Motorrad

KTM 125 Duke - Baby-Herzog

  • In MOTORRAD
  • 18. April 2017, 11:25 Uhr
  • Thilo Kozik/SP-X

Sie trägt ihren Beinamen Baby-Biest mit Stolz - ganz im aggressiven Stil der brutal-starken Super Duke R gehalten schickt sich die KTM 125 Duke an, das 125er-Segment auf ein neues Level zu hieven.

Das kompromisslose ,,Ready-to-race"-Image hat KTM nicht davon abgehalten, 2013 die weltweit erste 125er mit serienmäßigem ABS aufzulegen. Und der Erfolg gibt den Österreichern recht: Die Duke avancierte auf Anhieb zum 125er-Topseller, in Deutschland und ganz Europa. Vier Jahre später und die gestiegene Konkurrenz machen die Zeit reif für eine umfangreiche Renovierung: Die kleine Duke wirkt für 4.695 Euro nun noch erwachsener.
 
Das hat sie zuvorderst der Übernahme zahlreicher Stilelemente der großen Super Duke R zu verdanken: Die 125er zeigt das gleiche verstörende Gesicht mit längs geteiltem LED-Scheinwerfer und randlichem LED-Positionslicht nach Art der großen 177 PS starken Beast. Auch der geschraubte Heckrahmen, das aktualisierte Bodywork sowie Einzelsitze für Fahrer und Beifahrer stammen daher und verleihen der Duke ausgewachsene Proportionen.
 
Nur wenig angepasst zeigt sich die Ergonomie - wozu auch? Mit lässigen Kniewinkeln, aufrechtem Oberkörper und coolem Griff an die mittelbreite Lenkstange hockt es sich bequem, aber durchaus angriffslustig in 83 cm Polsterhöhe. Ihre Abmessungen machen klar, dass sie in jeder Hinsicht ein ausgewachsenes Motorrad darstellt - selbst lange Lulatsche finden jede Menge Platz und Bewegungsfreiheit. Völlig neue Perspektiven erschließt dagegen der Blick nach vorn auf das ausgefeilte Dashboard mit farbigem TFT-Display, dem ersten in dieser Klasse. Das Instrument bietet die Drehzahl als Balkendiagramm dar, signalisiert den eingelegten Gang und lässt sich mit dem optionalen KTM MY RIDE für knapp 30 Euro zum Audioplayer mit Freisprechfunktion erweitern. Die gut ablesbaren Anzeigen sind über einen Menüschalter am linken Lenkerende fernabrufbar, das ist ebenso einzigartig in der 125er-Welt.
 
Schön aber, dass vor lauter Ausstattungs-Gimmicks die Technik nicht zu kurz kommt. Der auf höchste Drehzahlen ausgelegte dohc-Vierventiler schaufelt seine 15 PS über ein eng gestuftes 6-Gang-Getriebe ans Hinterrad. Dabei ist ein fleißiger Schaltfuß sehr hilfreich, denn echten Vortrieb liefert das kurzhubige, fein und spritzig am Gas hängende Motörchen erst ab rund 7.000 Touren. Eine Ausgleichswelle sorgt für gute Laufkultur, doch das Beste kommt von unten: Das Achtelliteraggregat tönt nicht mehr 125er-typisch luftleer pröttelnd, sondern richtig vollfett aus der neuen, seitlich verlegten Auspuffanlage - Euro 4 sei Lob und Dank!
 
Weiterentwickelt, erwachsener und hochwertiger zeigt sich auch das modifizierte Fahrwerk mit neuen Federelementen zwischen dem KTM-typischen Gitterrohrrahmen. Lohn des Technologie-Transfers vom Schwesterunternehmen WP Suspension ist eine angenehm satte Straßenlage: Sensibles Ansprechverhalten und eine progressive Dämpfung sorgen für Stabilität und eine rasiermesserscharfe Präzision, ohne die unbeschwerte Agilität des 153-Kilo-Flohs auch nur irgendwo einzuschränken. Weniger Sein als Schein gilt jedoch für die Stopper, die trotz brachialer Aufmachung eine eher sanfte Verzögerung propagieren und notfalls per Bosch-ABS eingeregelt werden.
 
Mit anderen Worten: Über die lässig gepackte Lenkstange dirigiert der Duke-Pilot seine 125er nach Belieben auf jedem Strich, sei es beim Angreifen im Winkelwerk oder im Innenstadt-Dschungel; selbst leichten Stunt-Einlagen ist die Österreicherin nicht abgeneigt. Dieser Genuss ohne Reue darf dank des großen 13,4-Liter-Stahltanks auch noch ziemlich lange ausgekostet werden. Weil KTM bei der 125 Duke eine Vielzahl von Gleichteilen mit den Duke-Schwestermodellen verbaut und das Ganze auch noch kostengünstig beim Kooperationspartner Bajaj in Indien montieren lässt, steht das heißeste Gerät auf zwei Rädern für Junge und Junggebliebene zum adäquaten Kurs von 4.695 Euro beim KTM-Händler.

Technische Daten KTM 125 Duke
 
Motor: Flüssigkeitsgekühlter Einzylinder-Viertaktmotor, vier Ventile pro Zylinder, dohc, Hubraum 125 ccm, Bohrung x Hub 58 x 47,2 mm, Leistung 11 kW/15 PS bei 10.000 U/min, Drehmoment 12 Nm bei 7.500 U/min, Sechsganggetriebe, Kette.
 
Messwerte (Werksangaben): Höchstgeschwindigkeit: 114 km/h, Test-Verbrauch: ???l/100 Kilometer
 
Fahrwerk: Gitterrahmen aus Stahlrohr, vorne Upside-Down-Telegabel Ø 4,3 cm, nicht einstellbar, Zweiarmschwinge aus Leichtmetallguss, Zentralfederbein, einstellbare Federbasis; Reifen 110/70 ZR 17 (vorne) und 150/60 ZR17 (hinten). Einscheibenbremse vorn 30 cm, radial angeschlagener Vierkolben-Festsattel; Einscheibenbremse hinten 23 cm, Einkolben-Schwimmsattel.
 
Assistenzsysteme: ABS, abschaltbar.
 
Maße und Gewichte: Radstand 1,357 m, Sitzhöhe 83 cm, Leergewicht 153 kg, zul. Gesamtgewicht 355 kg, Tankinhalt 13,4 Liter.
 
Preis: 4.695 Euro zzgl. Nebenkosten.

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