 4x4-Technik zu kombinieren, freilich nicht. Zu den Vorläufern gehören etwa der luxuriöse Kleinserien-GT Jensen FF von 1966 oder der praktische Subaru Leone Station Wagon 4WD von 1972. Letzterer machte den Antrieb aller vier Räder so erschwinglich, dass er sich als erster Allrad-Pkw millionenfach verkaufte.
 
Zwar wurde der Allradantrieb bei Subaru bezahlbar, doch für den großen Durchbruch sorgte Audis Quattro-Antrieb, der 1980 im gleichnamigen Coupé debütierte. Nur fünf Jahre später war der Name Quattro ein allgemeingültiges Synonym für 4x4-Technik. Ein Höhepunkt war der Avant Quattro, der mit 134 kW/182 PS starkem Turbo-Fünfzylinder 224 km/h spursicher in den Asphalt fräste. Und damit war der Ingolstädter schneller als der Mercedes 300 TE 4Matic (W 124), der seinerzeit über das aufwendigste und teuerste Allradsystem für Kombis verfügte.
 
Preise sind jedoch relativ, wie der Porsche 959 vorführte. Der 420.000 Mark teure und 331 kW/450 PS starke Traumsportler krönte den Technik-Hype mit 315 km/h Topspeed. Am anderen Ende der 4x4-Preisliste bewegten sich Fiat Panda und Lancia Y10 mit 32 kW/44 PS und Allrad. 125 km/h Spitze, das war eindrucksvoll, denn nur Renault 4 und Citroen 2 CV waren noch langsamer.
 
Von kreativen Galliern kam damals auch das erste große Raumschiff per Allradantrieb: Der Renault Espace Quadra bot neben seiner 4x4-Technik hohen Reisekomfort für sieben Erwachsene, Avantgarde und eine leichtgewichtige Monospace-Karosserie aus Polyester.
 
Zu den heißblütigen Vertretern des 4x4-Hypes zählten Lancia Delta HF 4WD, Toyota Celica Turbo 4x4 und Mazda 323 Turbo 4WD. Aber auch der Sechszylindertyp BMW 325iX (E30) galt als Statussymbolen der Yuppies jener Zeit. In Europa war Deutschland wichtigster Markt für Allrad-Pkw, hier wurden 1987 erstmals deutlich über 100.000 Einheiten verkauft.
 
Letztlich blieb der Allradantrieb aufgrund seiner hohen Anschaffungskosten aber nur eine Luxus-Option. Den Golf Syncro kauften beispielsweise nur 6.000 Liebhaber. Die Mehrkosten für Sprit und Versicherungen der vermeintlich sicheren 4WD-Typen bremsten die Verkaufszahlen zusätzlich ein. Das Sicherheitsplus war oft ein Trugschluss, denn manch risikofreudiger Fahrer überschätzte auf Schnee und Eis die Vorteile der Kraftübertragung auf alle vier Räder. So unerwartet wie er über die Autowelt hereingebrochen war, flaute der Allrad-Hype deshalb bei den Pkw wieder ab, ohne aber ganz zu verschwinden. Stattdessen setzte der SUV zur großen Karriere an. Immer häufiger allerdings auch mit Frontantrieb.

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