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mid-Historie: Als der Silberpfeil W 125 geboren wird

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  • 25. April 2017, 12:03 Uhr
  • Ralf Loweg

Da werden die Ferrari-Fans sicher auf die Barrikaden gehen. Doch sorry, liebe Tifosi, nicht euer roter Renner aus Maranello, sondern der Silberpfeil aus Stuttgart ist der berühmteste Rennwagen der Motorsport-Geschichte. Jetzt feiert der nur 750 Kilo schwere W 125 von Mercedes-Benz Geburtstag.


Da werden die Ferrari-Fans sicher auf die Barrikaden gehen. Doch sorry, liebe Tifosi, nicht euer roter Renner aus Maranello, sondern der Silberpfeil aus Stuttgart ist der berühmteste Rennwagen der Motorsport-Geschichte. Jetzt feiert der nur 750 Kilo schwere W 125 von Mercedes-Benz Geburtstag. Der Silberpfeil sorgte gleich bei seiner Rennpremiere beim Großen Preis von Tripolis am 9. Mai 1937 mit einem Sieg für einen Paukenschlag. Für den mid ist das natürlich Grund genug, an die Geburtsstunde dieses Rennwagens zu erinnern.

Die Konstrukteure beginnen im August 1936 mit der Entwicklung des Rennwagens. Und schon am 9. September 1936 liegt ein erster Gesamtentwurf vor. Der Radstand wächst von 2.505 auf 2.798 Millimeter. Geradezu revolutionär für damalige Verhältnisse ist sicher die Auslegung des Fahrwerks mit weicher Federung und kräftiger Dämpfung. Das erreichen die pfiffigen Entwickler des W 125 durch eine Trapezlenkervorderachse mit Schraubenfedern und eine De-Dion-Achse mit Reduzierung des Rollzentrums. Vorn und hinten werden die Federwege deutlich größer: An der Vorderachse wachsen sie um 50 auf nun 140 Millimeter. Optimiert wird auch die Aerodynamik der Karosserie mit ihren charakteristischen drei Kühlöffnungen in der Front: Der cW-Wert sinkt so von 0,620 auf 0,589.

Und was ist mit dem Herzstück, dem Motor? Unter der Federführung des Konstrukteurs Georg Scheerer entsteht der M 125, ein von einem Roots-Kompressor mechanisch aufgeladener Reihenachtzylinder mit 5.660 Kubikzentimeter Hubraum. In den Rennen des Jahres 1937 erreicht der W 125 Geschwindigkeiten von mehr als 300 km/h. Sein Motor leistet dabei zwischen 409 kW/556 PS und 430 kW/585 PS, auf dem Prüfstand erreicht das Aggregat laut Mercedes sogar 475 kW/646 PS.

Der erste von insgesamt elf gebauten W 125 wird im Februar 1937 fertiggestellt und absolviert mit Rudolf Caracciola und Hermann Lang am Steuer erste Testfahrten in Monza. Und bei der Rennpremiere in Tripolis Anfang Mai gewinnt Lang auf Anhieb. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 212,5 km/h fährt der Stuttgarter seinen ersten Grand-Prix-Sieg ein. Im weiteren Saisonverlauf gewinnt Mercedes vier von fünf Rennen. Doppelsiege gibt es beim Großen Preis von Deutschland am 25. Juli (Rudolf Caracciola vor Manfred von Brauchitsch) sowie beim Großen Preis von Italien am 12. September (Caracciola vor Hermann Lang). Am Ende der Saison wird Rudolf Caracciola zum zweiten Mal nach 1935 Grand-Prix-Europameister.

Mercedes-Benz setzt den W 125 zudem erfolgreich bei Rekordfahrten und Bergrennen ein. Rudolf Caracciola erzielt am 28. Januar 1938 mit einem vollverkleideten W 125 bei Rekordfahrten auf der Autobahn zwischen Frankfurt am Main und Darmstadt internationale Geschwindigkeitsrekorde der Klasse B. Der Wagen wird von einem 541 kW/736 PS starken 5,6-Liter-Zwölfzylindermotor angetrieben. Caracciola absolviert den Kilometer mit fliegendem Start mit 432,7 km/h und die Meile mit fliegendem Start mit 432,4 km/h. Das sind bis heute die höchsten auf einer öffentlichen Straße bei einem Rekordversuch erreichten Geschwindigkeiten. Wir gratulieren.

Ralf Loweg / mid

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