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Tradition: 60 Jahre Opel Olympia Rekord P1 - Hollywood für Deutschland

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  • 19. Juni 2017, 11:15 Uhr
  • Wolfram Nickel/SP-X

Er war der bezahlbare Traumwagen für die Blütezeit des Wirtschaftswunders. Der chromgeschmückte Opel Olympia Rekord brachte ein wenig Hollywood-Glanz in triste deutsche Vorstädte.

America First, diese heute wieder aktuelle Doktrin verfolgten die Detroiter Autogiganten schon vor 60 Jahren. So entwickelten die deutschen Töchter von Ford und General Motors ausschließlich Modelle nach amerikanischem Geschmacksmuster - und fuhren überraschend gut damit. Bester Beweis ist der vor 60 Jahren vorgestellte Opel Olympia Rekord P1 mit opulenten Chrom-Ornamenten und brillanter Zweifarblackierung, der sogar den gleichfalls neuen Ford Taunus 17 M auf die Plätze verwies.
 
Dafür war der Mittelklasse-Opel nach bewährtem amerikanischem Baukastensystem entwickelt worden und bot bereits als billiger Basistyp Olympia schicken Glanz. Für ein paar Hunderter mehr gab es einen Hauch Hollywood-Glitter in der Ausstattung Olympia Rekord. Wer glamourös über Berliner Kudamm oder Düsseldorfer Kö cruisen wollte, konnte ein kostspieliges Cabriolet oder Coupé ordern. Und für Campingausflüge oder Sehnsuchtsziele gab es den Rekord als stylischen Caravan.
 
Zunächst gab der Olympia Rekord P1 der ganzen Marke ein ausdrucksstarkes Gesicht mit mächtigem Chromgrill, dem sogenannten Haifischmaul. Weitere Symbole für neues Selbstbewusstsein waren wuchtige Chromstoßstangen und weit vorgestreckte Rundscheinwerfer. Tatsächlich verfing der laut Werbung ,,German made American Style" selbst bei den Amis so sehr, dass sofort lange Lieferzeiten für den Export des Olympia Rekord in die USA anfielen. Dabei störten sich die Kunden im Land der PS-gewaltigen Straßenkreuzer weder an der schmalbrüstigen Leistungsausbeute von 33 kW/45 PS bis 37 kW/50 PS - ab 1960 gab es optional 40 kW/55 aus 1,7-Liter - noch an der für Amerika untypischen Modellkontinuität. Immerhin blieb dieser Opel fünf Jahre optisch fast unverändert in Produktion, nachdem sich der Vorgänger noch jährliche Facelifts gegönnt hatte.
 
Unten waren Kleinstwagen, darüber der Volkswagen Käfer, dann Opel Rekord und Borgward für erfolgreiche Aufsteiger und als Krönung schließlich Opel Kapitän und Mercedes-Benz. Dazwischen platzierten sich alle anderen. Aufgebrochen wurde diese Struktur 1957 allerdings durch den Ford Taunus 17 M (P2), der genau wie der Rekord US-Pracht zu kleinem Preis bot. Trotzdem ließ sich der Rüsselsheimer die Rolle des Platzhirsches unter den Mini-Straßenkreuzern nicht nehmen. Der Rekord stürmte sofort auf Platz zwei der Verkaufscharts hinter dem Käfer. 92.410 Neuzulassungen zählte Opel im Jahr 1958, gefolgt von 26.651 Ford 17 M, gerade einmal 9.100 Borgward Isabella und nur einigen Hundert Importen wie Peugeot 403 und Citroen ID/DS. Opel legte nach und führte im August 1960 den Rekord P2 in nüchterner Eleganz ein. Der Name Olympia war damit vorläufig Geschichte, nicht aber die Erfolgsstory des Modells in US-Traumwagenkarosserie.
 
Brachte doch die deutsche GM-Tochter im Herbst 1959 den Opel 1200 als direkten Konkurrenten zum Volkswagen 1200 auf den Markt. Es fehlte dem Opel 1200 zwar an Chromschmuck und Temperament, aber dafür bot der Spar-Opel seinen 31.000 Käufern viel Auto fürs Geld. Denn mit 5.675 Mark kostete er nur wenig mehr als der Käfer und auch Winzlinge wie der Austin Mini waren nicht billiger.
 
Das Thema Sicherheit: Auch damit punktete Opel in jenen Jahren steil steigender Unfallzahlen, denn Lenkrad und Armaturen waren aufprallentschärft und der Zubehörhandel hielt Zweipunktgurte bereit. Zum ,,Traumwagen für Realisten" - so die Werbung - machte den Rekord aber seine Langlebigkeit. Motorenlaufleistungen von 200.000 Kilometern, das schafften nur wenige. Was den Rekord P1 aber nach Produktionsende nicht vor dem Aussterben schützte.

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