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Panorama: Bonhams Motorrad-Auktion in Las Vegas - Zum ersten, zum zweiten...

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  • 10. Februar 2017, 11:32 Uhr
  • Ulf Böhringer/SP-X

Die erste große Motorrad-Auktion des Jahres 2017 in Las Vegas verlief nicht in allen Punkten wie geplant. Ein Indian-Vincent-Prototyp war dem Publikum zu teuer, eine 750er Ducati überrascht und eine Feilbach macht das Rennen.

In Las Vegas hat das britische Auktionshaus Bonhams die erste Motorrad-Auktion des Jahres 2017 abgehalten. Im Mittelpunkt der 251 Lose stand die britische Marke Vincent; gleich 14 Fahrzeuge traten an. Vincent-Motorräder gehören nach den ebenfalls britischen Maschinen von Brough-Superior zu den Kronjuwelen, mit denen engagierte und finanzkräftige Motorradfreunde ihre Sammlung zieren können; 14 der aktuell 100 teuersten Motorräder, die jemals zu einer Auktion rollten, wurden einst in Stevenage produziert, wo die englische Motorradmarke mit dem exklusiven Ruf von 1928 bis 1955 existierte. Schnell waren die Brit-Bikes auch: Beispielsweise schraubte 1948 der exzentrische, fast 50 Jahre alte Amerikaner Rollie Free den US-Geschwindigkeitsrekord auf rund 242 km/h - auf einer Vincent und nur mit einer Badehose bekleidet. Als teuerste jemals versteigerte Vincent gilt eine 1939er ,,Rapide" der Serie A; sie kam im April 2015 bei Bonhams in Stafford/UK unter den Hammer und wird mit 418.940 Dollar gelistet, womit sie Rang 12 der Top-Teuer-100 einnimmt.

Richtig hochpreisig wurde es erstmals bei Los 131: Die rote Ducati 750 SS von 1974 erzielte fast 110.000 Dollar, ohne dass ihre Geschichte größere Besonderheiten aufweist. Man musste aber keinesfalls Multimillionär sein, um im Rio Hotel zum Zuge zu kommen, dreistellige Dollar-Beträge genügten mitunter. So ging beispielsweise eine Yamaha JT-1 mit 58 Kubik-Einzylinder von 1971 für schlanke 345 Dollar weg. Ein Minibike des amerikanischen Herstellers Rupp (1959 bis 1978) von 1972 erzielt 805 Dollar; freilich sind die hierzulande unbekannten Rupp-Minibikes seinerzeit millionenfach vom Produktionsband gepurzelt.

Auch ein Ex-Bike von Steve McQueen erregte Aufsehen: eine Harley-Davidson X8E Big Twin von 1912, die aus dem ersten Produktionsjahr dieses Modells stammt. Sie erreichte auf den ersten Blick stramme 82.800 Dollar. 1984 war sie von dem US-Schauspieler auf einer Auktion in Las Vegas ersteigert und später mindestens einmal auf einer Oldtimer-Veranstaltung gefahren worden. Kenner wissen, dass ein solcher Umstand gerne mal zu einer Verdoppelung des Preises eines ,,namenlosen" Vorbesitzers führen kann. Diesmal zahlte der Kurzzeit-Eigentümer der McQueen-Harley aber drauf, hatte er sich doch erst zwei Jahre zuvor für immerhin 117.300 Dollar ersteigert.

Sechsstellig war auch die Kaufsumme für eine 1955er Vincent ,,Black Prince. Im Besitz von Allan Mallinson, dem Herausgeber des Mitgliedermagazins des Vincent Owners Club, hatte sie auf Ausstellungen mehrfach den Titel ,,Best of Show" gewonnen. Der schwarze Prinz weist offenbar fantastische Touring-Eigenschaften auf; der jetzige Verkäufer fuhr sie nämlich nach dem seinerzeitigen Erwerb in Stockholm auf Achse heim nach London, ,,durch alle Wetter", wie er später berichtete. Es ist unbekannt, ob der neue Eigentümer das 103.500 Dollar teure Stück ebenfalls im Regen bewegen will.

Um eine Besonderheit ging es bei Los 187, handelte es sich doch um einen Prototyp von 1949, zu dem Indian und Vincent gemeinsam beigetragen haben. Die Kooperation sollte seinerzeit vor allem Indian in schweren Zeiten helfen, doch aus ihr wurde nichts. So blieb der Prototyp auf Vincent-Basis mit Indian-Teilen in den Händen eines Vincent-Ingenieurs, der sie - wieder rückgebaut - als Rentner mit nach Australien nahm und nach einigen Jahren, 1953, gegen ein Auto eintauschte. Bis 2001 blieb das Motorrad verschollen. Damals kam es in die Hände des heutigen Besitzers; er entschloss sich, die Maschine wieder in den Prototyp-Zustand von 1949 zu bringen. Das Einzelstück sollte mindestens 250.000 Dollar bringen, es fand sich aber niemand, der die Preisvorstellungen des Verkäufers näherungsweise erfüllen wollte.

Nicht anders erging es dem Besitzer einer Crocker ,,Hemi Head" aus dem Jahr 1936; die Marke ist mit nicht weniger als sieben Fahrzeugen in der Top-100-Auktionserlöse-Hitliste vertreten. Die kalifornische Firma bestand lediglich zehn Jahre, ihre Produkte sind rar und seit Jahren extrem gefragt. Doch die angepeilte halbe Million Dollar als Mindestpreis für das äußerst seltene Modell ließen sich an diesem Tag in Las Vegas nicht erreichen.

Bei Bonhams sieht man die Bilanz der ersten 2017er Auktion nicht negativ: ,,70 Prozent der Lose bekamen einen Zuschlag" erklärt Sprecher Jared Zaugg, räumt aber ein, dass die Preise diesmal im allgemeinen ,,a bit flat" ausgefallen sind. Vielleicht waren auch ein paar Vincent zu viel in dieser Auktion. Oder aber die meist amerikanischen Auktionsbesucher sind sich unsicher, wie die US-Wirtschaft längerfristig mit den Trump-Dekreten zurechtkommt. Zaugg weist diplomatisch darauf hin, ,,dass sich nun gute Möglichkeiten für neue oder jüngere Motorradfans bieten, die sich mit klassischen Motorrädern umgeben wollen."

Den höchsten Preis in Las Vegas erzielte ein Motorrad, dessen Marke nur Experten der Motorrad-Oldtimerszene bekannt ist: Feilbach. Bei 195.000 Dollar fiel der Hammer im Falle der im Originallack antretenden ,,10 HP Limited" von 1914. Arthur Otto Feilbach, damals gerade 20 Jahre alt, hatte 1904 mit dem Motorradbau begonnen. Doch schon 1914 war Schluss mit dem Traum, die Feilbach Motorcycle Company in Milwaukee/Wisconsin war am Ende.

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