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Tradition: 30 Jahre BMW 3er Touring - Der Erfolgs-Kombi

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  • 4. September 2017, 11:35 Uhr
  • Wolfram Nickel/SP-X

Es ist ein Jubiläum, das BMW eher leise feiert. Vielleicht, weil die ersten Touring-Typen in den 1970er Jahren ihrer Zeit zu weit vorausfuhren. Vielleicht auch, weil der sportive 3er Touring anfangs gar nicht geplant war. Trotzdem starteten die Kombis vor 30 Jahren durch, als stylische Eilfrachter auf der Überholspur

Im Spätsommer 1987 überraschte BMW die Autowelt mit dem ersten 3er Touring (E30). Gab es doch bis dahin nur biedere, auf maximale Kapazität ausgelegte mittelgroße Kombis, die vor allem als Familien- und Firmentransporter taugten. Nun aber lancierte BMW stylische Laster für die linke Spur in Form der fünftürigen Touring-Typen 320i, 325i und 324td. Tempo auf dem Weg zum Beachclub, Bodybuilder oder ins Büro garantierten im Touring einer der schnellsten Sechszylinder-Turbo-Diesel und starke Benziner, mit denen die Münchner damals sogar drängelnde Maserati auf Distanz halten konnten.
 
War doch dieser 3er kein weiterer Lademeister, der sich mit etablierten Raumriesen wie VW Passat Variant oder Ford Sierra Turnier messen wollte, sondern ein stilprägender Fünftürer neuer Art, den es anfangs ausschließlich als prestigeträchtigen Sechszylinder gab. Besonders der 324td als schnellster Selbstzünder seines Segments und der 325iX als einziger Kombi dieser Kategorie mit Vierradantrieb überraschten. Es war ein anhaltender Sensationserfolg, von dem selbst BMW überrascht wurde, denn der erste 3er Touring überlebte die Limousinen der E30-Baureihe bis Mitte der 90er Jahre. Erst 1995 kam eine neue 3er Touring-Generation (E36/3) in den Handel, die den Hype der kleinen Edel-Laster weiter beflügelte.
 
Tatsächlich war es ein BMW-Ingenieur, der sich 1984 aus privaten Gründen Gedanken zu einem Fahrzeug machte, das Fahrspaß und praktischen Nutzen miteinander verbinden sollte. Ausschlaggebend für die Überlegungen war seine Familiensituation - ein neues Mitglied kündigte sich an und ein Kombi sollte her. Nachdem er seinen Vorgesetzten informiert hatte, stellte er im Oktober 1984 eine 3er Limousine in die Garage, versetzte die C-Säule nach hinten und ergänzte ein Mittelstück. Die Heckklappe ließ er oberhalb der Rücklichter enden. Sechs Monate später präsentierte er das fertige Auto, immer noch mit dem Gedanken der rein privaten Verwendung seinen Vorgesetzten - und die waren begeistert.

Nur zweieinhalb Jahre später war aus dem anfänglichen Freizeitprojekt ein neuer Premierenstar der Frankfurter IAA hervorgegangen. Obwohl ein guter ausgestatteter 3er Touring 1987 fast so viel kostete wie ein BMW 730i oder eine Mercedes S-Klasse, wurde der Kombi ein Bestseller. BMW hatte übrigens den Erfolg des Touring-Konzepts schon 1991 auf den 5er übertragen, der mit einem großen Doppelschiebedach und einem separat zu öffnendem Heckfenster überraschte. Diese praktische Extravaganz adaptierten fast alle Touring-Typen.

Die Verkaufszahlen der 3er Limousine hat der Touring auch mit den 2005 und 2012 eingeführten Generationen vier (E91) und fünf (F31) nicht übertroffen, was aber daran liegt, dass Kombis vor allem in Europa en vogue sind und die 3er Baureihe für BMW ein globaler Bestseller ist. Dafür düst der Lifestylelaster seinen Rivalen immer wieder durch mutige Antriebe davon. Waren dies früher meist mächtige Diesel, dürfen es im aktuellen 3er Touring die ersten Dreizylinder-Benziner des Segments sein. Die Fans sehen es überraschend gelassen.

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