New Mobility

Auto Shanghai 2017 - Volle E-Fahrt voraus

  • In NEW MOBILITY
  • 21. April 2017, 10:29 Uhr
  • Michael Gebhardt/SP-X

Bei uns kommt die E-Mobilität nicht in die Gänge, in China dagegen ist sie schon im Alltag angekommen. Neben zahlreichen Brot-und-Butter-Stromern stehen auf der Automesse in Shanghai aber auch ein paar ganz besondere Elektro-Schmankerl.

Anders als bei uns, gehören Elektroautos in China zum guten Ton. Über 300.000 werden pro Jahr neu zugelassen, und auf der Messe in Shanghai findet sich kein Stand eines chinesischen Herstellers, der nicht mindestens einen Stromer ausstellt. Viele, wie Dongfeng oder GAC, fahren inzwischen sogar eine ganze E-Flotte auf, die von der Limousine bis zum Van alle Bedürfnisse befriedigt. Besonders aufregend sind diese Brot-und-Butter-Stromer und -Plug-ins allerdings nicht. Wer etwas Außergewöhnliches will, muss sich schon den Studien zuwenden.
 
So setzt beispielsweise Qoros mit dem Model K EV ein Zeichen und demonstriert: Es gibt uns noch. Vor allem in Europa ist es schließlich wieder ziemlich ruhig um die Marke geworden, die schon mehrfach ihren Markstart bei uns angekündigt, aber dann doch nie vollzogen hat. Mit dem K EV könnte sich das, wenn er denn irgendwann in Serie geht, ändern: Zumindest hätte der ausgesprochen expressiv gezeichnete Viersitzer gute Chance, auch in Europa zum Hingucker zu werden. Allein das Türkonzept verdient dabei schon Aufmerksamkeit: Während auf der Fahrerseite ein Flügel nach Tesla-Model-X-Vorbild aufschwingt und der Beifahrer durch eine relativ konventionelle Tür einsteigt, wird der hintere rechte Platz durch eine Schiebetür geentert. Das eigentliche Highlight steckt aber unter der Haube: satte 812 Elektro-PS warten darauf, das 5,12-Meter-Flaggschiff in nur 2,7 Sekunden auf Tempo 100 zu katapultieren. Die angestrebte Reichweite? Gut 500 Kilometer.
 
Genauso weit kommt auch der MG E-Motion, mit dem sich die ehemalige Rover-Tochter, die seit geraumer Zeit nebst ihrer Mutter in chinesischer Hand ist, endlich auch wieder auf dem alten Kontinent einen Namen machen will. Anders als der zerklüftete Qoros kommt die MG-Studie sinnlich elegant daher, wenngleich sie von vorne ein bisschen stark nach Mazda ausschaut. Über die Fahrleistungen ist noch nicht viel bekannt, nur dass der Standardsprint in unter vier Sekunden absolviert sein soll. Selbst diese Info verweigert NextEV derzeit noch, doch ist davon auszugehen, dass die mit drei E-Motoren ausstaffierte Studie Nio ES8 nicht sonderlich langsam sein wird. Erst Ende 2016 hat das Elektro-Startup mit dem flachen EP9 einen neuen Rekord für E-Fahrzeuge auf der Nordschleife aufgestellt. Nach der Sport-Fraktion bedient sie mit dem ES8 jetzt die Familien. Das fünf Meter lange Concept-Car ist ein siebensitziges SUV und schlägt damit ganz klar in die Tesla-Model-X-Kerbe. Die Kalifornier sollten sich warm anziehen, noch 2017 will NextEV die Serienversion vorstellen; nach Deutschland soll die aber vorerst nicht kommen.
 
Ähnliches Pläne hat auch Hybrid Kinetic: Nachdem das Unternehmen auf dem Genfer Salon mit der Limousine H600 einen ersten Auftritt hatte, legt es in Shanghai zwei Elektro-SUV nach. Wie schon der Sedan, sind auch die fünf- beziehungsweise siebensitzigen Modelle K550 und K750 von Design-Altmeister Pininfarina gezeichnet und setzen die elegante, monolithische Formensprache fort. Optisch unterscheiden sich die beiden vor allem von hinten, während der Fünfsitzer ein schräges Heck hat, steht die Scheibe beim Siebensitzer eher steil. Zu den E-Motoren äußert sich der Hersteller nicht, wahrscheinlich kommt aber die gleiche Antriebseinheit wie in der Limousine zum Einsatz - mit 600 kW/816 PS Leistung. Mit Range Extender soll die Reichweite bei 1000 Kilometern liegen.
 
Bei all der Begeisterung für die chinesischen Elektro-Fingerübungen darf man eins aber nicht vergessen: Auch der VW-Konzern zeigt auf der Messe drei Stromer-Studien, von denen vor allem die Audi-Variante durchaus sportliche Fahrleistungen verspricht. Gleich drei E-Motoren machen dem E-Tron Sportback Beine, zwei davon an der Hinterachse, die zusammen 320 kW bereitstellen; beim Boosten holen die Ingenieure kurzzeitig sogar 370 kW raus. Das reicht, um den Audi in 4,5 Sekunden auf Landstraßentempo zu bringen; die 95-Kilowattstunden-Batterie soll Strom für 500 Kilometer bereithalten. Dass es Audi mit der E-Mobilität ernst meint, zeigt der ambitionierte Zeitplan: Schon 2019 soll der E-Tron Sportback als SUV-Coupé auf den Markt kommen - und zwar als zweites E-Modell der Ingolstädter. Schon ein Jahr früher rollt nämlich der E-Tron als klassisches SUV an den Start.

STARTSEITE