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Sonst noch was - Fallende Zahlen, steigende Werte

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  • 20. August 2017, 12:45 Uhr
  • Günter Weigel/SP-X

Des einen Leid, des andren Freud. So geht das mit den Schlagzeilen der Woche. Uns kamen bei deren Lektüre sogar noch ein paar Ideen.

Nachdem so langsam jeder Hersteller eine Prämie für den Umtausch und hilfsweise das Abwracken der alten Modelle im Angebot hat, ist das Thema von den Titelseiten wieder verschwunden. Nicht ganz unschuldig daran dürfte die Insolvenz von Air Berlin gewesen sein. Jetzt kann man sich, statt über Diesel, trefflich darüber aufregen, dass der Sinkflug der maroden Airline mit Staatsknete abgemildert wird. Ausnahmsweise stimmen wir an dieser Stelle den Befürwortern zu, schließlich hätte es sicherlich auch einiges gekostet, gestrandete Touristen wieder heimzuholen. Zudem ist der Staatskohle ja ordentlich abgesichert und sollte mit den ersten Verkaufserlösen refinanziert werden. Hoffen wir mal.

Apropos fliegen. Was wird nun eigentlich aus BER? Die Älteren werden sich erinnern, das ist diese staatliche Gedenkstätte für Großbauten im Brandenburgischen, die als einziges Denkmal Deutschlands eine eigene Start- und Landebahn hat. Ohne Air Berlin braucht BER doch eigentlich niemand mehr. Vielleicht hat die Autoindustrie Verwendung. Die Strecke wäre doch perfekt, um Abgase auf vergleichbarem Niveau einer echten Straße zu analysieren. Und lokal würden erhöhte NOx-Werte - die natürlich nie und nimmer auftreten werden - auch keinen stören. Außerdem könnte man prima autonomes Fahren ohne Feindberührung ausprobieren. Um es etwas komplexer zu machen, böte sich zudem an, mit kleinen selbstfahrenden Fahrzeugen im Terminal herumzukurven. Auch dort ist reichlich Platz und man macht nichts wirklich Wertvolles kaputt. Also, falls mal was schiefgeht, was natürlich nie und nimmer passiert. Vielleicht kann die Autoindustrie gemeinsam so BER aus dem Denkmalstatus heraushelfen. Als kleine Wiedergutmachung für allerlei Unbill, der zuletzt auch die Politik in Mitleidenschaft zog.

Zu den mehr oder weniger kleinen Widrigkeiten gehört auch die Verunsicherung der Verbraucher. Die hören ,,Fahrverbot" und denken gleich, ,,Ich muss mein Auto verschrotten". Dass Fahrverbote nur in manchen großen Städten und dort auch nicht immer drohen, nicht aber jetzt schon und schon gar nicht dauernd gelten, geht dabei so ein ganz klein wenig unter. So konnten wir dieser Tage einem Leser guten Gewissens raten, seinen ältlichen, aber völlig einwandfreien Diesel einfach mal weiterzufahren. Das Modell ist sparsam, der gute Mann wohnt auf dem platten Land und fährt nie in einer der potentiell betroffenen Städte, hatte aber aus der ganzen Diskussion heraus nur ,,Fahrverbot" verstanden.

Dabei wäre es wohl durchaus schädlich, würde er seinen sparsamen Selbstzünder jetzt gegen ein neueres Auto mit Benzinmotor tauschen. Womöglich noch gegen ein SUV. Damit läge er zwar gleich doppelt im Trend, aber die Klimaziele wären noch schwerer zu erreichen als ohnehin schon. Nur noch jeder fünfte Deutsche will sich als nächstes Auto einen Diesel kaufen, meldete jüngst Aral, und die müssten sich mit Kraftstoff eigentlich ja auskennen.

Die Deutsche Energieagentur DENA wiederum stellte fest, dass zwar drei Viertel der Neuwagen in Deutschland im vergangenen Jahr den Effizienzklassen A+, A oder B angehörten, der CO2-Ausstoß aber nur um 1,4 Prozent sank. Das wiederum, weil die Deutschen neuerdings noch mehr SUVs kaufen. Damit wird es schwer, den Verbrauch respektive den CO2-Ausstoß weiter zu senken. Für 2021 prognostiziert die Agentur einen Mittelwert von 111 Gramm, gefordert sind 95. Das dürfte also eher nicht klappen, wenn jetzt drei Viertel der Deutschen lieber Turbobenziner kaufen als sparsame Diesel. Von E-Autos und ihren homöopathischen Absatzzahlen wollen wir an dieser Stelle schweigen. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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