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mid-Interview: Der Robin Hood im Porsche

Vom Tellerwäscher zum Millionär: Für Uwe Hück ist dieses moderne Märchen längst wahr geworden. Denn der Mann mit dem großen Kämpferherzen ist im Kinderheim aufgewachsen und hat es durch Fleiß und Einsatz bis zum Betriebsratschef der Porsche AG geschafft. Zudem sitzt er bei Porsche und VW im Aufsichtsrat, sein Einfluss ist groß. Und für sein soziales Engagement ist er sogar mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Im mid-Interview spricht er über sein bewegtes Leben.

Vom Tellerwäscher zum Millionär: Für Uwe Hück ist dieses moderne Märchen längst wahr geworden. Denn der Mann mit dem großen Kämpferherzen ist im Kinderheim aufgewachsen und hat es durch Fleiß und Einsatz bis zum Betriebsratschef der Porsche AG geschafft. Zudem sitzt er bei Porsche und VW im Aufsichtsrat, sein Einfluss ist groß. Und für sein soziales Engagement ist er sogar mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Im mid-Interview spricht er über sein bewegtes Leben.

mid: Vom Tellerwäscher zum Millionär - für Sie ist dieses Märchen wahr geworden? Oder haben Sie einen besseren Vergleich parat?
Uwe Hück: Ich sehe mich eher als modernen Robin Hood. Ich bin gerne bei den Reichen - und wenn ich wieder gehe, sind sie erleichtert. Was will ich damit sagen: Man braucht schon Erfolge, um Menschen zu helfen, ich weiß da, wovon ich rede. Ich komme aus dem Kinderheim und alle waren der Meinung, aus dem Kerl kann nichts werden. Ich war immer sehr auffällig und habe auch mal einen Raum betreten ohne die Tür vorher aufzumachen. Und an einem Weihnachten, an dem ich ganz alleine gelassen worden bin, habe ich zum Himmel geschaut und habe gesagt, lieber Gott, wenn es dich geben sollte, mach mich groß, stark und mächtig, damit ich mich um die kümmern kann, denen es nicht so gut geht.

mid: Ihre Stoßgebete haben ja geholfen, oder?
Uwe Hück: Ja, er hat seinen Teil eingehalten, jetzt muss ich meinen halten. Man kann eigentlich sagen, ich habe es geschafft. Heute bin ich Konzernbetriebsratsvorsitzender und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von Porsche und ich sitze im Aufsichtsrat von VW. Das ist viel Verantwortung. Aber wenn man Erfolg hat, muss man der Gesellschaft auch etwas zurückgeben. Deshalb setze ich mich für soziale Gerechtigkeit ein. Niemand darf diskriminiert werden und jeder hat eine faire Chance verdient.

mid: Haben Sie jemals damit gerechnet, das Bundesverdienstkreuz zu erhalten?
Uwe Hück: Nein, überhaupt nicht. Der Brief von unserem Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann hat mich völlig überrascht.

mid: Wie stolz macht Sie diese Auszeichnung?
Uwe Hück: Ich bin wirklich extrem stolz darauf! Es ist eine große Ehre und Würdigung und hilft mir, meinen Weg unbeirrt weiter zu gehen und mich für andere Menschen, denen es nicht so gut geht, einzusetzen. Ich habe eine Mission zu erfüllen und diese Auszeichnung stärkt mir dabei den Rücken. Deshalb widme ich den Preis all den Menschen, denen es nicht so gut geht.

mid: Wo nehmen Sie die Energie her, neben Ihrem stressenden Job so viel Zeit in ihr soziales Engagement zu investieren?
Uwe Hück: Erinnern Sie sich an das Versprechen, das ich dem Herrgott gegeben habe. Das ist meine Motivation.

mid: Noch einmal zurück zu Ihrem Job: Was war Ihr bislang härtester Kampf als Betriebsrat?
Uwe Hück: Als Betriebsrat kämpft man ständig, oft sogar an vielen Fronten gleichzeitig. Anfang der neunziger Jahre, ich war noch relativ frisch im Betriebsrat, lag Porsche am Boden. Menschen mussten entlassen werden. Das ist hart, denn dadurch werden Existenzen zerstört. Seither habe ich ein Wechselbad von Auf und Abs erlebt.

mid: Und woran erinnern Sie sich besonders gern?
Uwe Hück: Ein anderer wichtiger Kampf, den ich zusammen mit meinen Betriebsräten und der IG Metall für uns entscheiden konnte, bringt uns eine Zeitenwende und ebnet den Weg für die Digitalisierung und die Elektromobilität. Am Anfang hat uns das keiner zugetraut und alle dachten, jetzt dreht der Glatzkopf völlig durch. Aber der Kampf hat sich gelohnt: Unser Mission E, der erste vollelektrische Porsche, wird in Weissach entwickelt und in Zuffenhausen gebaut. Dazu investiert Porsche zusätzlich mehr als eine Milliarde Euro in die Standorte. Und darauf bin ich besonders stolz: Wir schaffen mehr als 1.200 zusätzliche Arbeitsplätze. Die meisten davon in der Produktion.

mid: Gibt es ein Erfolgsgeheimnis?
Uwe Hück: Geschafft haben wir das nur, weil wir alle zusammen bereit waren, umzudenken und alte Denkschranken einzureißen. Und weil wir alle dafür an einem Strang ziehen, waren Belegschaft und IG Metall auch bereit, einen Beitrag zu leisten. Tarifbeschäftigte bringen mit dem Zukunftsbeitrag von jeder Tariferhöhung 0,25 Prozent in einen Topf. Und was es bisher noch nirgends gab, haben wir auch geschafft: Führungskräfte, Hauptabteilungsleiter bis hin zu den Vorständen bringen sogar 0,5 Prozent von ihren Entgelterhöhungen als Zukunftsbeitrag ein. Und wenn der Mission E den erwarteten Erfolg bringt, wird die Belegschaft daran beteiligt. Das zeigt, auch scheinbar aussichtslose Kämpfe lohnen sich. Das Trikot schwitzt halt nicht von alleine.

mid: Können Sie bei dieser enormen Verantwortung überhaupt mal abschalten? Das heißt: Wie erholen Sie sich? Gehen Sie angeln, lesen Sie ein gutes Buch oder fahren Sie mit Ihrem Porsche durch das Schwabenland?
Uwe Hück: Können Sie sich vorstellen, dass ich angle? Ich kann doch gar nicht ruhig bleiben und so lange sitzen. Abschalten kann ich im Training mit den Jugendlichen, abschalten kann ich im Boxring. Ich steige jedes Jahr für das Charity-Boxen in den Ring. Das Motto: Blaue Flecke für soziale Zwecke. Nicht abschalten ist also mein Abschalten. Ich bin immer auf Drehzahl und ich brauche das.

Ralf Loweg / mid

Hinweis für die Redaktionen:
Den zweiten Teil des Interviews sendet der mid am 3. April. Dann spricht Uwe Hück über seine Beziehung zu Autos.

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