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Tradition 30 Jahre Alfa Romeo 164 - Das große Comeback

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  • 10. April 2017, 12:00 Uhr
  • Wolfram Nickel/SP-X

In den 1980er-Jahren lag Alfa Romeo am Boden. Doch ein Gemeinschaftsprojekt von Fiat, Saab und Lancia verhalft der Traditionsmarke zu einem überraschenden Comeback.

1987 feierte die darbende Automarke Alfa Romeo mit dem 164 ein starkes Comeback. Der Centosessantaquattro hatte nicht nur einen klangvollen Namen, sondern konnte Kunden mit schickem Design und ordentlicher Qualität überzeugen. Über zehn Jahre blieb der große Alfa in der Erfolgsspur.
 
Um 1980 galten gleich mehrere Marken und Modelle als abgeschrieben: Saab lag nach gescheiterten Fusionsverhandlungen mit Volvo am Boden, Lancia musste den glücklosen Gamma ersetzen, Fiat war erst mit dem Flaggschiff 130 auf Grund gelaufen, dann mit dem Argenta - und Alfa Romeo schien sogar todgeweiht. Tiefrot waren die Zahlen in den Büchern des Staatsunternehmens, dessen Image durch Qualitätsprobleme obendrein stark angerostet war. Dessen ungeachtet suchte Alfa-Chef Ettore Massacesi nach einer Möglichkeit, sein fast unverkäufliches Flaggschiff Alfa6 und die alternde Alfetta durch einen Überflieger zu ersetzen, der zum Retter in der Not werden sollte.
 
Für diesen Neuanfang setzte Massacesi zunächst auf die Entwicklung einer Limousine mit klassischem Alfa-Layout, also Hinterradantrieb und Transaxle-Bauweise. Ein kostspieliger Entwurf, der verworfen wurde, als es Massacesi 1982 gelang, in letzter Minute auf den Entwicklungszug aufzuspringen, der als europäisches Gemeinschaftsprojekt frische Frontantriebs-Flaggschiffe für Fiat, Lancia und Saab brachte. Es war ein Tipo 4 genanntes Quadrifoglio, das allen Beteiligten überraschende Erfolge bescherte. Den Anfang machten 1984 Lancia Thema und Saab 9000, ein Jahr später folgte der Fiat Croma und 1987 als Nachzügler endlich der Alfa Romeo 164. Vier Typen, die trotz vieler Gleichteile höchst unterschiedliche Charaktere besaßen, ganz besonders der Alfa.
 
Das Lob der Fachpresse überschlug sich. Der 164 wurde als schönster und leistungsfähigster Alfa Romeo seit zwei Jahrzehnten gefeiert. Vielleicht weil die 4,56 Meter kurze, aber dennoch repräsentativ wirkende Limousine einen neuen Alfa-Stil einführte mit glatten Flächen, horizontalen Linien und zeitgeistiger rundum verlaufender Schutzbeplankung aus Kunststoff.
 
Auch technisch hatte der 164 einiges zu bieten. Neu war ein 2,0-Liter-Twinspark-Vierzylinder, der 105 kW/143 PS entwickelte und den großen Alfa schneller und zugleich sparsamer machte als vergleichbare Audi 100, BMW 5er und Mercedes W124. Zum wirklich rasanten Dynamiker wurde der Alfa 164 mit sogenanntem Arese-V6. Als 24-Ventiler brachte der 3,0-Liter-V6 in seiner letzten Ausbaustufe 171 kW/232 PS an die Vorderräder - genug für Tempo 245. Wer diese Kraft mit einem Plus an Traktion kombinieren wollte, konnte ab 1993 auch Vierradantrieb via Viskokupplung bestellen.
 
Zu diesem Zeitpunkt hatte der Centosessantaquattro bereits zwei Facelifts erlebt und ging in die letzte Runde. Seine Absatzerfolge in Europa waren durchaus erfreulich. Zudem musste der Alfa 164 Schäden reparieren, die Schnellroster wie der Alfasud am Markenimage der schönen Mailänderin hinterlassen hatten.
 
Dies gelang der großen Limousine erstaunlich gut, obwohl Dauertests der deutschen Medien resümierten: ,,Es bleibt noch viel zu tun für eine überzeugende Qualität". Aber der Anfang war gemacht und dank des 164 galt Alfa wieder als Adresse, mit der sich Avantgardisten sogar auf Vorstandsparkplätzen zeigen konnten. Als sich der 164 als erstes Alfa-Topmodell unter Turiner Führung im Sommer 1997 nach fast 270.000 Exemplaren in den Ruhestand verabschiedete, herrschte eine gespannte Erwartungshaltung. Denn Alfa ließ das nachfolgende Flaggschiff 166 erst 1998 vom Stapel - zugunsten der Qualität.
 

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