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Ratgeber: Sommerreifen-Kauf - Der Weg zum richtigen Pneu

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  • 21. März 2017, 18:38 Uhr
  • Holger Holzer/SP-X

Bald ist wieder Wechselsaison: Rund um Ostern kommen traditionell die Sommerreifen ans Auto. Doch wie findet man die richtigen Exemplare?

Wenn der Sommerreifen aus dem Vorjahr kaum mehr Profil hat aussieht wie ein Slick, müssen neue Pneus her. Doch welche sind die richtigen? Und wo kauft man sie am bequemsten? Oder billigsten?

Wann brauche ich neue Reifen?
Reifen sollten gewechselt werden, wenn sie älter als zehn Jahre oder zu stark abgefahren sind. Auch wenn der Gesetzgeber mindestens 1,6 Millimeter Restprofil fordern, empfehlen Experten, Sommerreifen bereits bei drei Millimetern zu wechseln. Häufig sind die Reifen auf den Antriebsrädern schneller runtergefahren. Dann reicht es, nur diese zu wechseln. Am besten nimmt man wieder Pneus vom gleichen Typ. Mischbereifung ist grundsätzlich erlaubt, solange man nicht Radial- und Diagonal-Reifen mixt. Da die Diagonal-Bauart jedoch nur noch für Oldtimer in Frage kommt, ist das ein eher theoretisches Problem. Trotzdem ist eine Bereifung mit stark unterschiedlichen Pneus nicht zu empfehlen, da das ungewollte Auswirkungen auf das Fahrverhalten haben kann. Das frische Paar montiert man unabhängig von der Antriebsart auf der Hinterachse, da sie für die Fahrstabilität verantwortlich ist.

Welche Reifengrößen eignen sich für mein Auto?
Besitzer eines alten ,,Fahrzeugscheins" finden die zulässigen Standard-Dimensionen dort unter den Ziffern 20 und 21 beziehungsweise 22 und 23. Zusätzliche Größen werden häufig im Feld 33 unter ,,Bemerkungen" aufgeführt. Komplizierter wird es, wenn beim eigenen Auto die 2005 eingeführte zweiteilige ,,Zulassungsbescheinigung Teil I" den Fahrzeugschein ersetzt. Dort ist nur noch die kleinste zulässige Größe angegeben. Die restlichen Dimensionen finden sich in der beim Neuwagenkauf mitgelieferten EU-Übereinstimmungserklärung (auch COC-Papier genannt). Die Liste ist allerdings auch nicht erschöpfend, je nach Achslast und Höchstgeschwindigkeit sind auch andere Dimensionen erlaubt. Hier fragt man am besten den Fachmann. Alternativ bieten die großen Reifenhersteller auf ihren Internetseiten Suchmaschinen an, die anhand der Fahrzeugdaten die passenden Pneus ermitteln.

Welche der zulässigen Größen soll ich wählen?
Meistens gilt: Je größer die Felgen und je breiter die Reifen, desto besser stehen sie dem Auto. Gleichzeitig steigt der Preis mit mehr Durchmesser und Aufstandsfläche stark an. Jenseits der Optik bieten breite Pneus aber noch weitere Vorteile: Zumindest auf trockener Fahrbahn bremsen sie besser. Und auch die Kurvenstabilität erhöht sich. Allerdings sind Breitreifen anfälliger für Aquaplaning und steigern den Verbrauch. Gleichzeitig bieten sie weniger Federungskomfort. Letztlich ist die Wahl also von Geschmack und Geldbeutel abhängig.

Kaufe ich besser Premium- oder Billigreifen?
Von ausgesprochenen Billigreifen, meist aus China importiert, ist in der Regel abzuraten. Bei Tests von Autoclubs und -zeitschriften schneiden sie immer besonders schlecht ab. Zu den Testsiegern zählen meist die Pneus der großen Premiummarken Goodyear-Dunlop, Continental, Michelin, Pirelli und Co. Wer weniger Geld ausgeben will, fährt mit Markenherstellern aus der zweiten Reihe aber nicht schlechter. Zudem haben viele Premiumhersteller preisgünstige Tochtermarken im Programm(Continental/Uniroyal oder Goodyear/Fulda), die nicht immer die allerneueste Technik, aber durchaus solide Kost bieten. Die letztendliche Wahl hängt auch vom eigenen Fahrprofil ab: Wer viel und gerne sportlich unterwegs ist, sollte nicht ausgerechnet beim Reifenkauf sparen. Wer nur gelegentlich in der Stadt unterwegs ist, braucht sicher nicht das neueste Hightech-Modell.

Wann sind Reifen am billigsten?
Wer auf den Cent schaut, kauft antizyklisch: Winterreifen im Sommer und Sommerreifen im Winter. Dabei muss man aber in der Regel mit Modellen aus dem Vorjahr Vorlieb nehmen, die neuesten Pneus gibt es erst zum Start der neuen Saison. Häufig wichtiger als der minimale Innovationsnachteil: Die Zusatzreifen müssen bis zum Wechsel irgendwo gelagert werden. Dafür braucht man einen geräumigen Keller oder eine eigene Garage.

Wo kaufe ich meine Reifen?
Reifen gibt es mittlerweile überall: im Autohaus, beim Reifenhändler, im Internet und im Baumarkt. Besonders günstig ist letztgenannte Quelle, allerdings finden sich dort häufig eben jene nicht empfehlenswerten Billigreifen aus China. Auch im Internet werden solche Problempneus gerne offeriert. Es gibt allerdings auch zahlreiche seriöse Spezialseiten für den Reifenkauf. Viele davon haben auch Werkstattpartner vor Ort, die die Montage übernehmen. Wer nur den nackten Reifen kauft, muss ihn nämlich noch von einem Fachmann auf die Felge ziehen und das entstandene Rad anschließend auswuchten lassen. Vermeintliche Billigangebote vom Baumarkt oder über Ebay relativieren sich dann schnell, denn der Monteur am Wohnort nimmt in solchen Fällen häufig höhere Preise, als wenn die Pneus bei ihm direkt gekauft werden. Auch an die Entsorgung der Altreifen sollte man beim Kauf denken; Fachbetriebe übernehmen das in der Regel für ihre Kunden.

Reifen sind gekauft, ausgewuchtet und montiert. Ist jetzt alles gut?
Nicht ganz. Wer neue Reifen auf den Achsen hat, sollte diese zunächst vorsichtig einfahren. Nicht nur, weil sie möglicherweise etwas anders reagieren als die vorher verwendeten Exemplare. Sondern auch, weil sie noch nicht den vollen Grip haben. Wenn Reifen aus dem Werk kommen, sind sie extrem glatt, da sie beim Vulkanisieren mit einem silikonähnlichen Trennmittel eingesprüht werden. Das sorgt dafür, dass die fertigen Pneus nicht an ihrer Form festkleben - führt aber auch zu vermindertem Halt auf Asphalt. Erst nach 200 bis 300 Kilometern ist die Beschichtung verschwunden, zudem wird die Reifenoberfläche leicht aufgeraut und greift dann besser.

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