Oldtimer

Auch aufgemotzte Autos erhalten H-Kennzeichen

  • In OLDTIMER
  • 7. April 2017, 14:15 Uhr
  • Lars Wallerang

Unter Besitzern alter Autos ist das H-Kennzeichen begehrt. Doch nicht jeder bekommt es. Das Fahrzeug muss nämlich in einem guten Originalzustand sein. Und das sind nicht alle Schätzchen. Aber auch ein Auto, in das Tuning-Teile eingebaut wurden, kann ein 'H' erhalten. Doch daran sind bestimmte Bedingungen geknüpft.


Unter Besitzern alter Autos ist das H-Kennzeichen begehrt. Doch nicht jeder bekommt es. Das Fahrzeug muss nämlich in einem guten Originalzustand sein. Und das sind nicht alle Schätzchen. Aber auch ein Auto, in das Tuning-Teile eingebaut wurden, kann ein "H" erhalten. Doch daran sind bestimmte Bedingungen geknüpft. Entscheidend ist, dass die hinzugefügten Karosserie- oder Antriebselemente zeitgenössisch sind.

Das heißt: "Wenn es in den 70er oder 80er Jahren Mode war, ein bestimmtes Modell aufzumotzen, kann es auch im veränderten Zustand als Zeitdokument gelten", sagt Norbert Schroeder, Oldtimer-Experte beim TÜV Rheinland. Auf der Techno Classica hat der Technische Überwachungsverein eine ganze Expertenrunde an seinem Stand versammelt, um historisch und verkehrsrechtlich relevante Fragen zu beantworten.

Wenn an einem Oldtimer in der üblichen, bis zu rund 15 Jahren währenden Gebrauchsphase individuelle, zeitgenössische Veränderungen an Karosserie, Fahrwerk oder Motor vorgenommen wurden, geht das für den TÜV Rheinland völlig in Ordnung. Auch hier gelte: "Die Modifikationen müssen mindestens 30 Jahre alt sein." Der Besitzer eines aufgerüsteten Käfers mit dem technisch verwandten Boxertriebwerk des Porsche 356 aus derselben Epoche brauche in der Regel die Oldtimerbegutachtung nicht zu fürchten. Jedoch: "Wir bewegen uns da mitunter in einer diffizilen Grauzone und müssen jedes Fahrzeug individuell betrachten", betont Schroeder.

Es gibt aber auch Fälle, da sagt der TÜV ganz einfach "nein". Wer beispielsweise einen VW T1 Bulli aus den 1950er und 1960er Jahren extrem tiefer legt und mit ultrabreiten, modernen Niederquerschnittreifen bestückt, hat keine Chance, ein H-Kennzeichen zu erhalten. Eine solch krasse optische Charakterveränderung des Wagens fällt selbst manchem Laien auf. "Uns geht es hier in Essen darum, einmal klarzustellen, was möglich ist und was nicht. Denn in der Szene herrschen immer noch Halbwissen und eine gewisse Verunsicherung", erklärt der Klassiker-Fachmann. Die Palette der Meinungsirrtümer reiche von "alles ist machbar" bis "nur absolute Originalität zählt".

Um Beispiele zu zeigen, stehen zwei Fahrzeuge nebeneinander. Ein generalüberholter Ford Mustang mit sehr großen Rädern und anderen Teilen, die es für das 1970er-Jahre Modell nicht gab, sowie ein kleiner roter Fiat 127 RS mit schwarzen Planken an der Seite. Der Mustang ist so stark modernisiert, dass er kein H-Kennzeichen bekommt, während der Fiat trotz Applikationen als historisches Zeitdokument gilt - Schönheit ist dabei Nebensache.

Natürlich besitzen 30 Jahre alte Autos nicht die Agilität und Dynamik heutiger Modelle. Doch auch Profi-Rennfahrer wie Frank Stippler können mit alter Technik leben. "Früher mussten Rennfahrer eben mit Trommelbremsen zurecht kommen", sagt Stippler. Das könne man heute auch. Er selber bastle gerade an einem alten BMW, den er möglichst original belassen wolle.

Doch in einem Punkt lässt der TÜV Rheinland nicht mit sich reden: "Die Verkehrssicherheit muss gewährleistet sein", betont Schroeder. Darum sei ein H-Kennzeichen auch keine Dauer-Lizenz. In regelmäßigen Abständen müssten auch Oldtimer zur Hauptuntersuchung. Und dort könne die Zulassung schon mal verweigert werden. Aber auch das H-Kennzeichen ist futsch, wenn technisch und/oder optisch zu viel erneuert wurde. Daher solle sich der Besitzer eines Oldtimers immer gut informieren - beim TÜV Rheinland, zum Beispiel.

Lars Wallerang

STARTSEITE