Sonst noch was?

Sonst noch was? - Zwischen Schrott und Träumen

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  • 13. August 2017, 12:33 Uhr
  • Günter Weigel/SP-X

Es gibt eine neue Abwrackprämie, sie heißt nur anders und kostet das Geld der Autoindustrie. In Kalifornien wird derweil das Geld der Gläubigen einer neuen Mobilität verbrannt.

Seit dieser Woche haben so ziemlich alle Hersteller, die in den vergangenen Jahren in nennenswerten Stückzahlen Dieselmodelle in Deutschland verkaufen konnten, zum Teil sehr beachtliche Verschrottungsprämien ausgelobt. Wer seinen Euro-4-oder-schlechter-Diesel zurück gibt, erhält unter Umständen 10.000 Euro für das betagte Teil, wenn man im Gegenzug ein sehr teures neues Auto kauft. Das klingt verrückt, zumal die Hersteller diese Kosten aus eigener Tasche zahlen. Als ordentliche Kaufleute machen die Manager dabei natürlich keine wirklich verrückten Aktionen. Tatsächlich wird die Kundschaft, die ein Modell kauft, das eine derart hohe Prämie rechtfertigt, höchst selten ein so altes Auto ihr Eigen nennen. Das Gros wird eher mit kleineren Prämien zu kleineren Autos greifen. Aber damit ist vielleicht am Ende tatsächlich der Umwelt gedient.

Letzteres behauptet bekanntlich auch die Deutsche Umwelthilfe für sich und fordert vom KBA, Porsche mit 110 Millionen Euro Bußgeld zu belegen, dass dann anschließend gerne in die Kassen der DUH fließen darf. Es gilt schließlich, weitere Prozesse gegen die böse Autoindustrie zu führen und das geht am besten auf deren Kosten. Und zwar so lange, bis die ganzen bösen Autos aus den schönen Innenstädten verbannt sind.

Soweit wird es wohl nicht kommen, zumal sich auch in der veröffentlichten Meinung die Stimmen mehren, die finden, wir Deutschen würden sehr masochistisch auf unsere Autoindustrie einprügeln - und zwar komischerweise nur auf die deutsche. Womit wir tatsächliche Betrügereien nicht nachträglich gutheißen wollen. Aber all denen, die sich klammheimlich an Untergangsszenarien erfreuen, sei folgendes Zitat eines Kollegen empfohlen: ,,Die Alternative wäre, dass Deutschland mit ganz vielen Manufactum-Katalogkunden, aber ohne Industrie sich an der Gestaltung einer besseren Mobilitäts-Welt nur noch per Kommentarspalte beteiligt. Das gefiele nur denen, die nicht mehr lange genug leben, um zu erleben, dass Holzöfen, Vinyl-Schallplatten und Bakelit-Telefone anders als moderne Industrien ein Symptom des Wohlstands sind, nicht aber dessen Ursache."

Die gleichen Menschen, sowohl Lesende wie Schreibende, huldigen derweil unverdrossen Elon Musk und Tesla. Dem muss man zugutehalten, dass er tatsächlich viel bewegt. Aber der Hype, der um fast jede Tesla-Meldung gemacht wird, ist schon erstaunlich. Tesla kommt nicht zur IAA. So what? 2015 war Tesla mit einem Winzstand vertreten, jetzt gilt die Absage gleich als Zeichen des Niedergangs der Messe und wird durch alle Gazetten gejagt.

Tatsächlich gibt Musk praktisch gar kein Geld für Werbung aus und dazu gehören irgendwie ja auch Messen. Musk muss auch kein Geld für Werbung ausgeben, die bekommt er von den Medien ganz umsonst, er ist schließlich der Messias der neuen Mobilität. Übrigens braucht er mal wieder Geld. Die Produktion des Model 3 - das endlich massentaugliche E-Fahrzeug, dass ab 2019 (etwa) zu Preisen von nicht unter 40.000 Euro (wer wettet dagegen?) auch nach Deutschland kommen soll - muss noch bezahlt werden.

Im zweiten Quartal hat sein Unternehmen schlanke 336 Millionen Dollar verloren. Drei Milliarden Dollar Barbeständen stehen acht Milliarden Verbindlichkeiten gegenüber. Das führt bei Standard & Poors zu einem B- in der Bewertung, eins unter Junkbonds. Tesla hat noch nie Geld verdient, die Anleger lieben die Aktie trotzdem. Könnte ja auch tatsächlich sein, dass alles so klappt, wie sich Musk das ausdenkt. Könnte auch sein, dass wir nächste Woche im Lotto gewinnen. Die Meldung mit der neuen Tesla-Anleihe von 1,5 Milliarden Dollar wurde übrigens auch gedruckt, aber viel kleiner und nur auf Wirtschaftsseiten. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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