New Mobility

5x: Sportwagen mit E-Antrieb - Elektro-Schocker

  • In NEW MOBILITY
  • 23. Juni 2017, 21:01 Uhr
  • Mario Hommen/SP-X

Sprintzeiten von unter drei Sekunden sind für konventionell angetriebene Supersportler eher die Ausnahme als die Regel. In der Elektroauto-Szene gehören solche Fabelwerte hingegen fast schon zum guten Ton.

Sie sind die Speerspitze einer neuen Bewegung, die nichts weniger als die Mobilität revolutionieren will. Um Aufmerksamkeit und Überzeugungsarbeit für den lokal emissionsfreien Elektroantrieb zu leisten, haben einige Hersteller atemberaubend schnelle Sportwagen auf die Räder gestellt, die ohne wild fauchende Benzinmotoren aberwitzige Fahrleistungen ermöglichen. Die ultraschnellen Stromer bringen selbst eingefleischte Verbrennungsmotor-Fetischisten ins Grübeln.
 
Einer dieser neuen Wilden ist der Nio EP9, mit dem die chinesische Firma NextEV gleich in die Megawatt-Klasse eingestiegen ist. Will heißen: Die insgesamt vier E-Motoren mobilisieren zusammen 1.000 kW, was 1.360 PS entspricht. Zudem kann jede E-Maschine unglaubliche 1.480 Newtonmeter Drehmoment aus dem Stand heraus zur Verfügung stellen. Entsprechend dauert der Sprint auf 100 km/h nur 2,7 Sekunden, bis Tempo 200 verstreichen lediglich 7,1 Sekunden. Mit maximal 313 km/h gilt der EP9 als schnellster E-Sportwagen der Welt. Im Frühjahr 2017 erzielte der Nio mit 6 Minuten 45,9 Sekunden sogar einen neuen Nordschleifenrekord. Die Wunder-Flunder kann man übrigens kaufen. Rund 1,4 Millionen Euro soll ein Exemplar kosten. Vertrieben wird der atemberaubend schicke und mit viel Know-how europäischer Ingenieure entwickelte Stromsportler allerdings ausschließlich in China.
 
Die ebenfalls in China beheimatete Firma Techrules will mit dem Ren dem Nio EP9 den Titel als schnellstes E-Mobil der Welt streitig machen. Im März 2017 wurde die Serienversion des Hypercars vorgestellt, die mit progressivem Design als auch aberwitzigen Leistungseckdaten imponiert. In der stärksten Ausführung soll der Stromer mit Hilfe von gleich sechs E-Maschinen 960 kW/1.305 PS und 7.800 Newtonmeter in den Vortrieb werfen. Dank dieser Kraft sprintet der 1,7-Tonner in 2,5 Sekunden auf 100 km/h und erreicht maximal 320 km/h. Als Besonderheit bietet der Ren einen Reichweitenverlängerer in Form einer mit Diesel getriebenen Microturbine. Dieses Hochleistungstriebwerk soll dank 80-Liter-Tank in Kombination mit einer 25-kWh-Batterie eine Reichweite von 1.170 Kilometer erlauben. Preise werden nicht genannt, vermutlich wird der in kleiner Stückzahl in Handarbeit gefertigte Hightech-Renner jedoch einige Millionen kosten. Euro oder Dollar, versteht sich.
 
Rund eine Million Euro verlangt die kroatische Firma Rimac für ihr Hypercar Concept One. In seiner jüngsten Ausbaustufe leistet der Stromer mächtige 900 kW/1.224 PS und 1.800 Newtonmeter Drehmoment, was eine Sprintzeit aus dem Stand auf 100 km/h in 2,5 Sekunden erlaubt. Die Höchstgeschwindigkeit von abgeregelten 300 km/h knackt der Balkan-Bolide nach nur 14 Sekunden. Die insgesamt vier Motoren treiben jeweils ein Rad an, was ein besonders agiles Torque-Vectoring erlaubt. Trotz dieser bei schnellen Kurvenfahrten hilfreichen Technik ist The-Grand-Tour-Moderator Neil Hammond mit einem Concept One jüngst beim Hemberger Bergrennen mit einem Rimac von der Straße abgekommen. Der Brite hat sich ein Knie gebrochen, der Rimac wurde hingegen ein Opfer der Flammen.
 
Wenn auch kein reinrassiger Sportwagen, wird doch Teslas Model S die meisten konventionell getriebenen Supersportler alt aussehen lassen. Zumindest beim 100-km/h-Sprint, wenn die Variante P100D antritt. Diese Topversion der Luxuslimousine hat neben einer riesigen Batterie für über 600 Kilometer Reichweite außerdem noch ein paar Extra-PS für besonders schnelle Sprints an Bord. Dank 515 kW/700 PS fällt die 100er-Marke nach nur 2,7 Sekunden. Maximal sind 250 km/h drin. Im Vergleich zu den anderen Elektro-Rennern ist der voll alltags- und familientaugliche Tesla mit einem Preis von rund 160.000 Euro übrigens ein Schnäppchen.
 
Ebenfalls mehr Gran Turismo denn rassiger Sportwagen ist der G4 des japanischen Herstellers GLM. Der Viersitzer mit vier Flügeltüren hat zwei Motoren an Bord, die zusammen 400 kW/540 PS und 1.000 Newtonmeter Drehmoment leisten. Die Sprintzeit aus dem Stand auf 100 km/h beträgt 3,7 Sekunden, dank eines mehrstufigen Getriebesystems sind maximal 250 km/h möglich. Wann der G4 in Serie gebaut wird, ist noch ungewiss. In Japan ist GLM jedenfalls eine feste Größe im Elektroauto-Markt. Seit einigen Jahren produziert die Firma in Kyoto den 225 kW/305 PS starken batterieelektrischen Sportroadster Tommy Kaira ZZ. Mit dem G4 soll ein großes, alltagstaugliches Modell folgen. GLM kopiert damit den Aufstieg von Tesla. Die Amerikaner sind ebenfalls zunächst mit einem Roadster angetreten, um dann mit dem Model S zum großen Player in der E-Mobilität aufzusteigen.

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